Dax aktuell Dax legt Verschnaufpause ein – Niedrige Handelszahlen lassen Bitcoin abstürzen

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Der deutsche Aktienmarkt legt nach einem Rekordhoch am Vortag eine Verschnaufpause ein. Zum Handelsschluss notiert der Dax 0,2 Prozent im Minus bei 15.640 Punkten, dem dritthöchsten Schlusskurs seiner Geschichte. Mit dem Tageshoch von 15.727 Zählern notierte der Leitindex sogar nahe am Rekordhoch, das am gestrigen Montag mit 15.732 Stellen erreicht wurde.
In Deutschland nehmen die Anleger nach deutlichen Zuwächsen in der vergangenen Woche und auch am gestrigen Montag bei den Automobilaktien Gewinne mit. Der entsprechende Branchenindex gibt mehr als ein Prozent nach und entfernt sich damit leicht von seinem Rekordniveau. Die Aktien der drei deutschen Autohersteller im Dax rutschten alle ins Minus. Die VW-Aktie verlor mehr als zwei Prozent, gefolgt von Daimler (minus 1,6 Prozent) und BMW (minus 0,6 Prozent).
Der Blick auf das tägliche Handelsvolumen zeigt: Der deutsche Leitindex geht allmählich in die Sommerpause. In den drei vergangenen Sitzungen wechselten weniger als 50 Millionen Papiere den Besitzer. Am gestrigen Montag waren es nur noch knapp 47 Millionen Stücke. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Volumen an einem Handelstag seit Jahresanfang beträgt 71 Millionen Aktien.
Die Sommerphase an der Börse hat ihre eigenen Gesetze. Denn ein geringeres Handelsvolumen kann schnell zu höheren Kursschwankungen führen, weil in dieser Zeit auch viele große Player im Urlaub sind. Doch diese höheren Schwankungen bedeuten nicht, dass der Dax in dieser Phase eine neue, nachhaltige Rally startet oder plötzlich in einen mittelfristigen Abwärtstrend umschwenkt.
Spätestens dann, wenn die institutionellen Investoren wieder ihren Urlaub beenden, geht es meistens wieder in die andere Richtung. In vielen Fällen liegt der Dax nach dem Ende der Sommerpause auf einem ähnlichen Niveau wie zu Beginn dieser Phase.
Für den Sentimentexperten Stephan Heibel, der die wöchentliche Handelsblattumfrage Dax-Sentiment auswertet, kommt „jetzt die Zeit, in der Anleger ihr Portfolio in aller Ruhe auf die neuen Gegebenheiten umstellen können“. Sein Ratschlag: Starke Kursgewinne bei Corona-Gewinnern könnten realisiert werden, während Rückschläge bei den konjunktursensiblen Industrieaktien zum Einstieg genutzt werden könnten.
Blick auf die Einzelwerte
Gea: Eine Herabstufung macht der Aktie des Anlagenbauers zu schaffen. Die Titel gaben zeitweise um 4,5 Prozent nach und beendeten den Handel mit einem Minus von 2,3 Prozent beim Stand von 34,29 Euro. Die US-Bank Goldman Sachs stufte die Aktie auf „Sell“ von „Neutral“ herunter und stutzte das Kursziel auf 28 Euro von zuvor 32 Euro.
Lonza: Die Aussicht auf Produktionsaufträge für ein neues Alzheimermedikament haben die Aktien des Schweizer Arzneimittel-Auftragsherstellers Lonza am Dienstag auf ein Rekordhoch geschoben. Die Anteile des Konzerns aus Basel stiegen an der Börse in Zürich um 5,3 Prozent auf 642,60 Franken. Lonza setzte sich damit an die Spitze sowohl der Schweizer Standardwerte als auch der europäischen Gesundheitstitel.
Die Analysten der Deutschen Bank sehen in der Zulassung des Alzheimermittels Aducanumab einen „bedeutenden Katalysator“ für Lonza. Die Nachfrage nach dem Präparat dürfte riesig sein, prognostizierten sie. Lonza sei groß, habe nur wenige direkte Konkurrenten, und es sei sehr wahrscheinlich, dass die Schweizer an der Produktion beteiligt werden dürften. Denn ein Unternehmen alleine werde nicht in der Lage sein, die benötigten Kapazitäten bereitzustellen.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA ließ mit Aducanumab, entwickelt vom US-Biotechnologiekonzern Biogen und der japanischen Eisai, erstmals ein Medikament zu, das die zugrundeliegenden Ursache der Nervenerkrankung behandelt.
