Dax aktuell Dax sorgt mit besonderem Tageshoch für Aufsehen – Der kurzfristige Abwärtstrend zeigt erste Risse
![Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]](/images/dax-kurve/27639280/17-format2020.jpg)
„Böse Erinnerungen an Finanzkrise.“
Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt geht es aufwärts. Der Dax zog am Mittwoch ein Plus von 0,7 Prozent auf 15.249 Punkte über die Ziellinie. Besonders bemerkenswert ist das Tageshoch bei 15.302 Zählern: Mit dieser Notierung hat der kurzfristige Abwärtstrend seit Anfang September erste Risse bekommen.
Seit Anfang September wurden auf Wochenbasis sowohl die höchsten Notierungen als auch die tiefsten Kurse immer niedriger. Doch dieser Trend ist nun beendet: Die höchste Notierung in der vergangenen Woche lag bei 15.266 Punkten und damit 36 Stellen unterhalb des Tageshochs vom Mittwoch. Das muss nicht der Startschuss für eine Wiederaufnahme der Rally bedeuten, signalisiert aber erste Entspannung an den Märkten.
Seit Donnerstag der vergangenen Woche bewegt sich der deutsche Leitindex in einer Spanne von rund 250 Punkten seitwärts – 15.012 Punkte auf der Unter- und 15.279 Stellen auf der Oberseite lauten die Begrenzungen. Es waren zuletzt eher ruhige Handelstage, keine Spur von einem erneuten Ausverkauf. Und für einen Crash gibt es ohnehin keine Anzeichen.
Auch ist bis zum Ende der Woche kaum noch mit größeren Schwankungen zu rechnen. Bis dahin sollten Anleger eher die aktuelle Dax-Oberseite im Blick behalten, also die Marke von 15.300 Punkten.
Denn am Freitag ist an der Börse ein sogenannter kleiner Verfallstag, an dem Optionen auf Indizes und einzelne Aktien auslaufen und abgerechnet werden. Im Vorfeld solcher Verfallstage versuchen Investoren üblicherweise, die Preise derjenigen Papiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung zu bewegen.
Für Anleger ist es daher wichtig zu wissen, an welchen Kursmarken die größten ausstehenden Volumina der Optionen zu finden sind. Für den Freitag dieser Woche ist die Lage ungewöhnlich eindeutig: Es ist mit großem Abstand eine Verkaufsoption, auch Put-Option genannt, auf den Basiswert Dax zum Kurs von 15.300 Punkten.
Wer sich diese Verkaufsoption gesichert hat, kann (muss es aber nicht) am kommenden Freitag eine festgelegte Menge des Basiswertes zum festgelegten Preis, dem Ausübungspreis, verkaufen – in diesem Fall dem Äquivalent von 15.300 Dax-Zählern. Liegt der Leitindex am Verfallstag oberhalb von 15.300 Punkten, ist die Option „aus dem Geld“, sie verfällt und ist wertlos.
Die Inhaber dieser Option wollen deshalb den Abrechnungskurs unterhalb dieser Marke sehen. Die Verkäufer dieser Put-Option, im Fachjargon Stillhalter genannt, sehen das anders. Jeder Punkt am Freitagmittag unterhalb des Abrechnungskurses von 15.300 Punkten kostet sie Geld.
Diese Verkäufer sind meist Banken oder institutionelle Anleger, die den Basiswert der Option im eigenen Depot halten. Sie könnten am Mittwoch vergangener Woche eine Rolle gespielt haben, als der Dax auf 14.818 Punkte abrutschte, sich danach aber rasch wieder erholte. Potenzielle Verluste der Stillhalter wurden so wieder eingegrenzt.
Warum ist der Blick wichtig? Man muss nur einen Monat zurückblicken, um die Bedeutung von Verfallstagen am deutschen Aktienmarkt zu erkennen. Der Verfallstag im Monat September leitete eine Trendwende ein: Am 16. September fiel der Leitindex von 15.791 Punkten deutlich nach unten. Am Montag darauf folgte ein Ausverkauf, ein Kursrutsch mit hohem Handelsvolumen, der den Dax zwischenzeitlich auf 15.012 Punkte fallen ließ.
Auch wenn der Verfallstag im September ein großer war, ein sogenannter Hexensabbat mit einem deutlich höheren Einfluss auf den Gesamtmarkt: Anleger sollten die Auswirkungen von Verfallstagen nicht unterschätzen. Es muss nach solchen wichtigen Terminen auch nicht immer abwärtsgehen. Der kommende Freitag könnte auch den überraschenden Startschuss für eine Jahresendrally geben.
Blick auf die Einzelwerte
Delivery Hero: Mit Enttäuschung aufgenommene Auftragszahlen von Just Eat Takeaway.com hinterlassen bei Aktien der Branche ihre Spuren. Die Titel des Essenslieferdienstes fielen an der Amsterdamer Börse um bis zu 5,8 Prozent auf 61,22 Euro und markieren damit den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren. Seit Jahresbeginn haben die Aktien knapp 30 Prozent an Wert eingebüßt. Zuletzt lagen die Papiere noch 1,7 Prozent im Minus.
Die Aktien des Konkurrenten Delivery Hero verloren im Dax zeitweise 3,6 Prozent, notierten am Handelsende aber wieder 1,5 Prozent im Plus. Der Anteilsschein hat bereits in den vergangenen Wochen mehr als 16 Prozent verloren. Die Papiere des britischen Mittbewerbers Deliveroo gaben 0,6 Prozent nach.
