Dax aktuell Dax geht wieder auf Talfahrt – alle 30 Werte schließen im Minus

Die Coronakrise hat die Aktienmärkte weltweit in eine Krise gestürzt.
Düsseldorf Der deutsche Leitindex geht an diesem Mittwoch wieder auf Talfahrt: Der Dax verliert zum Handelsschluss 3,9 Prozent und schließt bei 9545 Punkten - ein Minus von 390 Zählern. Alle 30 Dax-Werte liegen im Minus.
Damit entfernt sich das Börsenbarometer wieder weiter von der 10.000-Punkte-Marke. Am Vortag hatte er sie zeitweise überschritten, dann aber trotz Plus von 1,2 Prozent bei lediglich 9936 Punkten geschlossen.
Hinter den globalen Aktienmärkten liegt wegen der Coronakrise ein verheerendes Quartal: Der Dax hat seit Jahresbeginn 25 Prozent an Wert verloren. Allein im März verbuchte er ein Minus von mehr als 16 Prozent und somit sogar noch mehr als der amerikanische Dow Jones, der in dem Monat 13,7 Prozent verlor.
Es hatte sich am heutigen Mittwoch der gestrige Marktverlauf wiederholt. Am Dienstag rutschte der Dax nachmittags um fast 400 Punkte ab, gleichzeitig fiel der Euro gegenüber dem Dollar. Auch am heutigen Mittwoch gaben sowohl Dax als auch Euro/Dollar deutlich nach. Der Euro verlor 0,8 Prozent auf 1,0939 Dollar.
Dieses Szenario lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Vor allem ausländische Investoren verkaufen europäische Aktien. Allerdings hielt sich der Rutsch am heutigen Mittwoch im Vergleich zum Dienstag noch in Grenzen. Dazu passt auch, dass der Verkaufsdruck kurze Zeit nach Eröffnung der US-Börsen wieder nachließ und der Dax zunächst 100 Punkte gutmachen konnte.
Was ebenfalls die Märkte belastet, sind aktuelle Umfrageergebnisse aus den USA. Eine Erhebung unter mehr als 1100 Amerikanern ergab, dass 46 Prozent der registrierten Wähler sagten, sie würden Biden unterstützen, wenn er bei der Wahl am 3. November gegen Trump antreten würde. Nur 40 Prozent gaben an, sie würden für den Amtsinhaber stimmen. In einer ähnlichen Umfrage Anfang März lag Biden nur ein Prozent vor dem Präsidenten.
In Krisenzeiten sind das ungewöhnliche Werte. Denn während Trump täglich im Fernsehen über das Virus berichtet, musste Biden Spendenaktionen und andere Wahlkampfveranstaltungen einstellen, und viele Bundesstaaten haben ihre Nominierungswettbewerbe verschoben. Man kann zu Trumps Politik stehen, wie man will: An der Börse wird er gegenüber Biden immer noch favorisiert.
Am Anleihemarkt geht die Tendenz der vergangenen Tage weiter: Die Renditedifferenz (Spread) zwischen deutschen und südeuropäischen Staatsanleihen steigt. Bei griechischen Bonds liegt dieser Wert mittlerweile bei 2,21 Prozent, bei italienischen bei 2,01 Prozent. Vor allem Italien steht wegen der Coronakrise vor schweren wirtschaftlichen Zeiten.
Die Frage ist: Wann und wie reagiert die EZB auf die steigenden Renditen in Italien mit Anleihekäufen? Das könnte der Markt in den kommenden Handelstagen testen.
Nach Berechnungen von Barclays werden die Dividendenzahlungen von paneuropäischen Firmen in diesem Jahr um rund 40 Prozent zurückgehen. „Da immer mehr Unternehmen Dividenden und Rückkäufe sowie Boni und Gehälter kürzen, wird das Jahr 2020 wahrscheinlich ein äußerst schmerzhaftes Jahr für Aktionäre und Pensionsfonds“, sagte Analyst Michael Hewson von CMC Markets in London. Besonders Letztere seien von Dividendeneinnahmen abhängig, um sie an die bestehenden Rentner auszuzahlen und gleichzeitig den Rententopf für den künftigen Rentenbedarf zu vergrößern.
