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Dax aktuell Dax macht Vortagesverlust teilweise wett – Vier Gründe, warum die 15.000-Punkte-Marke aber nicht halten dürfte

Bislang war jeder Rücksetzer eine Kaufgelegenheit. Doch Anleger sollten sich von der Hoffnung verabschieden, dass sich dieses Szenario nun wiederholt.
29.09.2021 Update: 29.09.2021 - 18:01 Uhr Kommentieren
Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Dax-Kurve

Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?

(Foto: Bloomberg Creative/Getty Images [M])

Düsseldorf Nach dem turbulenten Handelsverlauf des Vortages entspannte sich die Lage am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch. Der Dax schloss 0,8 Prozent höher bei 15.365 Punkten. Vor allem zyklische Werte wie die Autobauer standen bei den Anlegern hoch im Kurs. BMW, Volkswagen und die VW-Dachholding Porsche SE verbuchten allesamt ein Kursplus von zwei Prozent und mehr.

Der Ausverkauf am Dienstag – deutliche Verluste begleitet von hohem Handelsvolumen – hatte dem Leitindex noch ein deutliches Minus von 2,1 Prozent beschert. Der Endstand lag bei 15.248 Punkten, 320 Punkte weniger gegenüber dem Schlussstand vom Montag.

Anleger sollten den heutigen Entspannungskurs nicht überbewerten. Nach solch einem deutlichen Kursrutsch treten erste Schnäppchenjäger in Aktion. Zudem fangen Shortseller an, Gewinne einzustreichen, indem sie ihre Put-Derivate verkaufen, die bei fallenden Kursen zulegen. Das sorgt ebenfalls für steigende Kurse.

Denn Shortspekulationen funktionieren im Prinzip wie Leerverkäufe, nur dass die Bank im Hintergrund sich um die Abwicklung kümmert. Beim Kauf eines Short-Produktes wird zuerst der zugrunde liegende Basiswert verkauft und beim Verkauf wieder zurückgekauft.

Nun steht die Frankfurter Benchmark vor einer Richtungsentscheidung. Hält die wichtige Marke von 15.000 Punkten? Zweimal fand der Dax in den vergangenen Wochen kurz vor dieser Marke Halt. Noch am vergangenen Montag rutschte der Index bis auf 15.019 Punkte ab, bis wieder Käufer in Aktion traten. Das Börsenbarometer lag am Donnerstag bereits wieder bei 15.695 Punkten.

Bislang war jeder Rücksetzer eine Kaufgelegenheit. Wiederholt sich dieses Szenario? Hält die Marke von 15.000 Zählern? Es gibt mehrere Anhaltspunkte, dass sich Anleger von dieser Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr Richtung 16.000 Punkte verabschieden sollten.

1. Größeres Kaufinteresse erst unterhalb von 15.000 Punkten

Laut der Anlegerumfrage der Börse Frankfurt vom vergangenen Mittwoch unter mittelfristig agierenden Privatanlegern und institutionellen Profis verlangen die Investoren eine höhere Risikoprämie, also günstigere Einstiegskurse. Verhaltensökonom Joachim Goldberg, der die wöchentliche Erhebung der Börse auswertet, stellte am Mittwoch fest: Sollten die Kurse ins Rutschen kommen, wäre auf der Unterseite erst unterhalb von 15.000 Zählern wieder Nachfrage vorhanden.

Diese Ansicht wird auch von den Daten des Analysehauses AnimusX bestätigt. Bei dessen wöchentlicher Erhebung werden ebenfalls Profis und Privatanleger nach ihren Einstiegslevels gefragt. Das größte Kaufinteresse gibt es rund um die Marke von 15.000 Zählern, allerdings mit fallendem Niveau im Vergleich zu den Vorwochen. Großes Kaufinteresse herrscht bei rund 14.800 Zählern.

