Dax aktuell Dax schließt kaum verändert – Geldmarkt erwartet EZB-Zinserhöhung Ende 2022
![Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]](/images/dax-kurve/27639280/19-format2020.jpg)
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Düsseldorf Auf dem deutschen Aktienmarkt war zum Wochenauftakt nicht viel Bewegung im Spiel. Der Dax gab leicht um 0,05 Prozent nach und schloss bei 15.199 Punkten. Den Freitag hatte der Leitindex 0,3 Prozent im Minus bei 15.206 Zählern beendet.
Die Situation bleibt damit fragil. Eine Baisse gilt eher als unwahrscheinlich, doch Anleger sollten weitere Ausverkäufe einkalkulieren, also Kursrutsche, die von einem hohe Handelsvolumen begleitet werden. Solch einen Ausverkauf gab es vor einer Woche, als das Börsenbarometer kurzzeitig auf 14.818 Punkte fiel.
Sowohl das Anlegersentiment als auch die technische Analyse stützen die These eines schwächelnden Marktes. Stephan Heibel, Experte für Anlegerstimmungen und Chef des Analysehauses AnimusX, meint nach Auswertung der aktuellen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment: „Für eine Erholung im Dax in Richtung 16.000 ist es noch zu früh.“
Der kurzfristige Abwärtstrend ist bereits seit Anfang September intakt. Auf Wochenbasis werden sowohl die höchsten Notierungen als auch die tiefsten Kurse immer niedriger – die klassische Definition einer Abwärtsbewegung.
Allerdings haben sich die Chancen erhöht, dass der negative Trend im weiteren Verlauf der Handelswoche „erste Risse“ bekommt. Für ein neues Wochentief muss der Dax unter diese 14.818 Punkte vom vergangenen Mittwoch fallen, für ein höheres Hoch im Vergleich zur Vorwoche reicht schon ein Kurs oberhalb von 15.266 Zählern.
Der US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag hat viele Investoren vor ein Rätsel gestellt. Eine Arbeitslosenquote auf Jahrestief und neu geschaffene Stellen ebenfalls auf Jahrestief passen nicht so recht zusammen.
Am Rentenmarkt hat sich anscheinend die positive Deutung durchgesetzt. Am Geldmarkt wird mittlerweile eine Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) Ende 2022 fest eingepreist. Dort wurde am Montag die Wahrscheinlichkeit für eine Anhebung des Einlagesatzes im Dezember 2022 um ein zehntel Punkt auf 100 Prozent geschätzt. Am Freitag voriger Woche waren die Chancen darauf nur auf 60 Prozent taxiert worden.
Für eine Anhebung bereits im September 2022 stehen die Chancen nach Einschätzung der Akteure am Geldmarkt der Euro-Zone inzwischen bei mehr als 80 Prozent, nachdem die Wahrscheinlichkeit dafür zuletzt mit 50 zu 50 eingeschätzt worden ist.
Entsprechend stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe am Montag in Richtung Nulllinie und liegt aktuell bei minus 0,121 Prozent. Es ist der höchste Stand seit Mitte Mai dieses Jahres. Noch am vergangenen Dienstag lag dieser Wert bei minus 0,23 Prozent.
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Für Thomas Altmann wären null Prozent bei der deutschen Benchmark-Anleihe „eine echte Zeitenwende“. Zuletzt lag die Rendite der Anleihe im Mai 2019 oberhalb dieser magischen Marke. Aus technischer Sicht muss für den Weg Richtung null das Zwischenhoch vom Mai 2021 überwunden werden, das bei minus 0,077 Prozent liegt.
Die steigenden Renditen am Anleihemarkt hinterließen am Montag ihre üblichen Spuren bei den Aktien: Die Kurse von Finanz- und Industriepapieren stiegen, während die Notierungen von Wachstumswerten nachgaben. Der europäische Bankenindex erreichte den höchsten Stand seit Februar 2020 und machte damit fast alle pandemiebedingten Verluste wieder wett.
Im Dax führten die Papiere von Daimler, Siemens und BMW die Gewinnerliste an, während der Online-Modehändler Zalando und der Kochboxenversender Hellofresh deutliche Verluste verzeichneten. Das Hellofresh-Papier gab gut fünf Prozent nach.
Blick auf weitere Einzelwerte
Adler Group: Der unter Druck stehende Immobilien-Investor Adler Group trennt sich von einem Fünftel seines Wohnungsbestands. 15.350 Wohnungen und 186 Gewerbeeinheiten im Wert von 1,485 Milliarden Euro sollen an den Konkurrenten LEG Immobilien verkauft werden.
Die Adler Group steht doppelt unter Druck: Zum einen fordern Investoren, den Verschuldungsgrad deutlich zu senken. Zum anderen erhebt der britische Leerverkäufer Fraser Perring Vorwürfe gegen das Unternehmen, die den Kurs der Adler-Aktie ins Rutschen gebracht haben.
Der Aktienkurs von Adler war daraufhin auf ein Rekordtief von gut neun Euro abgestürzt. Er erholte sich bis zum Wochenschluss dann aber auf zwölf Euro, nachdem der Immobilienriese Vonovia angekündigt hatte, einen Einstieg beim Branchenrivalen zu prüfen. Am Montag notierte das Adler-Papier wieder 2,9 Prozent im Minus bei 11,65 Euro.
Teamviewer: Bei der Aktie des Software-Unternehmens geht es weiter abwärts, das Papier verlor fast zwölf Prozent. Das Unternehmen hatte zuletzt die Prognose für das laufende Jahr und darüber hinaus deutlich gesenkt. Für die Aktionäre war das ein Schock. Der Kurs rauschte nach der Bekanntgabe am Mittwoch vergangener Woche um bis zu 25 Prozent in die Tiefe, am Donnerstag um weitere zehn Prozent. Seit Jahresbeginn beträgt das Minus bereits 63 Prozent.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Die Bedeutung der Marke von 15.000 Punkten ist offensichtlich. Nach dem Bruch dieser Kernunterstützung und der für langfristige Investoren wichtigen 200-Tage-Linie, die aktuell bei 15.029 Punkten liegt, kam es in der vergangenen Woche zu einem Ausverkauf mit anschließendem Comeback – ein verstärkter Verkaufsdruck. Dabei wurde auch das Maitief bei 14.816 Punkten getestet.
Solange der Dax die Woche über der 15.000er-Marke beendet, brennt aus technischer Sicht nichts an. Ein erneuter Bruch der Unterstützung könnte allerdings eine unruhige kommende Handelswoche ankündigen.
Auf der Oberseite rückt das Aprilhoch (15.501 Punkte) in Verbindung mit der Abwärtskurslücke vom 28. September wieder ins Blickfeld. Solche Lücken entstehen, wenn der höchste Stand eines Handelstags unter der tiefsten Notierung des Vortags geblieben ist. Sie gelten als ein Zeichen von Schwäche. Solange diese Lücke offen bleibt, der Dax also nicht 15.552 Punkte erreicht, bleibt die charttechnische Lage angespannt.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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