Dax aktuell Dax fällt deutlich zurück und schließt am Hexensabbat im Minus

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Der Rekordhunger der vergangenen Tage machte den deutschen Aktienmarkt anfällig für Korrekturtendenzen. Am letzten Handelstag der Woche fällt der Dax deutlich zurück und schließt 1,1 Prozent schwächer bei 14.621 Punkten. Mit Eröffnung des US-Handels weiteten sich die Verluste aus. Das Tagestief lag bei 14.563 Punkten.
In der vergangenen sowie der laufenden Handelswoche hat der Leitindex sehr dynamisch zugelegt. In den zehn Handelstagen in diesem Zeitraum erreichte er an gleich sieben Tagen ein Rekordhoch. Der jüngste Höchststand liegt knapp über 14.800 Punkten.
Damit hat der Dax im laufenden Kalenderjahr bereits sieben Prozent zugelegt – den überragenden Teil im Börsenmonat März. Die optimistischen Prognosen, die das Börsenbarometer im ersten Halbjahr bei 15.500 oder gar über 16.500 Punkten wähnen, werden immer realistischer.
Denn kleinere Rückschläge wie am heutigen Freitag hat der Dax in den vergangenen Wochen schnell ausgeglichen. Ein deutlicherer Kursrückgang – etwa Ende Januar, als das Barometer zwei Tage lang unter 13.500 Punkte fiel – erwies sich in der jüngsten Vergangenheit als Kaufgelegenheit.
Den großen Verfallstag – Hexensabbat genannt – durchlief der Leitindex heute mit vergleichsweise geringer Volatilität. Der Abrechnungskurs für Dax-Optionen ist auf 14.699 Punkte festgesetzt worden – der höchste Stand in der Geschichte. Erst danach kam mehr Bewegung in den Handel.
Am Hexensabbat verfallen Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. An diesem Tag und bereits in der Woche davor ist es möglich, dass einzelne Aktienkurse stark schwanken, weil Investoren die Preise der Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
Die Positionierungen der Anlageprofis im Vorfeld hatten ohnehin weder ein hohes Volumen noch eine Schieflage bei den gekauften Call- und Put-Optionen signalisiert. Infolge der deutlichen Kursgewinne seit Jahresanfang schien auch das Potenzial nach oben für diesen Hexensabbat ausgereizt.
Derweil geht es bei den Anleiherenditen wieder munter zu: Zwischenzeitlich, nämlich mit Beginn des Handels an der Wall Street, ist die Rendite für für eine Staatsanleihe mit zehnjähriger Laufzeit wieder auf 1,75 Prozent gestiegen. Auf diesem Niveau hatte der Wert bereits am Vortag gelegen, war anschließend jedoch bis auf 1,67 Prozent gefallen.
Die Märkte testen offenbar die Geduld der US-Notenbank, für die der Anstieg nur ein vorübergehendes Phänomen ist.
Ein bedeutender Test könnte spätestens an der Marke von zwei Prozent für eine zehnjährige US-Staatsanleihe erfolgen. Zumindest wollen internationale Fondsmanager laut einer Umfrage der Bank of America bei zwei Prozent Aktien verkaufen. Mag sein – die Markterfahrung sagt aber, dass die Profis damit bereits vorher beginnen.
Da die Renditen dann wieder leicht nachgaben, legte die Nasdaq wieder zu. Am Vortag hatten die techlastigen Indizes an der Wall Street im tiefroten Bereich geschlossen. Auch der Goldpreis kletterte leicht nach oben. Er lag zuletzt bei 1739 Dollar. Der Goldpreis ist vor allem aufgrund der steigenden Anleiherenditen seit seinem Rekordhoch von 2072 Dollar, erreicht im August des vergangenen Jahres, in der Spitze um mehr als 20 Prozent abgerutscht.
Die Frage ist: Wie weit trägt diese aktuelle Gegenbewegung? Für den technischen Analysten Martin Utschneider scheint sich bei 1671 Dollar ein Boden gebildet zu haben, mit einem nächsten Kursziel bei 1794 Dollar. Kurz- bis mittelfristig scheint seiner Ansicht nach bei dieser Marke aber der „Deckel“ drauf zu sein.
Blick auf die VW-Aktie
Angesichts eines Wochengewinns von rund 16 Prozent machen Anleger bei Volkswagen Kasse, zumindest bei dem Spekulationsobjekt VW-Stämme. Die Papiere verlieren in der Spitze 16 Prozent, während die VW-Vorzüge leicht im Plus liegen. Damit weicht offenbar die Luft aus der Spekulationsblase rund um die VW-Stämme.
Die Volkswagen-Aktie erlebte in den vergangenen Tagen angesichts der heftigen Kursschwankungen und der hohen Kursgewinne so etwas wie ihren „Tesla-Moment“. Gerade bei den mächtigen Reddit-Tradern in den USA liegt die Stammaktie im Trend.
Als Reddit-Trader werden Privatanleger bezeichnet, die sich über das gleichnamige Onlineforum über Aktientipps austauschen. Seit dem Jahresbeginn sorgen sie an den Börsen für Furore, indem sie Aktienkurse von verschiedenen Unternehmen in die Höhe katapultieren.
Seit Wochenanfang ist die Stammaktie im Vergleich zum Vorzugspapier überproportional gestiegen. Die Stämme kletterten zwischenzeitlich um mehr als 50 Prozent, vor der heutigen Handelseröffnung lagen sie immer noch 40 Prozent höher, während die Vorzüge „nur“ ein Plus von 15 Prozent aufweisen konnten.