2. US-Zinsen haben noch Potenzial

Wie sensibel die Aktienmärkte auf steigende Zinsen reagieren, hat der gestrige Handelstag gezeigt. Es ist kein Zufall, dass die tiefste Dax-Notierung am Dienstag mit 15.233 Punkten nur wenige Minuten nach dem höchsten Rendite-Stand der richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihe mit 1,56 Prozent erfolgte. Danach fiel die Rendite auf 1,51 Prozent, und der deutsche Leitindex erholte sich wieder. Aktuell liegt dieser Wert bei 1,517 Prozent, was die Lage an den Aktienmärkten entspannt. Auch die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere ist auf minus 0,21 Prozent nach minus 0,175 am Vortag gefallen.

Damit ist klar: Die Zinspolitik ist und bleibt das ganz große Thema an den Börsen. Und die US-Notenbank signalisiert derzeit den Finanzmärkten ein Tapering, also ein Zurückfahren der Anleihekäufe, im Monat November. Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners hat bei den Mitgliedern der US-Notenbank Fed beobachtet: „Die Zahl derer, die das Tapering-Wort öffentlich aussprechen, wird immer größer“.

Es spricht vieles dafür, dass die US-Renditen weiter steigen. Denn ein ähnliches Szenario hat die Märkte Anfang des Jahres stark geprägt. Damals kletterte die Rendite für eine zehnjährige US-Staatsanleihe auf bis zu 1,74 Prozent, bevor der Zinsanstieg von der Notenbank ausgebremst wurde, die damals noch eine weitere lockere Geldpolitik versprach.

Mit dem Zinsanstieg werden insbesondere in den USA Anleihen wieder zu einer echten Konkurrenz für Aktien. Und die steigenden Zinsen erhöhen die Finanzierungskosten der Unternehmen und drücken so auf die Gewinne.

3. Möglicher US-Shutdown ist noch nicht eingepreist

Das Ringen um eine Erhöhung der US-Schuldengrenze geht an diesem Freitag in eine neue Runde. Die nächste Abstimmung steht an. Solche Diskussionen dauern fast immer bis zur letzten Sekunde, daran haben sich die Börsen schon gewöhnt. In der Vergangenheit dauerten solche „Shutdowns“ mal nur wenige Tage oder Stunden, womit sich die Folgen in Grenzen hielten – oder aber Wochen, was zu erheblichen wirtschaftlichen Verwerfungen führen kann.

Vertreter der US-Notenbank Fed warnen bereits vor den Auswirkungen eines möglichen Zahlungsausfalls auf die Finanzmärkte. Das könnte zu einer „extremen Reaktion der Märkte“ führen, zitiert die „Financial Times“ John Williams, den Präsidenten der Federal Reserve Bank of New York.

4. Viele technische Indikatoren mahnen zur Vorsicht

Es ist nicht nur die Saisonalität, die Anleger derzeit beachten sollten. Der September ist der schwächste Börsenmonat des gesamten Jahres, und auch der folgende Oktober gilt nicht gerade als Hoffnungsträger.

Auch die Marktbreite hat beispielsweise deutlich abgenommen. Die laufende Hausse wird von weniger Einzeltiteln getragen, was als Warnsignal gilt. Die technischen Analysten von HSBC Deutschland haben ausgerechnet, dass an den US-Aktienmärkten die Grenze von 50 Prozent stärker in den Fokus gerät. Weniger als die Hälfte der Titel haben in den vergangenen Wochen für steigende Kurse gesorgt. Das ist nicht nachhaltig.

Aus technischer Sicht signalisiert ein wichtiger Volatilitätsindikator (Fachjargon: Bollinger Bänder) weiterhin größere Kursschwankungen, weil dieser sich stark eingeengt hat. Laut den technischen Analysten von HSBC Deutschland liegen die beiden Begrenzungen des Volatilitätsindikators so dicht zusammen wie niemals zuvor in der Dax-Historie. Für Jörg Scherer von HSBC „droht der nächste Bewegungsimpuls schnell, dynamisch und nachhaltig zu werden“.

