Dax aktuell Dax schließt nach schwachen Jobdaten aus den USA im Minus

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Der Dax ist am Freitag nach schwachen Jobdaten aus den USA aus seiner lethargischen Seitwärtsbewegung erwacht. Er fiel kurzzeitig sogar unter die Marke von 15.700 Punkten Punkten. Zum Handelsschluss konnte er die Verluste aber teilweise wieder aufholen. Der Dax schloss 0,4 Prozent im Minus bei 15.781 Punkten.
Außerhalb der Landwirtschaft sind in den USA im August lediglich 235.000 neue Jobs entstanden. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem Plus von mehr als 700.000 gerechnet. Eine derart große Abweichung war in der Vergangenheit unüblich.
Investoren haben die Entwicklung genau im Blick. Vor Wochenfrist hatte Fed-Chef Jerome Powell bei der virtuellen Notenbankkonferenz in Jackson Hole betont, es müsse zunächst „substanzielle Fortschritte“ auf dem Arbeitsmarkt geben, ehe die Währungshüter mit einem Rückfahren der Anleihekäufe („Tapering“) beginnen können.
Dass die Zahl der neuen Stellen nun dermaßen unter den Erwartungen liegt, spricht für das vorsichtige Vorgehens Powells. „Das ist Wasser auf die Mühlen derjenigen in der Fed, die hinsichtlich eines Taperings auf die Bremse treten“, sagte Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe.
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie flutet die Fed die Märkte mit billigem Geld. Sie hat die Leitzinsen an die Nullgrenze gesenkt und kauft Anleihen im monatlichen Volumen von 120 Milliarden Dollar. Im Zuge der konjunkturellen Erholung sind die Forderungen immer lauter geworden, die geldpolitische Wende einzuleiten.
Die Aussicht auf weiter billiges Geld scheint Anleger aber nicht zu überzeugen. Die Signale vom Arbeitsmarkt geben auch keine eindeutige Indikation darüber, in welche Richtung sich die Märkte in der nächsten Woche entwickeln werden. Gute Daten wiederum hätten die „Tapering“-Diskussion in den USA noch weiter angeheizt.
Was Anleger auch beachten: Die Löhne steigen weiter schneller als erwartet. Das gilt als Signal für eine noch weiter anziehende Inflation. Möglicherweise werden schwache Arbeitsmarktdaten auch als Signal für eine nachlassende Konjunktur gedeutet.
Der Dollar wertet im Verhältnis zum Euro ab. Aufwärts ging es hingegen beim Bitcoin. Die Kryptowährung ist auf 50.610 Dollar pro Einheit gestiegen – der höchste Stand seit Mitte Mai. Das billige Geld kommt schließlich auch im Krypto-Sektor an. Das erneute Plus fällt in eine ohnehin positive Marktphase bei digitalen Währungen.
Indexänderungen werden wirksam
Am Abend, nach US-Börsenschluss, gibt die Deutsche Börse bekannt, welche zehn Unternehmen künftig zusätzlich im Dax gelistet sind. Der Index wird um zehn Titel auf dann insgesamt 40 erweitert. Neun der zehn Aufsteiger gelten mittlerweile als sicher. Um den zehnten Platz streiten sich dem Vernehmen nach der Biotechkonzern Qiagen und der Kosmetikhersteller Beiersdorf.
Auch in den hinteren Börsenligen tut sich was. Der Nebenwerteindex MDax schrumpft im Gegenzug um zehn Titel auf 50. Außerdem gibt es aller Voraussicht nach fünf neue Mitglieder, die aufgrund ihrer positiven Kursentwicklung in die zweite Börsenliga aufsteigen. Im Kleinwerteindex SDax bleibt es bei 70 Titeln. Hier gibt es wahrscheinlich sieben Aufsteiger. Wirksam werden die Änderungen am 20. September.
Auto-Aktien: Gegenläufige Ströme
Ein besonderer Fokus gilt in der kommenden Börsenwoche den Automobilaktien. Die am 7. September anstehende IAA Mobility lockt das Interesse von Investoren aus der ganzen Welt. Die erstmals in München stattfindende Branchenmesse dient als Plattform für Mobilitätstrends der Zukunft – sie will künftig aber deutlich mehr als nur eine imposante Autoshow sein, wie der Veranstalter, der Verband der Automobilindustrie (VDA), betont.
Für die deutsche Automobilindustrie ist die Veranstaltung von hoher Bedeutung. Sie rücken noch stärker in den Blickpunkt, nachdem große Autokonzerne, etwa Toyota oder Stellantis, ihre Teilnahme abgesagt haben. Auffallen wollen sie in erster Linie mit ihrer E-Auto-Strategie. Volkswagen beispielsweise ist nur mit Fahrzeugen mit Batterieantrieb und einem Hybridauto vor Ort.
