Dax aktuell Dax gibt weiter nach – Heimische Anlageprofis sahen der 700-Punkte-Rally tatenlos zu
![Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]](/images/dax-kurve/27639280/19-format2020.jpg)
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Düsseldorf Nach einer Verschnaufpause am gestrigen Mittwoch gibt der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag weiter nach. Der Dax schließt bei 15.639 Stellen 0,3 Prozent im Minus. Den gestrigen Handelstag hatte der Leitindex bei 15.687 Punkten und damit 0,8 Prozent im Minus beendet. Bislang verlaufen die beiden Konsolidierungstage konstruktiv. Mit dem bisherigen Tief von 15.613 Zählern am Donnerstagmittag ist der weitere Aufwärtstrend in keiner Weise gefährdet.
Seit der tiefsten Notierung am vergangenen Freitag ist der deutsche Leitindex in der Spitze um mehr als 730 Punkte gestiegen. Dadurch scheint klar zu sein: Die Nachricht über die Omikron-Variante sorgte für keinen Crash am Aktienmarkt, noch nicht einmal für eine Korrektur, für die ein Minus von zehn Prozent Bedingung ist.
Mit einem Rückgang von 8,5 Prozent gegenüber dem Rekordhoch von 16.290 Stellen war es bislang lediglich eine erneute Konsolidierung im intakten Aufwärtstrend. Verhaltensökonom Joachim Goldberg hatte genau diese Entwicklung vor einer Woche nach Auswertung der damaligen Umfrage der Börse Frankfurt unter mittelfristig agierenden Anlageprofis und Privatanlegern prognostiziert.
Und wie haben die Profis laut der aktuellen Umfrage der Börse Frankfurt auf diesen rasanten Kursanstieg reagiert? Überhaupt nicht – sie haben weder ge- noch verkauft. Diese Passivität lässt sich nur mit einem saisonalen Faktor erklären. Die institutionellen Investoren hoffen auf einen Jahresschlussspurt – auf eine Fortsetzung dieser Rally bis zum Jahreswechsel.
Bei den Privatanlegern hat sich mehr getan, die Stimmung ist gestiegen. Das hängt mit einer nur kleinen Gruppe von aktiven Tradern zusammen, die in die Schwäche hinein ihre Short-Positionen verkauft haben und nun auf steigende Kurse setzen. Weil die heimischen Profis dem rasanten Kursanstieg nur zugeschaut haben, waren es vermutlich längerfristige Kapitalströme aus dem Ausland, die den Dax nach oben gehievt haben – so wie Goldberg es vor einer Woche auch erwartet hatte.
Damit hat sich die Ausgangssituation im Vergleich zur Vorwoche wenig geändert. Die künftige Dax-Entwicklung hängt von den Käufen der ausländischen Profis ab, die Institutionellen hierzulande werden wohl passiv bleiben. Sollten die Kurse weiter steigen, dürften keine Gewinnmitnahmen der heimischen Institutionellen diese Entwicklung bremsen.
Das gilt allerdings auch auf der anderen Seite: Bei extrem negativen Nachrichten dürften die heimischen Profis nicht gewillt sein, mit Stützungskäufen einzugreifen. Doch Goldberg sieht den Dax in einer guten Ausgangssituation. „Geld ist genug vorhanden“, meint der Verhaltensökonom zu den Kapitalzuflüssen aus dem Ausland.
200-Tage-Linie bietet Unterstützung
Sollte es hingegen zu einem Kursrutsch kommen, bietet auf der Unterseite die 200-Tage-Linie Unterstützung, die täglich um rund neun Punkte steigt und derzeit bei 15.442 Zählern liegt. Diese Marke wird vor allem von langfristigen Investoren beachtet. Immer dann, wenn solch ein wichtiger Bereich wie diese Durchschnittslinie überwunden wird, kommt es anschließend oftmals zu einem sogenannten „Pull Back“, einem erneuten Testen dieser Marke.
Die Chancen dafür sind in den kommenden Tagen vorhanden. Sowohl die US-Notenbanksitzung Mitte nächster Woche als auch der große Verfallstag, „Hexensabbat“ genannt, am Freitag nächster Woche haben das Potenzial für größere Kursschwankungen.
Solch größere Kursschwankungen gibt es derzeit bereits am Rentenmarkt. Die Rendite für eine zehnjährige Anleihe schwankte am Mittwoch zwischen minus 0,407 Prozent auf der Unter- und minus 0,306 Prozent auf der Oberseite – eine ungewöhnlich hohe Differenz.
Offensichtlich sind sich die Akteure uneins, was die neuen US-Inflationsdaten am morgigen Freitag bringen. Vermutlich dürfte die Inflation steigen, möglicherweise sogar auf den höchsten Stand seit den 80er-Jahren. Die hohen Schwankungen am Rentenmarkt werden wohl weitergehen. Zum heutigen Handelsauftakt notiert dieser Wert für eine zehnjährige Bundesanleihe bei minus 0,345 Prozent.
Blick auf die Einzelwerte
Salzgitter: Nach einer Herunterstufung stehen die Papiere unter Druck. Die Aktien verlieren bis Handelsschluss 2,2 Prozent und sind damit einer der schwächsten SDax-Werte. Morgan Stanley hat die Titel auf „Underweight“ von „Equal Weight“ heruntergenommen.
Deutsche Bank: Die Aktien zählten mit einem Abschlag von 3,4 Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Dem Geldhaus droht neuer Ärger mit der US-Justiz. Die Behörde hat das Frankfurter Finanzinstitut darüber informiert, dass es eine aufgeschobene Anklagevereinbarung verletzt haben könnte.
Porsche: Für die Aktien der Holding ging es am Donnerstag zunächst bergauf. Am Ende des Handelstags notierten die Papiere hauchdünn im Plus bei 84,38 Euro. An den vergangenen beiden Handelstagen hatten sie bereits mehr als zwölf Prozent gewonnen.
Volkswagen schaut sich Insidern zufolge einen Börsengang der Sportwagen-Tochter Porsche weiter als Möglichkeit an, um Mittel für den Schwenk zur Elektromobilität freizuschaufeln. Die Aktien von VW geben 0,9 Prozent nach. Lesen Sie den Handelsblatt-Bericht.
Scout24: Nach einer Hochstufung fanden sich die Aktien am Donnerstag an der MDax-Spitze wieder. Die Aktien lagen am Abend 0,7 Prozent im Plus. Die Analysten von JP Morgan haben die Titel auf „Overweight“ von „Neutral“ angehoben.
Unicredit: Die Aktien der italienischen Großbank schossen nach neuen Wachstumszielen gut zehn Prozent auf knapp 12,80 Euro nach oben. Damit notierten sie so hoch wie seit Februar 2020 nicht mehr. Wegen der starken Aufwärtsbewegung wurde der Handel mit den Titeln in Mailand zeitweise sogar angehalten. Bis 2024 soll das Nettoergebnis im Schnitt um zehn Prozent jährlich auf mehr als 4,5 Milliarden Euro steigen, teilte die Hypo-Vereinsbank-Muttergesellschaft mit.
Auto1: Für die Titel ging es nach einer Herunterstufung bergab. Die Aktien verloren 5,6 Prozent auf 23,80 Euro und hielten damit die rote Laterne im MDax. Die Analysten von JP Morgan haben die Titel auf „Neutral“ von „Overweight“ gesetzt und sehen das Kursziel nun bei 28 (52) Euro.
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