Dax aktuell Dax schließt deutlich im Minus – Marke von 15.000 Punkten könnte über weiteren Kurs entscheiden

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Am Tag eins nach einer neuen Bestmarke oberhalb von 15.500 Punkten haben Anleger am deutschen Aktienmarkt Kasse gemacht. Der Dax lag nahezu während des gesamten Handelstages im Minus. Am Nachmittag weitete der Leitindex seine Verluste aus und schloss 1,55 Prozent tiefer bei 15.129 Punkten.
Bereits am Vortag hatte der Dax 0,6 Prozent verloren. Die Indizes der zweiten und dritten Reihe verzeichneten ebenfalls deutliche Verluste. Auch an der Wall Street war die Stimmung am Dienstag eher durchwachsen.
Der negative Kurzfristtrend muss aber nicht unbedingt das Rally-Ende bedeuten, sondern könnte auch eher eine gesunde Verschnaufpause sein. Negativ sind hingegen zwei Punkte zu werten: Der Schlusskurs am Dienstag lag nur knapp über dem Tagestief, was auf eine höhere Verkaufsbereitschaft hindeutet. So war es auch am Montag.
Außerdem auffällig: Der Umsatz war am Montag wie bereits im gesamten April gering. Es wurden nur knapp 62 Millionen Papiere gehandelt. Das durchschnittliche Handelsvolumen seit Anfang des Jahres liegt bei knapp 75 Millionen Stück. Am Dienstag setzte ein Stück weit Normalisierung ein, das Handelsvolumen lag knapp über dem Durchschnitt.
Diese Pause von der Rekordjagd könnte auch einen positiven Effekt haben. Der Dax nähert sich der Marke von 15.000 Punkten. Dort liegt in diesem Bereich der Ausgangspunkt der vergangenen Rally-Phase seit Anfang April. Und dort sind laut den Umfragen des Analysehauses Animusx und der Börse Frankfurt auch viele Anleger bereit, wieder in den Markt einzusteigen. Deswegen könnte dieser Bereich mittelfristig eine richtungsweisende Funktion haben.
Sollte es hingegen weiter bergab gehen, könnten sich die Verluste dynamisieren und ein größerer Ausverkauf entstehen. Laut Animusx gibt es erst bei Notierungen von rund 14.000 Zählern wieder eine ähnlich hohe Nachfrage.
Die Anlegerstimmung gibt auf jeden Fall deutliche Warnhinweise. Sentimentexperte Stephan Heibel hält nach Auswertung der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment die aktuelle Mischung aus Euphorie und Zukunftspessimismus für gefährlich. „Dann wird es für weitere Kursgewinne schwierig“, erläuterte er bereits am gestrigen Montag. Denn wer will noch investieren, wenn er bald fallende Kurse erwartet?
Ernüchternde Prognose der Charttechnik
Wer an der Börse handelt, der weiß: Es gibt keine Sicherheit, sondern nur Wahrscheinlichkeiten bei der Prognose. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass der Dax nach einem so starken ersten Quartal wie 2021 mit einem Plus von mehr als acht Prozent ein zweites Quartal mit ähnlich hoher Performance zeigt?
Sehr unwahrscheinlich, lautet die Antwort der technischen Analysten der HSBC-Bank in Deutschland. Die Experten haben anhand der Daten seit 1988 nachgerechnet, wie sich der Dax unter der Prämisse von mehr als acht Prozent Zuwachs im ersten Quartal in den folgenden Quartalen entwickelt.
Die erfreuliche Nachricht: Auf die Jahresendrally hat es offenbar wenig Auswirkungen. Die Performance im vierten Quartal fällt nach starken ersten drei Monaten gegenüber einem schwachen Jahresauftakt nur unwesentlich geringer aus. Die Differenz beträgt lediglich 0,5 Prozent.
Anders sieht die Entwicklung im zweiten Quartal aus: Nach einem starken Jahresauftakt liegt der Dax Ende Juni durchschnittlich 1,68 Prozent im Plus, im anderen Szenario beträgt dieser Wert mehr als vier Prozent. Anders betrachtet: Mit einem Plus von mehr als zwei Prozent seit Anfang April hat die Frankfurter Benchmark ihre durchschnittliche Performance für das zweite Quartal schon übertroffen.
Für Jörg Scherer, den Leiter der technischen Analyse bei HSBC Deutschland, steht fest: „Investoren sollten den guten Jahresauftakt nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen, denn ein derart starkes erstes Quartal stellt für den weiteren Jahresverlauf eher einen Bremsklotz dar.“ Sein Rat: „Alles, was der Markt bis zum Monatsultimo April/Mai anbietet, sollten Anleger dankbar mitnehmen, sich aber gleichzeitig bewusst sein, dass der (zyklische) Wind ab Anfang Mai auch mal von vorne kommen könnte.“
Bitcoin-Kurs erholt sich
Nach dem Kursrutsch am Wochenende brauchen Bitcoin-Anleger weiter starke Nerven. Die weltweit bekannteste und größte Cyberdevise geriet am Dienstag zunächst weiter unter Druck und gab bis zu fünf Prozent auf rund 53.400 Dollar nach. Die zweitwichtigste Cyber-Devise Ethereum büßte bis zu sieben Prozent auf 2055 Dollar ein. Im Handelsverlauf konnten beide Cyber-Devisen ihre Kursverluste aber wieder wettmachen.
