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Dax aktuell Dax steigt rasant auf neues Rekordhoch – Profis haben die Basis für die Rally-Fortsetzung gelegt

Die hohe US-Inflation hat die Kurse von Bitcoin und Gold stark ansteigen lassen. Bei den Einzelaktien war Siemens gefragt, das K+S-Papier sackte dagegen deutlich ab.
11.11.2021 - 17:46 Uhr Kommentieren
Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Dax-Kurve

Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?

(Foto: Bloomberg Creative/Getty Images [M])

Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt ging die Rekordjagd weiter. Am Donnerstag schloss der Dax 0,1 Prozent fester bei 16.082 Zählern. Vormittags stieg der Dax auf die neue Bestmarke von 16.114 Zählern. Innerhalb weniger Minuten kletterte das Börsenbarometer um 60 Punkte nach oben. Nachmittags notierte der Index aber wieder bei 16.070 Stellen und damit unverändert gegenüber dem Vortag.

Seit einer Woche beschäftigt sich der Leitindex mit dieser psychologisch wichtigen Marke von 16.000 Punkten. In diesem Zeitraum gab es zwar mehrere neue Rekordhochs, doch insgesamt gelang dem Dax einschließlich bis Donnerstag nur eine Seitwärtsbewegung in einer engen Spanne von weniger als 130 Punkten.

Es mehren sich die Anzeichen, dass in den kommenden Handelstagen die Rally mit deutlichen Kursanstiegen fortgesetzt wird. Das lässt sich aus den Daten der aktuellen Umfrage der Börse Frankfurt unter mittelfristig agierenden Privatanlegern und institutionellen Investoren ableiten. Für den Verhaltensökonomen Joachim Goldberg, der die Erhebung analysiert, „stehen die Zeichen für eine neuerliche Rally in rund einer Woche gar nicht so schlecht“.

Was ist geschehen? Die Profianleger, die vor einer Woche noch deutlich auf steigende Kurse setzten, haben Gewinne mitgenommen. Dabei haben sie sich offenbar am ehemaligen Rekordhoch von 16.030 Punkten aus dem Monat August dieses Jahres orientiert, das am Donnerstag der vergangenen Woche überwunden wurde. Knapp jeder zehnte Profi ist sofort vom Bullenlager in das der Bären gewechselt, setzt also auf fallende Kurse.

Doch die gab es bislang nicht. Im Gegenteil: Der Dax kletterte weiter auf 16.104 Punkte, das ehemalige Rekordhoch. Die neuen Pessimisten unter den Profis wären heilfroh, wenn sie ihre Short-Positionen zumindest mit einem kleinen Gewinn verkaufen könnten.

Goldberg vermutet, dass spätestens bei Kursen um 15.600/15.650 Punkte diese Positionen geschlossen werden, entsprechend bietet dieser Bereich eine Unterstützung. Zudem sind die Profis zu einem Drittel neutral eingestellt, warten also auf eine Einstiegschance.

Aufmerksame Leserinnen und Leser von Sentimentanalysen erkennen den Zusammenhang: Setzen viele Anleger auf fallende Kurse, ist das ein Kontraindikator – ein Hinweis darauf also, dass genau das Gegenteil eintreten könnte.

Die Gewinnmitnahmen der Profis waren ein ungewöhnlicher Vorgang. Zu glauben, dass Notierungen um ein ehemaliges Rekordhoch über Einstiegs- oder Verkaufskurse entscheiden, entspricht eher dem Verhalten von Privatanlegern. Doch bei dieser Gruppe hat sich weniger getan: Nur fünf Prozent der Befragten waren von der Bullen- auf die Bärenseite gewechselt. Goldberg sieht dahinter eine kleine, kurzfristig agierende Gruppe.

Aber wer hat gekauft, wenn die heimischen Investoren eher auf der Verkäuferseite standen? Schließlich ist der Dax in den vergangenen fünf Handelstagen leicht gestiegen. Nach Meinung von Goldberg dürften den Verkäufen aus mittelfristig agierenden institutionellen Quellen langfristige Zuflüsse gegenübergestanden haben.

