Dax aktuell Dax schließt 0,9 Prozent im Plus – Schwache US-Jobdaten schicken Anleiherenditen auf Sechs-Monats-Tief

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Der Dax hat am Mittwoch zwischenzeitlich die Marke von 15.700 Punkten geknackt, konnte das Niveau aber nicht halten: Der deutsche Leitindex schloss 0,9 Prozent im Plus bei 15.692 Zählern.
Am Nachmittag sorgte der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht des Personaldienstleisters ADP zwar für etwas schwächere Notierungen, die aber schnell wieder wettgemacht wurden. Unter dem Strich schuf die Privatwirtschaft 330.000 neue Stellen, Experten hatten dagegen mit mehr als doppelt so vielen Jobs gerechnet, nämlich mit 695.000.
Der ADP-Bericht trieb vor allem weitere Anleger in den „sicheren Hafen“ Staatsanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Sechs-Monats-Tief von minus 0,517 Prozent. Ihre britischen Pendants rentieren mit plus 0,487 Prozent ebenfalls so niedrig wie zuletzt vor einem halben Jahr
Der Wert für eine 30-jährige Bundesanleihe war bereits am gestrigen Dienstag erstmals seit sechs Monaten wieder in den negativen Bereich gerutscht und lag am Mittwoch bei minus 0,057 Prozent. Der Wert für eine zehnjährige US-Staatsanleihe sank parallel dazu am Dienstag zwischenzeitlich auf 1,1573 Prozent ab und damit auf den niedrigsten Stand seit Februar dieses Jahres. Der Rendite-Rutsch ging am heutigen Mittwoch weiter: Der Tiefpunkt lag bei 1,13 Prozent.
Gold hingegen verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1825 Dollar je Feinunze, den höchsten Stand seit Mitte Juni. Aus der Weltleitwährung ziehen sich Anleger dagegen zurück. Der Dollar-Index fällt auf 92,002 von zuvor 92,056 Prozent.
Üblicherweise geht ein rasantes Wirtschaftswachstums mit steigenden Renditen einher. Dass die Renditen aktuell sinken, sind daher klare Schwächesignale, die der Markt in Sachen Konjunkturentwicklung sendet.
Das Szenario dahinter: Die Covid-19-Pandemie könnte sich aufgrund der Delta-Variante verschärfen, neue Lockdowns könnten anschließend die Zentralbanken veranlassen, die Volkswirtschaften noch länger mit billigem Geld zu versorgen. Diese Perspektive nimmt der Markt möglicherweise vorweg.
Doch drei andere Aspekte könnten die Renditen am Anleihemarkt bald steigen lassen:
- Die US-Regierung hat zwischen Februar und Juni kaum neue Anleihen auf den Markt gebracht, doch das dürfte sich bald ändern. Das Infrastrukturpaket mit einem Volumen von rund einer Billion Dollar dürfte bald genehmigt werden und muss dann finanziert werden.
- Auch der übliche Streit über die Schuldenobergrenze jenseits des Atlantiks dürfte in den kommenden gelöst werden.
- Außerdem gehen viele Investoren davon aus, dass die Fed ihre monatlichen Anleihekäufe ab Ende des Jahres drosseln wird. Das sind drei Ereignisse, die wieder für steigenden Renditen sorgen dürften.
Wird der deutsche Leitindex den US-Börsen folgen und am heutigen Mittwoch weiter in Richtung Rekordhoch steigen, das bei 15.811 Punkten liegt? Möglich, aber eher unwahrscheinlich. Und wenn der Dax eine neue Bestmarke erreichen sollte, dürften Gewinnmitnahmen folgen. Diese Reaktion ist aus den vergangenen Wochen bekannt.
Anleger sollten angesichts der aktuellen Sommerflaute geduldig sein und auf größere Signale warten. Wie groß diese Flaute ist, stellte der gestrige Handelstag erneut unter Beweis. Die Tagesspanne von 116 Punkten war wieder gering, das Handelsvolumen mit rund 50 Millionen gehandelten Stücke erneut niedrig. Seit Jahresanfang wechselten durchschnittlich 67 Millionen Papiere den Eigentümer.
Das mittelfristige Bild zeigt: Seit Anfang April bewegt sich der deutsche Leitindex in der Spanne von rund 1000 Punkten, 15.800 Punkte auf der Ober- und 14.800 Zählern auf der Unterseite. Solange der Dax in dieser Spanne bleibt, dürfte es vermutlich auch mittelfristig keinen neuen Trend geben.
Blick auf die Einzelwerte
Commerzbank: Nach einem überraschenden Gewinn zu Beginn des Jahres schreibt die Bank wieder rote Zahlen. Ursächlich für den Verlust sei vor allem der Konzernumbau. Das sorgte für ein Minus von 5,1 Prozent bei der Aktie.
Siemens Energy: Der Dax-Neuling hat wegen der Probleme bei Siemens Gamesa einen Quartalsverlust verbucht. Die Leistung der Windkraft-Tochter könne „nicht zufriedenstellen“, sagte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch. Die Gewinnprognose hatte Siemens Energy wegen der Probleme bei Siemens Gamesa bereits vor einigen Wochen kassiert. Das Papier fiel um 2,8 Prozent.
Delivery Hero: Ein positiver Analystenkommentar hievte die Aktie in die Dax-Gewinnerliste. Die Aktien des Essenslieferanten stiegen um 2,1 Prozent auf 130,10 Euro. Die Experten von Goldman Sachs hatten die Bewertung der Titel mit „Buy“ und einem Kursziel von 185 Euro wieder aufgenommen.
Aixtron: Der Maschinenbauer profitiert vom Boom bei Spezial-Chips. Die Aufträge des Unternehmens wachsen um mehr als 90 Prozent und Vorstandschef Felix Grawert verspricht einen lang anhaltenden Aufschwung. Diese positiven Nachrichten vom gestrigen Dienstag beflügeln den Aktienskurs weiter, das Papier stieg um weitere 2,9 Prozent.
Hugo Boss: Die Titel stiegen zwischenzeitlich um drei Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 53,46 Euro und schlossen 0,2 Prozent im Plus. In Großbritannien und China erreichte der Absatz des Modekonzerns wieder das Niveau vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie. Außerdem stellte die Firma ein Wachstumsprogramm vor, mit dessen Hilfe der Jahresumsatz bis 2025 auf vier Milliarden Euro verdoppelt werden soll. Die operative Marge solle auf zwölf Prozent steigen
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