Dax aktuell Dax geht nach neuem Rekordhoch die Puste aus – Cashquote der Anleger ist deutlich gesunken
![Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]](/images/dax-kurve/27639280/19-format2020.jpg)
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt setzte sich am Mittwoch die freundliche Tendenz zunächst fort. Im Vormittagshandel erreichte der Dax mit 16.283 Punkten ein neues Rekordhoch, ging aber anschließend in den Seitwärtsmodus über. Zum Handelsschluss notierte das Börsenbarometer bei 16.251 Zählern – ein knappes Plus von 0,02 Prozent.
Am gestrigen Dienstag war der Leitindex mit einem Plus von 0,6 Prozent und einem Punktestand von 16.247 Zählern aus dem Handel gegangen und hatte mit 16.266 Zählern die bisherige Bestmarke erreicht.
Die derzeit entscheidende Frage lautet: Wie weit steigt der Dax noch? Denn die Serie der neuen Bestmarken scheint kein Ende zu nehmen. Seit vergangener Woche liegt diese Zahl mittlerweile bei acht.
Es spricht vieles dafür, dass es nach einem Plus von 18 Prozent seit Jahresanfang nun einen vergleichsweise eher ruhigen Jahresausklang gibt. So dürfte es in den verbleibenden sechseinhalb Wochen wohl keine Korrektur mehr geben, also einen Rückgang von mindestens zehn Prozent.
Aber auch auf der Oberseite scheint das Kurspotenzial nach derzeitigem Stand in den restlichen Wochen des Jahres eher begrenzt zu sein. Notierungen oberhalb von 17.000 Punkten dürfte es vermutlich erst in den ersten Monaten des neuen Börsenjahres geben. Vom Rekordhoch gerechnet wäre das ein weiteres Plus von 4,5 Prozent.
Was gegen eine Korrektur spricht
Das Börsenjahr 2021 verlief bislang nach dem klassischen Muster. Es gab lediglich zwei Ausnahmen: Das Rekordhoch von 16.030 Punkten Mitte August kam zu einem eher ungewöhnlichen Zeitpunkt. Üblicherweise neigen die Kurse in diesem Börsenmonat eher zur Schwäche.
Was aber viel bemerkenswerter war: Es gab seit Jahresanfang keine Korrektur. Den größten Kursrückgang von einem Hochpunkt gab es im Oktober mit minus sieben Prozent. Man muss schon auf das Jahr 2003 blicken, um einen derartigen Aufwärtstrend ohne Korrektur zu finden. Damals erholte sich der Markt aber von der geplatzten Technologieblase.
Es ist unwahrscheinlich, dass es ausgerechnet in einer laufenden Jahresendrally einen größeren Rücksetzer als im Oktober gibt. Statistisch betrachtet erfolgte Anfang November der Startschuss für die sechs besten Börsenmonate.
Was gegen 17.000 Punkte zum Jahresende spricht
Der Dax erklimmt zwar immer neue Rekordstände, doch die Kaufbereitschaft nimmt ab. Abzulesen ist das an den fallenden Handelsumsätzen. Trotz neuer Bestmarken wurden in den vergangenen beiden Tagen lediglich 53 sowie 56 Millionen Stück gehandelt. Das durchschnittliche Volumen in den vergangenen vier Wochen lag bei 60 Millionen Stück pro Tag.
Der Grund: Sowohl bei den Privatanlegern als auch bei den internationalen Fondsmanagern ist die Investitionsquote deutlich angestiegen. Das belegen sowohl die Zahlen des Analysehauses AnimusX als auch die Umfrage der Bank of America unter 345 Anlageprofis.
Die Cashquote ist in den Portfolios der Profis im Schnitt auf 4,4 Prozent gesunken, nachdem sie im Oktober mit 4,7 Prozent den höchsten Stand seit zwölf Monaten erreicht hatte. Das erklärt zum einen den rasanten Anstieg in den vergangenen Wochen und lässt zum anderen den Schluss zu: Für eine Rally-Fortsetzung in diesem Tempo ist nicht mehr genügend Geld vorhanden. Seit Anfang Oktober ist der Dax in der Spitze um rund zehn Prozent angestiegen, ein Plus von mehr als 1400 Punkten. Das dürfte der Leitindex nicht halten können.