Inflationsdaten sorgten für weiter steigende Renditen

Die Nachricht über die hohe Inflation in den USA im Oktober vom gestrigen Mittwoch hat noch am Donnerstag die Märkte beeinflusst. So lag die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen wieder bei 1,569 Prozent, am Mittwoch lag der Tiefpunkt noch bei 1,4271 Prozent. Auch die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg, allerdings deutlich geringer als bei den US-Treasuries. Der Wert für die europäische Benchmarkanleihe lag bei 0,231 Prozent, nach 0,300 Prozent am Vortag.

Für Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners „wird es jetzt interessant, ob sich der deutsche Rentenmarkt weiterhin von der Schwäche der US-Treasuries abkoppeln kann“.

Was Aktien- und Anleihemarkt einte: Die Volatilitäten stieg in beiden Märkten. Bei US-Treasuries war die erwartete Schwankungsbreite so hoch wie zuletzt Ende März. Damals lag die Rendite in der Spitze bei 1,74 Prozent, einem mehrjährigen Allzeithoch. „Anlegerinnen und Anleger rechnen also mit massiven Schwankungen in den kommenden Wochen und Monaten“, meint der Kapitalmarktexperte.

Am Aktienmarkt hatte die erwartete Volatilität zumindest ein Vierwochenhoch erreicht. Angesichts von Kursen in der Nähe der Allzeithochs war auch das beachtlich. Üblicherweise fällt die erwartete Schwankungsbreite bei steigenden Kursen und umgekehrt. Für Altmann sollten sich „Anlegerinnen und Anleger auf turbulente Zeiten einstellen. Die Zeit der Ruhe an den Börsen dürfte vorbei sein.“

Goldpreis hat wichtige Marke überwunden

Die beiden Assetklassen Gold und Bitcoin, die nach den hohen Inflationsdaten bereits am Mittwoch rasant nach oben geklettert sind, konsolidierten am Donnerstag. Gold wurde bei 1860 Dollar gehandelt, das Vortageshoch lag bei 1868 Dollar, der höchste Stand seit fünf Monaten. Gold in Euro gerechnet hatte erstmals seit einem Jahr die Marke von 1.600 Euro je Feinunze überwunden. Ein Bitcoin kostete rund 65.000 Dollar, nach dem Rekordhoch am Mittwoch von 68.744 Dollar.

Die charttechnische Ausgangslage beim gelben Edelmetall war günstig. Bereits am Montag dieser Woche schrieb Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel: „Sollten sich die aktuellen Unsicherheiten sowie die weiter ansteigenden Inflationsprognosen bewahrheiten, dann könnte das ein schneller Treiber für den Goldpreis werden.“ Die Marke von 1803 Dollar war das „Nadelöhr“ für den Anstieg. Nun galt das mittelfristige Ziel von 2000 Dollar, das aber nicht schnell erreicht werden dürfte.

Nach Angaben des Edelmetallhändlers Heraeus hatten „deutsche Privatanleger bereits auf die zuletzt höheren Inflationsraten mit steigender Nachfrage reagiert“. Edelmetallhändler Andreas Zumpfe beobachtete „ein deutlich gestiegenes Kaufinteresse für Goldbarren – was zum Jahresende nicht unüblich ist“.

Blick auf die Einzelwerte

Siemens: Der Konzern hat im ersten Jahr unter der Führung des neuen Vorstandschefs Roland Busch Umsatz und Gewinn prozentual zweistellig gesteigert. Damit kam der Technologiekonzern mit den weltweiten Lieferschwierigkeiten und den gestiegenen Materialkosten besser zurecht als mancher Konkurrent. Die Siemens-Aktie schließt bei plus 2,8 Prozent.

Verbio: Die gestiegenen Rohstoffkosten haben den Gewinn des Biokraftstoffherstellers belastet. In den Anlagen von Verbio wurden im ersten Quartal weniger Mengen an Biodiesel, Bioethanol und Biomethan produziert. Die Aktie rutschte zum Handelsschluss um 5,5 Prozent ab.

