Dax aktuell Dax schließt mit leichtem Minus – Anlageprofis spekulieren erneut auf eine Extra-Rendite

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Angesichts des „Super Thursday“ mit EZB-Sitzung und US-Inflationsdaten hat der Dax sich wacker gehalten. Der deutsche Leitindex schloss 0,1 Prozent im Minus bei 15.571 Punkten.
Was interessant ist: Wie schon vor zwei Wochen setzen die Anlageprofis erneut auf einen Rücksetzer. Denn laut der aktuellen Anlegerumfrage der Börse Frankfurt ist bei den institutionellen Investoren die Zahl der Pessimisten, die auf fallende Kurse setzen, wieder angestiegen. Dabei entspricht die aktuelle Verteilung zwischen Pessimisten (Bären), Optimisten (Bullen) und den neutralen Investoren exakt der von vor zwei Wochen.
Klappt die Spekulation denn diesmal? Vor zwei Wochen ist die Rechnung der Anlageprofis nicht aufgegangen. Damals notierte der Dax bei rund 15.400/15.500 Punkten und stieg anschließend ohne Rücksetzer auf ein neues Rekordhoch. Im Zuge des Anstiegs hatten einige Profis ihre Short-Spekulation aufgelöst.
Aufmerksame Leser von unserer Sentimentumfrage wissen es: Eine hohe Zahl von Short-Spekulanten spricht nicht unbedingt für einen bevorstehenden Absturz an den Börsen. Im konkreten Fall hat sich die Situation für den Dax sogar etwas verbessert. Denn diese Pessimisten setzen nicht auf einen Crash an den Märkten, sondern lediglich auf einen Rücksetzer.
Nach Einschätzung des Verhaltensökonomen Joachim Goldberg, der die Umfrage auswertet, hoffen diese neuen Bären auf einen Rückgang von zwei bis zweieinhalb Prozent. Entsprechend dürfte der Bereich von 15.250 und 15.300 Zählern eine Unterstützung bieten. Dort dürften viele der neuen etliche Bären wieder in das Lager der Bullen umziehen.
Mit dieser Spekulation versuchen die Anlageprofis quasi den Markt zu schlagen. Sollte die aufgehen, winkt eine Extra-Rendite gegenüber der Marktentwicklung. Denn wer als Vermögensverwalter keine höhere Performance als der Markt insgesamt erzielt, wird irgendwann mit dem Entzug von Investorengeldern bestraft.
Unter diesem Druck, eine Extra-Rendite zu erzielen, stehen die Privatanleger nicht. Dementsprechend warten sie ab. Die Zahl der Neutralen ist laut der Umfrage der Börse Frankfurt auf ein neues Jahreshoch geklettert, während dieser Wert bei den Profis auf einem Jahrestief liegt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in den USA. Laut der aktuellen Stimmungsumfrage bei US-Privatanlegern (American Association of Individual Investors, AAII) herrscht auch jenseits des Atlantiks mit mehr als 39 Prozent erneut eine hohe Neutralitätsquote. In der Vergangenheit hat diese Ausgangslage oftmals sprunghafte Handlungen begünstigt. „Zumindest eine höhere Volatilität sollten Anleger also einkalkulieren“, meinen die technischen Analysten der Bank HSBC Deutschland. Zumal die Sommermonate oft anfällig für Korrekturen sind.
Der Hintergrund: Eine hohe Zahl von neutralen Investoren bedeutet gleichzeitig, dass viele nicht investiert sind und auf einen Neueinstieg warten. Sollte sich ein Trend am Markt zeigen, versucht diese Anlegergruppe davon zu profitieren und verstärkt dadurch diesen Trend.
EZB und US-Inflationsdaten im Blick
Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt die Zinsen auf dem rekordniedrigen Niveau von null Prozent und den Einlagenzinssatz bei minus 0,5 Prozent. Am Volumen und am Zeitraum des 1,85 Billionen Euro schweren Anleihekaufprogramms PEPP hält sie fest. Das war am Markt so erwartet, die Reaktion blieb gering.
Anders sah das bei den US-Verbraucherpreisen aus, die um fünf Prozent anstiegen. Erwartet worden war ein Wert von 4,7 Prozent. Diese fünf Prozent sind der größte Anstieg seit dem Plus von 5,3 Prozent im August 2008, kurz bevor die anschließende Finanzkrise die USA in die schlimmste Rezession seit der Großen Depression des Jahres 1929 stürzte.