Solch eine geringe Cashquote gab es bereits in den Sommermonaten dieses Jahres. Damals gab es ständig neue Rekordhochs, die aber nicht nachhaltig waren. Der deutsche Leitindex konnte die neuen Bestmarken nicht halten. Gleichzeitig hielten sich die anschließenden Rücksetzer aber in Grenzen. Gut möglich, dass sich ein ähnliches Szenario bis zum Jahresende wiederholt. Das würde bedeuten: Der Dax erklimmt zwar neue Rekordstände, doch die Zeiten der großen Kurssprünge sind vorbei.
Dann würde erst der Start des neuen Börsenjahres eine neue Situation ermöglichen, wenn die Karten neu gemischt werden. So meint Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners nach einem Blick auf den Terminmarkt, dass „Derivatehändler und Profianleger darauf wetten, dass die Börsenparty allerspätestens im neuen Jahr zu Ende geht“.
Blick auf die Einzelwerte
Siemens Healthineers: Die Übernahme des US-Krebsbehandlungsspezialisten Varian soll dem Medizintechnikkonzern in den nächsten drei Jahren zusätzlichen Schwung verleihen. Für die Geschäftsjahre 2022/23 bis 2024/25 stellte Vorstandschef Bernd Montag auf einem Kapitalmarkttag am Mittwoch ein Umsatzwachstum von sechs bis acht Prozent pro Jahr in Aussicht. Zuletzt hatte Siemens Healthineers bereinigt um Corona-Sondereffekte knapp sechs Prozent erreicht. Die Aktie steigt um 5,6 Prozent und ist damit größter Tagesgewinner im Dax.
Westwing: Nach einer Kaufempfehlung geht es für die Anteilsscheine bergauf. Die Aktien gewinnen bis zum Handelsende fast acht Prozent. Jefferies hat die Titel mit „Buy“ in die Bewertung aufgenommen.
Home24: Die Aktien zählen mit einem Plus von 4,8 Prozent zu den Tagesgewinnern im SDax. Jefferies hat die Titel des Online-Möbelhändlers mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 23 Euro in die Bewertung aufgenommen.
Encavis: Die Ankündigung einer Hybrid-Wandelanleihe drückt die Anteilsscheine ins Minus. Die Aktien des Wind- und Solarparkbetreibers fallen im SDax um 5,7 Prozent.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Am gestrigen Dienstag wurde eine neues Aufwärtskurslücke aufgerissen, bereits die dritte seit Ende Oktober. Das ist ein Zeichen von Stärke, weil Anleger bereit sind, auf einem plötzlich höheren Niveau zu kaufen, um eine Rally nicht zu verpassen.
Diese Lücken (Fachjargon: „Gap“) entstehen, wenn der tiefste Punkt des Handelstags über dem höchsten Punkt des Vortags liegt. Sollten die Lücken offen bleiben, dürften neue Rekordhochs folgen. Denn Anleger sind bereit, bei plötzlich höheren Notierungen einzusteigen.
Das letzte Gap kam am gestrigen Dienstag zustande. Solange der Dax oberhalb des Tageshochs vom Montag dieser Woche von 16.150 Punkten notiert, bleibt diese Lücke offen. Die zweite Lücke vom 4. November würde bei 15.973 Punkten geschlossen werden. Diese beiden Kurslücken können – je nach Risikoneigung – als Absicherung auf der Unterseite herangezogen werden.
Denn sollte die zweite Lücke komplett geschlossen werden, besteht die Gefahr, dass der Dax wieder in die mehrmonatige Seitwärtsspanne zwischen 16.000 Punkten auf der Oberseite und 14.800 Zählern auf der Unterseite zurückfällt.
Auf der Oberseite wird wohl das bisherige Rekordhoch von 16.277 Zählern nur eine Durchgangsstation darstellen. Aus der monatelangen Seitwärtsphase zwischen 16.000 und 14.800 Zählern lässt sich auf längere Sicht noch ein weiteres Kursziel von 17.200 Punkten ableiten. Diese Handelsspanne, also 1200 Zähler, gilt laut Charttechnik als Maß für mögliche Kursgewinne.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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