Der Coronavirus-Ausbruch hat die deutsche Industrie im März noch etwas härter getroffen als ohnehin befürchtet. Der Einkaufsmanagerindex fiel auf 45,4 Punkte von 48,0 Zählern im Februar, wie das Markit-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter Hunderten von Unternehmen mitteilte. Das Barometer fiel damit noch tiefer unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten, nachdem in einer ersten Schätzung ein Wert von 45,7 für März ermittelt worden war.
Börsen-Experten sind besorgt
Für Marktexperte Milan Cutkovic von Axitrader könnte „die Konsolidierung der vergangenen Woche die Ruhe vor dem zweiten Sturm an der Börse gewesen sein“. Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sagt: „Die Börsen sind wieder im Talfahrtmodus. Angesichts der immer negativeren Prognosen für die Wirtschaft werden auch die Börsenprognosen wieder negativer.“
In diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld haben am Dienstagabend die fünf britischen Banken HSBC, Barclays, Lloyds, RBS und Standard Chartered in einer koordinierten Aktion angekündigt, die letzte Dividendenzahlung für 2019 zu streichen und in diesem Jahr keine Aktienrückkäufe zu tätigen. In der Folge verloren die Aktien der Banken am Mittwoch kräftig an Wert.
Zuvor hatte die Bankenaufsicht PRA die Kreditinstitute aufgefordert, angesichts der Coronakrise auf die Ausschüttungen an die Aktionäre zu verzichten. Die britischen Aufseher waren unter Zugzwang, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) vergangene Woche einen Dividendenstopp verfügt hatte.
Der europäische Bankenindex verliert 4,3 Prozent. Die Verliererliste führen die französischen Banken an: Die Aktienkurse der Société Générale und von Natixis rutschen 13,3 sowie 7.9 Prozent ab.
Blick auf die Einzelwerte
HSBC: Europas größte Bank, die HSBC, hat ihren geplanten Dividendenstopp damit begründet, dass man Kunden in der Coronakrise helfen müsse und Ressourcen brauche, wenn der Aufschwung komme. Barclays-Chairman Nigel Higgins erklärte, der Verzicht auf Dividenden und Aktienrückkäufe sei eine schwere Entscheidung, „nicht zuletzt wegen der Auswirkungen auf die Anleger“. Doch sei es „richtig und klug“, diese Schritte jetzt zu machen, um sicherzustellen, dass Barclays den Kunden durch die Krise helfen könne. Barclays hatte eigentlich vorgehabt, am Freitag eine Dividende von rund einer Milliarde Pfund an die Aktionäre zu zahlen. Dies entfällt nun ersatzlos. Die HSBC-Aktie verlor an der Londoner Börse 9,7 Prozent.
Munich Re: Auch der Rückversicherer Munich Re hat wegen der Coronakrise seinen laufenden Aktienrückkauf bis auf Weiteres gestoppt und auch seine Jahresprognose gestrichen. Im ersten Quartal sorgten vor allem der Ausfall und die Verschiebung von Großveranstaltungen für hohe Schäden in der Schaden- und Unfallrückversicherung, wie der Dax-Konzern am Dienstag in München mitteilte. Von Januar bis März rechnet das Unternehmen daher nur noch mit einem Gewinn in niedriger dreistelliger Millionen-Euro-Höhe. Vor einem Jahr hatte der Konzern hier noch 633 Millionen Euro verdient. Immerhin: Die Dividende bleibt. Die Aktie verliert 4,9 Prozent.
Adidas: Ebenfalls gestoppt wurde das Aktienrückkaufprogramm von Adidas. Damit wolle das Unternehmen im derzeitigen Umfeld seine finanzielle Flexibilität erhalten, teilte Adidas am Dienstagabend mit. Die Aktie gab 2,9 Prozent nach.