Die größte Reaktion auf die hohen Inflationsdaten zeigt der Goldpreis. Innerhalb kurzer Zeit macht der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) seine Verluste des gesamten Tages wieder wett, steig um mehr als 20 Dollar und wurde bei zuletzt 1892 Dollar gehandelt.
Die Frage beim Gold ist: Schafft der Preis nun, das ehemalige Rekordhoch von 1912 Dollar nachhaltig zu überwinden? Bis auf eine kurzzeitigen Sprung auf 1916 am 1. Juni bislang vergeblich. Sollte diese Marke überwunden werden, wäre aus technischer Sicht das Allzeithoch von 2072 Dollar langfristig das nächste Ziel.
Blick auf die Einzelwerte
Ströer: Nach einer Hochstufung geht es für die Papiere bergauf. Die Aktien der Werbefirma stiegen um 4,4 Prozent auf rund 71 Euro und lagen auf Rang zwei der MDax-Gewinner. Die Analysten von Morgan Stanley haben die Titel auf „Overweight“ von „Equal-Weight angehoben und das Kursziel auf 82 (75) Euro erhöht.
Aixtron: Größter Gewinner im MDax waren die Titel von Aixtron, die nach einer Prognoseanhebung 18,5 Prozent im Plus schlossen – knapp unter dem kurz zuvor aufgestellten Zehn-Jahres-Hoch von 22,01 Euro. Bereits am gestrigen Mittwoch hatten die Papiere 7,9 Prozent zugelegt. Zahlreiche Großaufträge stimmen den Chipanlagenbauer für den Rest des Jahres zuversichtlicher.
Windeln.de: Ist die Rally bei dem Baby-Ausstatter bereits beendet? Nach der jüngsten Rally treten Anleger bei Windeln.de auf die Bremse. Die Aktien verloren 35,7 Prozent – zehn Cent über dem Tagestief von 2,66 Euro. In den vergangenen fünf Tagen hatten sie ihren Wert fast vervierfacht. Ähnlich wie beim US-Videospielehändler Gamestop und der Kinokette AMC wird die Hausse von Kleinanlegern angetrieben, die sich in Internet-Foren gegenseitig zu Käufen ermuntern.
Beobachter vermuten, dass es sich bei Windeln.de um eine sogenannte „Pump and Dump“-Aktion handelt. Dabei kaufen sogenannte Daytrader marktenge Aktien zu einem günstigen Preis, die sie anschließend durch lancierte Nachrichten oder koordinierte Käufe gezielt nach oben treiben, um dann die entsprechenden Aktien mit Gewinnen abzustoßen.
Mittlerweile rät auch die Finanzagentur Bafin zur Vorsicht beim Kauf der Aktie Windeln.de. „Häufig dienen Chat-Gruppen in sozialen Netzwerken lediglich dazu, Anleger zum Kauf von bestimmten Aktien zu verleiten, damit die Absender von steigenden Kursen dieser Aktien profitieren“, heißt es in der Mitteilung.
Bitcoin klettert wieder nach oben
Bitcoin setzte dagegen den Erholungskurs fort und verteuerte sich laut den Daten des Analysehauses Coinmarketcap um mehr als sechs Prozent auf knapp 37.000 Dollar. Die Zulassung der Cyber-Devise als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador sei sehr wichtig für die Reputation der Kryptowährung, auch wenn es sich nur um ein kleines Land handele, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Seit dem Ausbruch aus der gut zweimonatigen Seitwärtsrange mit 14.800 Punkten auf der Unter- und 15.500 Zählern auf der Oberseite hat sich das charttechnische Bild gewandelt. Aus dem ehemaligen Widerstand 15.500 ist nun eine Unterstützungsmarke geworden. Dazu passt das Korrekturtief seit diesem Ausbruch, das mit 15.477 Zählern am vergangenen Donnerstag erreicht wurde. Dieser Bereich bietet sich für tradingorientierte Anleger als Stop-Loss-Marke an.
Solange der Dax oberhalb dieser Marke bleibt, ist der Rallymodus intakt und gilt das Kursziel von 16.200 Punkten. Zur Berechnung wird die ehemalige Seitwärtsspanne von 700 Punkten zur Oberseite addiert. Auf dem Weg dahin sind für die technischen Analysten der Bank HSBC die Marken 15.764 und 15.925 Punkte die nächsten Etappenziele.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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