Der Grund für diese erhebliche Kursdifferenz: Aufgrund der deutlich kleineren Menge an frei handelbaren Stammaktien kamen die Reddit-Trader mit ihren Attacken schnell zum Erfolg – zumindest bis zur Handelseröffnung am Freitag.
Die Stammaktien, die ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung des Konzerns beinhalten, befinden sich zu 90 Prozent bei Großaktionären. Sie sind deshalb kaum liquide – und große Bewegungen, wie man sie in der laufenden Woche gesehen hat, daher besonders ungewöhnlich. Investoren greifen daher in der Regel zur Vorzugsaktie, die auch im Dax notiert ist. Diese geht im Gegenzug mit einer höheren Dividende einher. Die Vorzugsaktie hat seit Jahresanfang um die Hälfte ihres Werts zugelegt – und den Gesamtmarkt damit deutlich hinter sich gelassen.
Die Performance der Volkswagen-Aktie spiegelt die freundliche Entwicklung im Automobilsektor gut wider – trotz deutlicher Verluste am Freitag. So haben neben VW auch die Titel von Daimler (plus 28 Prozent seit Jahresanfang) und BMW (plus 19 Prozent) das Vor-Corona-Niveau inzwischen längst überschritten. Auch der europäische Branchenindex, der unter anderem diese Werte abbildet, hat deutlich zugelegt.
Auto-Aktien profitierten von der allgemeinen Branchenrotation an den Märkten. Investoren greifen seit Monaten vermehrt zu konjunkturabhängigen Werten, die zu Beginn der Pandemie besonders stark eingebrochen sind. Außerdem finden die deutschen Autobauer langsam zurück zu bekannter Stärke: Daimler etwa verdiente 2020 unter dem Strich 17 Prozent mehr.
Noch wichtiger ist der Blick in die Zukunft: Die Konzerne richten ihr Geschäft immer stärker auf die Produktion mit Elektroautos aus. BMW etwa kündigte in der laufenden Woche eine Anpassung der Eletromobilitäts-Strategie an, während VW bis 2030 in Europa bei allen verkauften Autos einen Elektroanteil von 70 Prozent anstrebt und sogar sechs eigene Batteriezellwerke in Europa aufbaut. Investoren halten die ambitionierten Pläne der Konzernchefs für plausibel – und kaufen fleißig zu.
Einzelwerte im Fokus
Gea: Mit einem Plus von zwischenzeitlich drei Prozent lagen die Papiere im Nebenwerte-Index MDax weit vorn. Sie schlossen knapp darunter mit einem Plus von 2,9 Prozent.
Die Schweizer Großbank UBS hatte die Titel des Anlagenbauers von „Neutral“ auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel von 33 auf 40 Euro angehoben. Laut der Studie dürften Auftragsdynamik und Ergebniswachstum zunehmen und dadurch letztlich zu einer Neubewertung führen. Zudem dürfte das Management durch den Umbau die Gewinnmargen steigern.
Shop Apotheke: Viele Kunden bestellen ihre Medikamente inzwischen online – das treibt das Wachstum der europäischen Versandapotheken. Die im MDax geführten Titel der Shop Apotheke gehörten am heutigen Handelstag mit einem Kursplus von 2,5 Prozent auf 185 Euro zu den größten Gewinnern – eine Art Gegenbewegung zum gestrigen Handelstag, als die Papiere von 190 Euro auf bis zu 173 Euro gefallen waren.
Lufthansa: Aktien aus der Luftfahrtbranche gehören im Nebenwerteindex zu den größten Verlierern. Die Papiere der Lufthansa schlossen 3,7 Prozent, Airbus-Aktien 3,8 Prozent und Fraport-Titel 1,7 Prozent tiefer.
Teamviewer: Die Aktien der Softwarefirma fielen im Nebenwerteindex zwischenzeitlich um 16 Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 36 Euro und steuerten auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. Gegen Abend erholten sich die Papiere etwas und schlossen 12 Prozent im Minus bei 37,56 Euro.
Das Unternehmen hatte sein Margenziel deutlich gesenkt – aufgrund gestiegener Marketingausgaben. Teamviewer wird ab der kommenden Saison für fünf Jahre Haupttrikotsponsor von Manchester United.
Heidelberg Cement: Die Anteilsscheine werden von positiven Analystenstimmen gestützt. Zeitweise führten sie die Dax-Gewinnerliste an, im weiteren Verlauf notierten sie ein Prozent fester bei 73,45 Euro und schlossen schließlich 0,3 Prozent im Plus bei 73,00 Euro.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Durch die Verluste am Freitag hat der Dax eine Aufwärtskurslücke geschlossen, die er am Vortag aufgerissen hatte – zwischen 14.601 und 14.670 Punkten. Solche Aufwärtskurslücken entstehen, wenn der höchste Stand eines Handelstags unter der tiefsten Notierung des Folgetags liegt. Das gilt umgekehrt bei Abwärtskurslücken.
Solche Lücken dienen für gewöhnlich als Unterstützungsmarken, die Anleger beachten sollten. Die erste wichtige Anlaufstelle darunter liegt bei 14.409 Punkten, das bisherige Korrekturtief der Rekordjagd in diesem Monat. Darunter bieten sich die ehemaligen Dax-Rekordmarken zwischen 14.131 Punkten, die im Februar erreicht wurde, und 14.197 Zählern aus dem Monat März für tradingorientierte Anleger als Stop-Loss-Marke an.
Auf der Oberseite ist derzeit das Rekordhoch von 14.804 Punkten das Maß aller Dinge.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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