Delivery Hero: Wer wieder ins Restaurant gehen kann, lässt sich weniger Mahlzeiten nach Hause liefern. Doch dank der Expansion in neue Märkte stemmt sich der Essenslieferdienst Delivery Hero gegen diesen Trend und ist für das Gesamtjahr sogar etwas zuversichtlicher: Die Aktie stieg um 1,7 Prozent.

Merck: Der Kampf gegen die Coronapandemie sorgte beim Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA zwar weiter für Schwung. Beim operativen Ergebnis und unter dem Strich jedoch mussten die Südhessen im dritten Quartal Einbußen hinnehmen, da sie im Vorjahr noch von einem hohen Sonderertrag profitiert hatten. Insofern fielen die Papiere um 0,7 Prozent.

K+S: Der Düngerkonzern kann die Zweifel der Finanzaufsicht Bafin an der Bilanz für 2019 sowie für das erste Halbjahr 2020 weiterhin nicht ausräumen. Deswegen rutschte die Aktie zwischenzeitlich um mehr als zehn Prozent ab. Sie schloss bei minus 4,7 Prozent.

Hintergrund war der Verdacht der Bafin, dass eine im Herbst 2020 wegen des Düngerpreisverfalls erfolgte Milliardenabschreibung der Hessen womöglich zu niedrig ausgefallen war. Die Aufseher hatten daher im Februar die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) beauftragt, die entsprechenden Bilanzen unter die Lupe zu nehmen. Die DPR hegt weiter Zweifel an der Rechnungslegung durch K+S, wie der Kasseler Konzern am Donnerstag mitteilte. Das Verfahren dauere an.

Die Aktie hat ein sehr großes Korrekturpotenzial, wenn sich die Vorwürfe erhärten sollten. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.

Varta: Die einstige Highflyer-Aktie stand unter Druck. Nach eher schwachen Quartalszahlen verliert das Papier 0,3 Prozent und notierte bei 116 Euro. Insbesondere das in den vergangenen Jahren so stark wachsende Geschäft mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen enttäuschte wiederum. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Konzern die Umsatzprognose wegen der Schwäche in der Sparte empfindlich gesenkt.

Das Hoch aus dem August bei fast 166 Euro blieb damit in weiter Ferne – ganz zu schweigen vom Jahreshoch bei über 181 Euro Ende Januar, als Börsenspekulationen den Kurs kurzfristig auf Rekordhöhen trieben. Die Prognosesenkung in der vergangenen Woche hatte die Aktie gar unter 100 Euro fallen lassen. Der Kurs lag am Donnerstag unter dem Niveau von Ende 2019. In dem Jahr war Varta an der Börse der Shooting-Star und der stärkste MDax-Wert gewesen.

Was die Dax-Charttechnik sagte

Auf der Unterseite standen zwei Aufwärtskurslücken (im Fachjargon: Gap) im Fokus. Deren Bedeutung sollte man nicht unterschätzen. Diese Lücken entstehen, wenn der tiefste Punkt des Handelstags über dem höchsten Punkt des Vortags liegt. Sollten die aber offen bleiben, dürften neue Rekordhochs folgen.

Der erste Gap vom 4. November liegt zwischen 15.998 und 15.973 Punkten, der am Mittwoch zum einen Teil, aber nicht vollständig geschlossen wurde. Sollte diese Lücke komplett geschlossen werden, besteht die Gefahr, dass der Dax wieder in die mehrmonatige Seitwärtsspanne zwischen 16.000 Punkten auf der Oberseite und 14.800 Zählern auf der Unterseite zurückfällt.

Die zweite Kurslücke liegt bei 15.760 und 15.690 Punkten. Ein Unterschreiten der Marke in den kommenden Tagen dürfte die Jahresendrally infrage stellen.

Auf der Oberseite wird wohl das bisherige Rekordhoch von 16.104 Zählern nur eine Durchgangsstation auf dem Weg in Richtung 16.200 Stellen darstellen. Aus der monatelangen Seitwärtsphase zwischen 16.000 und 14.800 Zählern lässt sich auf längere Sicht noch ein weiteres Kursziel von 17.200 Punkten ableiten. Diese Handelsspanne, also 1200 Zähler, gilt laut Charttechnik als Maß für mögliche Kursgewinne.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

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