Die Coronakrise hat Lonza 2020 ins Rampenlicht gerückt. Der Konzern produziert den Wirkstoff für den Covid-19-Impfstoff des US-Unternehmens Moderna. Mit einem Wertzuwachs von fast zwei Drittel war Lonza vergangenes Jahr der mit Abstand größte Gewinner unter dem Schweizer Bluechips, hinkt dem Leitindex SMI im laufenden Jahr mit einem Kursplus von gut sieben Prozent allerdings leicht hinterher.
Klöckner & Co.: Beim Duisburger Stahlhändler wächst angesichts weiter gestiegener Preise für den Werkstoff die Vorfreude auf die Ergebnisse des zweiten Quartals. Das sorgte bei der Aktie für ein deutliches Plus: Die Aktien beendeten den Handel 7,2 Prozent höher als Vortag beim Stand von 11,70 Euro. Die Stahlpreise seien sowohl in Europa als auch in den USA deutlich gestiegen. Den kompletten Bericht legt der neue Vorstandschef Guido Kerkhoff am 10. August vor. In dem Zusammenhang steigen auch die anderen Stahlaktien wie Thyssen-Krupp und Salzgitter.
Windeln.de: Einen Höhenflug wie zuletzt sogenannte „Meme“-Aktien in den USA erleben die Titel von Windeln.de. Nachdem sich ihr Wert am Vortag mehr als verdoppelt hatte, schossen sie am Dienstag bis zum Handelsschluss um gut 130 Prozent auf 5,10 Euro nach oben. „Im Endeffekt ist das Zockerei“, sagte ein Händler. Fundamental gebe es keine Gründe für den Kursanstieg.
Am Wochenende sei der Wert auf einer Internetseite gepusht worden. Spekulationen über Rückenwind durch Chinas Schwenk in der Geburtenpolitik seien dagegen „an den Haaren herbeigezogen“. „Trader versuchen einfach, in sehr kleinen Werten ihr Glück zu machen.“ Davon profitierten auch die Adler Modemärkte, deren Titel um rund ein Drittel auf 1,37 Euro anzogen.
In den USA hatten zum Wochenstart erneut die „Meme“-Aktien ein Kursfeuerwerk gezündet. Diese von Kleinanlegern in sozialen Netzwerken hochgejubelten Titel wie etwa der Kinobetreiber AMC Entertainment oder der US-Videospielehändler Gamestop fuhren erneut zweistellige Kursgewinne ein. Angesichts des steilen Kursanstiegs von Aktien mit Fan-Gemeinden im Internet will die US-Börsenaufsicht SEC nun genau hinschauen.
Bitcoin stürzt wieder ab
Die wichtigste Kryptowährung Bitcoin geht weiter auf Talfahrt. Bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag stürzte sie um zehn Prozent auf rund 32.900 Dollar ab. Am Dienstagnachmittag rutschte die älteste Digitalwährung unter die Marke von 32.000 Dollar. Auch Währungen aus der zweiten und dritten Reihe verloren: Ethereum, Ripple und Litecoin rutschen um bis zu zehn Prozent ab.
„Der Kurs läuft nun unmittelbar Gefahr, unter die 30.000-Dollar-Marke zu fallen“, meint Analyst Timo Emden vom gleichnamigen Researchhaus. Das würde ein neues Korrekturtief nach dem Rekordhoch vom 13. April bedeuten. Damals erreichte die Kryptowährung die Marke von fast 65.000 Dollar, rutschte aber anschließend bis Mitte Mai auf rund 30.000 Dollar ab.
Emdens Meinung nach fehle es nach wie vor an überzeugten Käufern. Das bestätigen auch die Daten der Website „The Block“. Laut deren Daten ist die Anzahl der täglichen Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk mit 217.000 auf das tiefste Niveau seit August 2018 gefallen.
Zur Einordnung: 2018 war ein sehr schwieriges Jahr für Cyber-Devisen. In diesem Jahr rutscht der Bitcoin-Kurs um mehr als 70 Prozent ab.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Seit dem Ausbruch aus der gut zweimonatigen Seitwärtsrange mit 14.800 Punkten auf der Unter- und 15.500 Zählern auf der Oberseite hat sich das charttechnische Bild gewandelt. Aus dem ehemaligen Widerstand 15.500 ist nun eine Unterstützungsmarke geworden. Dazu passt das Korrekturtief seit diesem Ausbruch, das mit 15.477 Zählern am vergangenen Donnerstag erreicht wurde. Dieser Bereich bietet sich für tradingorientierte Anleger als Stop-Loss-Marke an.
Solange der Dax oberhalb dieser Marke bleibt, ist der Rallymodus intakt und gilt das Kursziel von 16.200 Punkten. Zur Berechnung wird die ehemalige Seitwärtsspanne von 700 Punkten zur Oberseite addiert. Auf dem Weg dahin sind für die technischen Analysten der Bank HSBC die Marken 15.764 und 15.925 Punkte die nächsten Etappenziele.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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