Blick auf Einzelwerte

Airbus: Die Papiere steigen um 3,3 Prozent auf 117,16 Euro. Die Analysten von Bernstein stuften die Titel auf „Outperform“ von „Market-Perform“ hoch und erhöhten das Kursziel von 121 auf 142 Euro.

Verbio: Die Titel klettern zunächst um 9,1 Prozent auf ein Rekordhoch von 59,25 Euro – gaben im Tagesverlauf allerdings wieder leicht nach. Zum Handelsschluss am Mittwoch bleibt ein Gewinn von immerhin 4,8 Prozent. Seit Jahresbeginn haben die Titel des Biokraftstoff-Herstellers bereits rund 77 Prozent zugelegt. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hat das Kursziel für Verbio von 56 auf 80 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Weltweit hätten sich die Regierungen ambitionierte Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase gesetzt, schrieb Analystin Alina Köhler in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Dafür müsse gerade im Transportsektor der CO2-Austoß verringert werden. Verbio stehe als Partner parat mit passend zugeschnittenen Lösungen rund um Biokraftstoff.

Gea: Der für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie produzierende Anlagenbauer will profitabler werden und dreht daher weiter an der Kostenschraube. Zwischen 2022 und 2026 soll durch Optimierungen im Einkauf und in der Produktion insgesamt ein Netto-Beitrag zum operativen Gewinn (Ebitda) von 150 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Der Umsatz soll durch neue Maschinen in der Produktion bis 2026 um jährlich vier bis fünf Prozent steigen. Diese Nachricht lässt die Aktie um gut zwei Prozent steigen.

Goldpreis erholt sich wieder

Die steigenden Anleiherenditen am gestrigen Dienstag sorgten für deutliche Verkäufe beim Gold. Der Preis für eine Feinunze (31.1 Gramm) fiel zwischenzeitlich unter 1730 Dollar, der tiefste Stand seit sieben Wochen. Am heutigen Mittwoch fällt der Kurs weiter, das gelbe Edelmetall wird bei 1730 Dollar gehandelt, minus 0,2 Prozent.

Auch der Commerzbank-Rohstoffanalyst Carsten Fritsch erinnert an die Bedeutung der US-Schuldenobergrenze. Sollte es bis zum 18. Oktober keine Einigung geben, droht ein Zahlungsausfall mit ungeahnten Folgen. Nach seiner Meinung spiegelt der Goldpreis dieses Risiko derzeit nicht wieder. „Der Markt täte gut daran, das Risiko nicht komplett auszublenden“ sagt der Experte.

Was die Dax-Charttechnik sagt

Seit drei Monaten bewegt sich der Dax zwischen 16.000 Zählern auf der Ober- und rund 15.000 Punkten auf der Unterseite. Nach dem Kursrutsch am gestrigen Dienstag steht die Unterseite im Fokus, die für Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Deutschland, „durchaus strategischen Charakter“ hat. Dort liegt aktuell auch die 200-Tage-Linie, die vor allem von langfristig orientierten Investoren beachtet wird.

Im vergangenen Jahr gab es in den Monaten September und Oktober eine Korrektur, die Ende Oktober endete. Der Ausverkauf wurde damals beschleunigt, als die 200-Tage-Linie unterschritten wurde. Daher kommt der 15.000er-Marke nun eine entscheidende Rolle zu.

Am gestrigen Handelstag wurde zusätzlich eine Abwärtskurslücke aufgerissen. Solche Lücken entstehen, wenn der höchste Stand eines Handelstags unter der tiefsten Notierung des Vortags geblieben ist, und gelten als ein Zeichen von Schwäche. Konkret: Am Montag lag die tiefste Notierung bei 15.552 Zählern, der höchste Kurs am Dienstag bei 15.542 Punkte. Solange diese Lücke offen bleibt, der Dax also nicht 15.552 Punkte erreicht, bleibt die charttechnische Lage angespannt.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

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