Continental: Der Autozulieferer Continental kassiert wegen der Coronakrise seinen Ausblick und schickt Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit. Wegen der Pandemie sei derzeit nicht abzuschätzen, wann ein neuer Ausblick gegeben werden könne, teilte der Dax-Konzern aus Hannover am Mittwoch mit. Weltweit stünden mehr als 40 Prozent der Produktionsstandorte vorübergehend still. Das Papier des Unternehmens gab 7,8 Prozent nach.
Lufthansa: Der Lufthansa-Konzern will in der Coronakrise rund zwei Drittel seiner weltweit Beschäftigten in die Kurzarbeit schicken. Die Aktie, die mit 6,4 Prozent im Minus aus dem Handel ging, steht im Fokus von Hedgefonds, die ihre Spekulationen auf fallende Kurse in den vergangenen Tagen deutlich erhöht haben. Der Anteil beträgt mittlerweile 9,8 Prozent aller frei handelbaren Aktien, ein sehr hoher Wert.
Wetten auf fallende Kurse, in der Fachsprache Leerverkäufe genannt, funktionieren nach folgendem Prinzip: Investoren leihen sich Aktien von Unternehmen, bei denen sie mit Kursverlusten rechnen. Diese Papiere verkaufen sie danach und hoffen darauf, dass die Notierungen fallen. Dann können sie die Aktien später günstiger zurückkaufen und an den Verleiher zurückgeben. Also dürfen Anleger sich nicht wundern, wenn die Lufthansa in den kommenden Tagen wieder noch oben schnellt. Dann lösen die Hedgefonds einen Teil ihrer Spekulationen auf.
Deutsche Bank: Die Bank hat einen Sponsoringvertrag mit Eintracht Frankfurt geschlossen, wie der Bundesligist am Mittwoch bestätigte. Deshalb wird die Fußball-Heimstätte des Vereins künftig „Deutsche Bank Park“ heißen. Über die Höhe der jährlichen Sponsoringkosten haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart, hieß es. Die Aktie des Geldhauses verlor 6,6 Prozent.
Was die Charttechnik sagt
Der Handel am deutschen Aktienmarkt wird wieder turbulenter, ablesbar an den ständig neuen Abwärtskurslücken. Auch am heutigen Mittwoch gab es eine neue.
Solche Abwärtskurslücken entstehen, wenn das Tagestief des Vortags über dem Tageshoch des anschließenden Handelstags liegt. Das Tagestief am gestrigen Dienstag lag bei 9703 Zählern, das bisherige Tageshoch am heutigen Mittwoch wurde mit 9686 Punkten erreicht.
Auf der Oberseite sind neben der heutigen Mini-Lücke der Bereich zwischen 10.138 bis einschließlich 10.391 Punkte entscheidend. Unter anderem liegt dort das Tief vom Dezember 2018 mit 10.279 Punkten, der Startschuss für die Rally bis Mitte Februar 2020 mit dem bisherigen Rekordhoch.
„Das ist die entscheidende charttechnische Hürde, deren Überspringen die deutschen Standardwerte auf einen schnellen Erholungspfad bringen würde“, meinen die technischen Analysten der Düsseldorfer Bank HSBC.
Auf der Unterseite dürfte laut HSBC der Dax bei Kursen unterhalb von 9070 Zählern wieder in den Krisenmodus übergehen. Kurzfristig ist die Marke von 9500 Punkten seit einer Woche hart umkämpft. Der Rutsch auf 9453 Zähler am vergangenen Montag ist der tiefste Punkt seit einer Woche und dementsprechend die nächste kurzfristige Unterstützung.
Mit Agenturmaterial.
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Wenden Sie Ihren Blick doch einfach mal vom Aktienmarkt ab, und schauen Sie sich die Krypto-Jünger an.
Da ist das Toilet Paper Token aus dem Stand heraus auf Rang 0 gestürmt. Man beachte vor allem auch die besonders aufschlussreiche Form des Preisdiagramms:
https://coinmarketcap.com/de/
Ich verstehe allerdings nicht so ganz, wieso es nicht auf Platz 00 steht. ;-)
Auch in Zeiten wie diesen sollte man einfach mal herzhaft lachen! Lachen ist glaub ich auch sowieso richtig gut für das Immunsystem...