Auto-Aktien werden derzeit durch zwei gegensätzliche Bewegungen getrieben: Einerseits, auf kurzer Sicht, lastet der anhaltende Chipmangel auf der Produktion – in einzelnen Werken stehen die Bänder still, während Mitarbeiter über Wochen in Kurzarbeit sind. Andererseits, auf mittlere Sicht, sind die Konzerne so profitabel wie nie. BMW, Daimler und Volkswagen haben im ersten Halbjahr 2021 kumuliert 30 Milliarden Euro verdient.
Diese Ambivalenz lässt sich beispielsweise auch bei der VW-Vorzugsaktie aufzeigen. Der Chipmangel hat das Papier wieder an die Schwelle von 200 Euro gedrückt. Angesichts der konjunkturellen Erholung und der starken Absatzzahlen lag der Kurs im Laufe des Jahres aber zwischenzeitlich über 250 Euro. Der fortschreitende Konzernumbau hin zur Elektromobilität und der Konkurrenzkampf mit Tesla wird auch an der Börse honoriert. Zudem versteht sich VW immer stärker als Softwareanbieter.
Bei Daimler wiederum rückt die anstehende Abspaltung der Trucksparte stärker in den Fokus. Der Lkw-Bereich soll via Spin-off von der Pkw-Einheit abgespalten werden. Alle Daimler-Aktionäre sollen für je zwei Papiere eine zusätzliche Lkw-Aktie erhalten. Daimler Trucks gilt mittelfristig auch als Kandidat für den erweiterten Dax.
Viele Analysten halten die Daimler-Aktie noch immer für unterbewertet. Das durchschnittliche Kursziel der vom Datenanbieter Refinitiv erfassten Beobachter liegt mit 93,50 Euro knapp ein Drittel über dem aktuellen Kurs von 70,20 Euro.
„Die Bewertung des Unternehmens ist tragisch“, hatte Bernstein-Analyst Arnd Ellinghorst im Juli kommentiert, als der Mercedes-Hersteller trotz Chipmangel und Corona einmal mehr die Erwartungen übertroffen und einen Halbjahresgewinn von 8,1 Milliarden Euro bekanntgegeben hatte. Selbst bei konservativer Betrachtung müsse der Konzern an der Börse mindestens 100 Milliarden Euro wert sein, sagte Ellinghorst. Die aktuelle Marktkapitalisierung liegt aber fast ein Viertel darunter.
Einzelwerte im Fokus
Delivery Hero: Die Ausgabe einer 1,25 Milliarden Euro schweren Wandelschuldverschreibung setzt Delivery Hero zu. Die Aktien des Essenslieferanten fielen am Donnerstag zeitweise um über drei Prozent. Zum Handelsschluss konnte das Unternehmen die Verluste teilweise wieder aufholen. Es bleibt ein Minus von 1,9 Prozent.
„Das ist angesichts des verlustträchtigen Geschäfts sicher nicht die letzte Kapitalmaßnahme“, sagt ein Börsianer. In den vergangenen Tagen gehörte das Papier aber stets zu den Favoriten: Das Wochenplus liegt bei knapp zehn Prozent.
MTU: Ein positiver Analystenkommentar ermuntert Anleger zum Einstieg. Die Aktien des Triebwerkherstellers gewinnen bis zu ein Prozent. Die Experten der Société Générale haben die Papiere auf „buy“ von „hold“ hochgestuft.
Covestro: Der Kunststoffhersteller plant einen weiteren Stellenabbau in den kommenden zwei Jahren. Dabei könnten weltweit bis zu 1700 Arbeitsplätze wegfallen – etwa zehn Prozent der gesamten Belegschaft. Der Konzern verfolgt ein striktes Programm zur Kostensenkung. Die Aktie legte um 0,6 Prozent zu.
Varta: Das Bankhaus Metzler rät zum Verkauf der Aktien des Batterieherstellers. Die Aktien verloren im MDax 0,1 Prozent.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Rund um die Marke von 15.800 Punkten gab es in den vergangenen Monaten insgesamt drei Rekordhochs. Nachdem der Dax seine neue Bestmarke markiert hat, dient dieser Bereich als Unterstützungsmarke. Zu sehen war dies unter anderem im Mittwochshandel: Der Leitindex war kurzzeitig unter besagte Marke gefallen, ehe es in kurzer Zeit wieder darüber ging.
Die charttechnische Schlüsselmarke auf der Unterseite definieren die Analysten der Helaba fortan bei 15.622 Punkten. Dort liegt das Tief von Mitte August, von dem sich der Dax aber sehr schnell erholt hat.
Anstehende größere Kursbewegungen signalisiert weiterhin ein aus technischer Sicht relevanter Volatilitätsmaßstab, der in der Fachwelt als „Bollinger Bands“ bezeichnet wird. Dieser hat sich zuletzt stark eingeengt, was als entsprechender Indikator gilt – allerdings ist auch hier unklar, in welche Richtung es geht. Sollte der Dax unter 15.622 Zähler fallen, könnte diese Bewegung ausgelöst werden.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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