Dax aktuell Dax schließt im Minus – Impfstoffhersteller legen zu

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Der deutsche Leitindex hat im späten Handel einen Teil der Tagesverluste wieder aufgeholt und 0,4 Prozent im Minus bei 15.581 Punkten geschlossen. Mittags war der Dax zwischenzeitlich auf bis zu 15.505 Punkte abgerutscht. Die Sitzung am Dienstag hatte der Index bei 15.640 Zählern beendet.
Erst Kurse unterhalb von 15.477 Zählern, dem Korrekturtief seit dem Überwinden der zweimonatigen Seitwärtsphase, würden vermutlich weiteren Schwung in den Handel bringen. Denn dann könnte der Dax wieder in diesen Seitwärtstrend zurückfallen. Von Anfang April bis Ende Mai notierte der Dax zwischen 15.500 Punkten auf der Ober- und 14.800 Zählern auf der Oberseite.
Im Fokus stehen derzeit die Aktien von Corona-Impfstoff-Herstellern. Denn die Nachricht, dass es wohl vor August 2021 kein Vakzin von Curevac geben dürfte, ließ die Aktie nach deutlichen Gewinnen in den Tagen zuvor am Dienstag um mehr als zwölf Prozent einbrechen.
Am heutigen Mittwoch wurde der Ausverkauf aber beendet. Das Papier von Curevac stiegen um 1,1 Prozent und schließen bei 90,30 Euro. Offenbar verzeihen Anleger der Tübinger Firma, dass der Aktienkurs eine „dreimonatige Ehrenrunde“ drehen muss und die möglichen wirtschaftlichen Erfolge erst zu einem späteren Zeitpunkt zu sehen sein werden. Ursprünglich hofften Investoren auf eine Zulassung im Monat Juni.
Die Nachricht belastete auch die Kurse der anderen Hersteller deutlich, die bereits mRNA-Vakzine anbieten. So gaben an der Wall Street Biontech um 7,4 Prozent und Moderna um 3,0 Prozent nach. Beide Papiere erholen sich am deutschen Markt wieder und stiegen um fast sechs sowie knapp vier Prozent.
Kursexplosion bei Windeln.de
Was Gamestop und AMC Entertainment für den US-Markt sind, ist Windeln.de an der deutschen Börse. Die Gemeinsamkeit aller drei Papiere ist: Die Kurse steigen extrem, obwohl die fundamentalen Werte eher schlecht sind.
Der Kurs des Versandhändlers für Baby- und Kinderartikel verdoppelte sich bereits am Montag und stieg am Dienstag um weitere 130 Prozent. Wobei das Tageshoch am gestrigen Dienstag mit 6,92 Euro mehr als 300 Prozent über dem Schlusskurs vom Montag lag.
Am heutigen Mittwoch sieht die Lage anders aus: Die Aktien rutschen um mehr als 15 Prozent ab und schließen bei 4,29 Euro. Die Begründung für diese Kurssprünge seit Wochenanfang ist grotesk: Hintergrund sei demnach die Nachricht aus China, dass es dort nun eine „Drei-Kind-Politik“ geben werde. China ist der Hauptmarkt für den Versandhändler. Und so glaubt man in diversen Börsenforen: Wenn die chinesische Politik nun mehr Kinder pro Familie erlaubt, bedeutet das eine massive Steigerung für das Geschäft von Windeln.de.
Diese Sichtweise bestätigt zumindest, scherzhaft formuliert, eine alte Börsenweisheit: Die Kurse spiegeln immer die Erwartungen der Anleger an das Geschäft in neun Monaten wider.
Man muss sich nur die Analyse des Researchhauses Montega von Ende Mai über Windeln.de durchlesen, um zu erkennen, wie absurd diese Kurssprünge sind. „Unsere Prognosen lassen wir aufgrund der knappen Kapitalausstattung sowie des noch fehlenden ‚Proof of Concept‘ (Meilensteine in der Projektentwicklung) der neuen Vertriebskanäle unverändert“, schreiben die Analysten.
Der Vorstand von Windeln.de plant eine Kapitalerhöhung, was die Montega-Experten auch für zwingend notwendig erachten, weil der aktuelle Cashbestand nicht ausreichend Spielraum liefere. Die Experten haben allerdings ihr Kursziel erhöht: von zuvor 1,40 auf 1,60 Euro.
Dass an der Kursexplosion vor allem Privatanleger beteiligt sind, lässt sich am Handelsvolumen auf der Plattform Tradegate ablesen, auf der vor allem Kleinanleger aktiv sind. In den Wochen zuvor wechselten rund 20.000 Papiere täglich den Besitzer. Am Freitag waren es bereits mehr als 60.000 Stück, und es folgten 4,2 Millionen Scheine am Montag und sogar elf Millionen Titel am Dienstag.
Blick auf die Einzelwerte
Airbus: Der deutsch-französische Flugzeughersteller kauft die Luftfahrtsparte des Autozulieferers ZF Friedrichshafen Airbus Helicopters im schwäbischen Donauwörth. Airbus werde die ZF Luftfahrttechnik GmbH in Kassel-Calden mit 370 Mitarbeitern und zuletzt 85 Millionen Jahresumsatz übernehmen, teilten Airbus und ZF mit. Die Transaktion solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Den Kaufpreis nannten die Unternehmen nicht.
Die Airbus-Aktie steigt am heutigen Mittwoch um 0,2 Prozent. Die Performance in diesem Jahr kann sich sehen lassen. In den vergangenen vier Wochen beträgt das Plus mehr als zwölf Prozent. Seit Jahresanfang beträgt der Wertzuwachs mehr als zwanzig Prozent.
Betreiber von Einkaufszentren: Sinkende Corona-Fallzahlen und die Lockerung der Pandemie-Beschränkungen ermuntern Anleger zum Einstieg bei Betreibern von Einkaufszentren. Die Aktien von Unibail-Rodamco und Klepierre steigen zwischenzeitlich um bis zu 6,8 Prozent. Mit 82,89 Euro und 25,75 Euro sind die Papiere so viel wert wie zuletzt im März 2020.
Reisewerte: Die Aussicht auf eine Lockerung der US-Reisebeschränkungen macht Anlegern Mut. Sie decken sich mit Touristikwerten ein. Die Tui-Aktie legt 3,2 Prozent zu. Die Aktie des Flughafenbetreibers Fraport steigt um sechs Prozent, die der Kranich-Airline Lufthansa legt knapp drei Prozent zu.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Seit dem Ausbruch aus der gut zweimonatigen Seitwärtsrange mit 14.800 Punkten auf der Unter- und 15.500 Zählern auf der Oberseite hat sich das charttechnische Bild gewandelt. Aus dem ehemaligen Widerstand 15.500 ist nun eine Unterstützungsmarke geworden. Dazu passt das Korrekturtief seit diesem Ausbruch, das mit 15.477 Zählern am vergangenen Donnerstag erreicht wurde. Dieser Bereich bietet sich für tradingorientierte Anleger als Stop-Loss-Marke an.
Solange der Dax oberhalb dieser Marke bleibt, ist der Rallymodus intakt und gilt das Kursziel von 16.200 Punkten. Zur Berechnung wird die ehemalige Seitwärtsspanne von 700 Punkten zur Oberseite addiert. Auf dem Weg dahin sind für die technischen Analysten der Bank HSBC die Marken 15.764 und 15.925 Punkte die nächsten Etappenziele.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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