Nach dem jüngsten Höhenflug war der Bitcoin-Kurs am Wochenende zeitweise um knapp 10.000 Dollar eingebrochen. Für Rückenwind sorgte am Dienstag die Ankündigung des zu Paypal gehörenden Bezahldienstes Venmo, Nutzern den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen auf seiner App zu erlauben. Mit mehr als 70 Millionen Kunden gehört Venmo zu den beliebtesten Zahlungs-Apps in den USA. Vergangenen Monat hatte die Ankündigung von Paypal, den US-Kunden künftig die Zahlung bei Online-Händlern mit digitalem Geld zu ermöglichen, bereits die Nachfrage nach Kryptowährungen angefacht.
Blick auf Einzelwerte
Automobilwerte: Im Blick der Anleger steht weiter die Autobranche, die bei der Autoshow in Schanghai neue Elektromodelle vorstellt. Nach Daimler veröffentlichte am Montagabend auch BMW Eckdaten der Quartalsbilanz vorab wegen eines unerwartet starken Gewinnsprungs. Das war am Markt offenbar auch erwartet worden, die Aktie verlor 1,7 Prozent
K+S: Die Aktien von K+S gaben ihre Zuwächse wieder ab und schlossen ein Prozent im Minus. Der Konzern hatte am Vorabend mitgeteilt, dass dem milliardenschweren Verkauf des Salzgeschäfts in den USA wohl nichts mehr im Wege stehe.
Zooplus/Jenoptik: Die beiden SDax-Mitglieder profitieren von einer Hochstufung. Zooplus-Aktien zogen mehr als sieben Prozent auf 269 Euro an, nachdem JP Morgan das Kursziel auf 350 Euro von zuvor 225 Euro hochsetzte. Gleichzeitig erreichten die Papiere mit 272,60 Euro ein neues Rekordhoch.
Jenoptik-Titel verteuerten sich zeitweise um mehr als drei Prozent. Zum Handelsende stand ein Plus von einem Prozent auf 25,64 Euro zu Buche. HSBC stufte die Aktie auf „Buy“ von zuvor „Hold“ hoch und hob das Kursziel um drei Euro auf 33 Euro an.
Elringklinger: Auch die Aktie des Automobilzulieferers profitiert von einer positiven Analystenstimme und stieg um zwei Prozent auf 13,50 Euro. Die Investmentbank Oddo BHF hat das Papier nach Eckdaten für das erste Quartal von „Underperform“ auf „Neutral“ hochgestuft und das Kursziel von 9,50 auf 12,00 Euro angehoben.
Juventus Turin: Nach dem durch die Pläne für eine europäische Fußball-Spitzenliga ausgelösten Höhenflug gaben Aktien von Juventus Turin mehr als vier Prozent nach. Die Aktie stehe allerdings im Fokus von Leerverkäufern, teilt die Analysefirma Ortex mit. „Wenn sie beginnen, die Aktien zurückzukaufen, um ihre Positionen zu schließen, wird das eine erhöhte Nachfrage nach der Aktie erzeugen und kann den Aktienpreis weiter nach oben treiben.“ Am Montag hatten die Super-League-Pläne die Aktien des italienischen Clubs 18 Prozent in die Höhe getrieben.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Trotz der hohen Kursdynamik, die den Dax ständig auf neue Rekordhochs treibt, sollten Anleger ihren Blick auf die Unterseite nicht vergessen. Als erster Widerstand gilt die Marke von 15.000 Zählern, dort herrscht Umfragen zufolge erste Kaufbereitschaft.
Daneben sind aus charttechnischer Sicht drei Aufwärtskurslücken wichtig. Zwei davon, bei 15.274/15.272 Punkten sowie bei 15.144/15.111 Punkten, hat der Dax mittlerweile geschlossen. Nun bildet die Kurslücke vom 30. März bei 14.890/14.845 Punkten eine weitere Unterstützung. Je nach Risikoneigung können Anleger auch dort ihre Stop-Loss-Marken setzen.
Solche Lücken unterstreichen die hohe Dynamik, mit der sich die Frankfurter Benchmark aufwärtsbewegt hat. Sie entstehen, wenn die tiefste Notierung eines Tages über dem höchsten Kurs des Vortags liegt. Anleger sollten laut technischer Analyse einkalkulieren, dass diese Lücken allmählich geschlossen werden könnten.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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