Die Bestellungen im dritten Quartal blieben bei Just Eat mit einem Plus von 25 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Während der Lieferdienst in seinem größten Markt Großbritannien ein Wachstum von 51 Prozent verbuchte, lag das Plus in den Vereinigten Staaten, dem zweitgrößten Markt, nur bei drei Prozent.
Fraport: Am Frankfurter Flughafen haben sich die Fluggastzahlen im September weiter erholt. Deutschlands größter Airport zählte rund 3,1 Millionen Fluggäste, ein Plus zu dem stark von der Coronakrise betroffenen Vorjahresmonat von 169 Prozent. Wie schon im August sei annähernd die Hälfte des Vorkrisenniveaus erreicht worden. Die Aktie schloss aber unverändert.
SAP: Einer der größten Dax-Gewinner waren die Aktien des Walldorfer Konzerns, die nach einer erneuten Prognoseanhebung knapp vier Prozent zulegten. Vor einem Jahr hat SAP die Aktionäre mit einer kräftigen Senkung der Prognose schockiert, seitdem übertrifft der Softwarehersteller aber die Ziele regelmäßig: Er hat am Dienstag nach einem starken dritten Quartal für das gesamte Geschäftsjahr bessere Zahlen in Aussicht gestellt – zum dritten Mal in diesem Jahr.
LVMH: Ein Umsatzanstieg im Quartal schob auch die Titel von LVMH an. Die Aktien des französischen Luxusmarken-Herstellers kletterten in Paris um 3,8 Prozent.
Kurzfristige Zinsen steigen deutlich an
Die beiden großen Themen an den Börsen sind Zinsen und Inflation. Die höheren Inflationsraten spiegeln sich immer stärker in den Prognosen zur Entwicklung der Leitzinsen wider. Mittlerweile ist ein erster Zinsschritt der EZB Ende 2022 schon Konsens unter Analysten.
Diese Erwartung wird jetzt in die Rentenmärkte eingepreist. Da die Notenbanken mit ihren Leitzinsen stärker das kurze Ende der Zinsstrukturkurve kontrollieren, sind die Auswirkungen dort besonders groß. Die Rendite fünfjähriger Bundesanleihen erreichte am Mittwoch mit zwischenzeitlich minus 0,461 Prozent den höchsten Stand seit April des vergangenen Jahres.
Die Zinsstrukturkurve gibt das Verhältnis verschiedener Zinssätze bezogen auf deren Laufzeit wieder. Auch in den USA hat sich diese Kurve bereits deutlich abgeflacht. Das schmälert die Rentabilität der großen Banken – und drückt ihre Aktienkurse. Die Deutsche Bank war mit einem Verlust von 4,3 Prozent am Mittwoch Dax-Schlusslicht. Die Aktie von JP Morgan verlor trotz starker Quartalszahlen ebenso 2,6 Prozent.
Darunter leidet besonders die Rentabilität
Dollar erreicht gegenüber der türkischen Lira neues Rekordhoch
Die türkische Lira hat ihre Talfahrt fortgesetzt und gegenüber dem Dollar mit 9,1047 Lira ein neues Rekordtief erreicht. Im Gegenzug stieg der Greenback am gestrigen Dienstag erstmals über die Marke von neun Lira und notierte am Mittwoch bei 9,1047 Lira. Der Euro hat das noch nicht geschafft. Die Gemeinschaftswährung liegt mit einem Tageshoch 10,5315 Lira nur knapp unter der bisherigen Bestmarke von 10,6306 Lira.
Der Anlass für die Bewegungen: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine mögliche Militäroffensive im benachbarten Syrien angedeutet.
Die Lira hat sich gegenüber dem Dollar bereits um mehr als sechs Prozent abgeschwächt, seit der Gouverneur der türkischen Zentralbank im vergangenen Monat den Schwerpunkt auf eine engere Auswahl von Kernpreisen gelegt hat.
Zudem steht Zentralbankchef Sahap Kavcioglu offenbar selbst in der Kritik. Nach den Entlassungen von drei türkischen Notenbankchefs binnen zweieinhalb Jahren durch Erdogan wird es offenbar auch für ihn eng. Der Staatschef habe das Vertrauen in Kavcioglu verloren, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am vergangenen Freitag.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Die Bedeutung der Dax-Marke von 15.000 Punkten ist offensichtlich. Nach dem Bruch dieser Kernunterstützung und der für langfristige Investoren wichtigen 200-Tage-Linie, die aktuell bei 15.052 Punkten liegt, kam es in der vergangenen Woche zu einem Ausverkauf mit anschließendem Comeback. Dabei wurde auch das Tief aus dem Monat Mai bei 14.816 Punkten getestet.
Solange der Dax über der 15.000er-Marke bleibt, brennt aus technischer Sicht nichts an. Ein erneuter Bruch der Unterstützung könnte allerdings unruhige Handelstage ankündigen.
Auf der Oberseite bleibt das Aprilhoch (15.501 Punkte) in Verbindung mit der Abwärtskurslücke vom 28. September im Fokus. Solche Lücken entstehen, wenn der höchste Stand eines Handelstags unter der tiefsten Notierung des Vortags geblieben ist. Sie gelten als ein Zeichen von Schwäche. Solange diese Lücke offen ist, der Dax also nicht 15.552 Punkte erreicht, bleibt die charttechnische Lage angespannt.
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