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Dax aktuell Dax verliert mehr als 300 Punkte - Steigende Renditen sorgen für Ausverkauf bei Techwerten

Mit diesem deutlichem Minus steht der deutsche Leitindex bald wieder vor einer Richtungsentscheidung. Sind solche Rücksetzer eine Kaufgelegenheit?
28.09.2021 - 17:57 Uhr Kommentieren
Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Dax-Kurve

„Böse Erinnerungen an Finanzkrise.“

(Foto: Bloomberg Creative/Getty Images [M])

Düsseldorf Die Freude über den Ausgang der Bundestagswahl ist am deutschen Aktienmarkt am Dienstag vorbei. Der Dax gibt am Handelstag 2,1 Prozent nach und schließt bei einem Stand von 15.248 Zählern, ein Minus von mehr als 320 Punkten. Bereits am Montag hatte der Leitindex seine anfänglichen Gewinne zum Großteil wieder abgegeben und bei 15.573 Zählern geschlossen, ein Plus von 0,3 Prozent.

Anleger werfen am Dienstag unter anderem Technologie-Aktien aus den Depots. Der europäische Branchenindex büßt fast 4,8 Prozent ein, der Chip-Hersteller Infineon ist mit Abstand der größte Verlierer im Dax 40 – die Aktie gab am Dienstag knapp 5,9 Prozent nach.

Mit diesem deutlichem Minus am heutigen Handelstag steht der deutsche Leitindex bald wieder vor einer Richtungsentscheidung. Hält die wichtige Marke von 15.000 Punkten? Zweimal fand der Dax in den vergangenen Wochen kurz vor dieser Marke halt. Noch am vergangenen Montag rutschte der Index bis auf 15.019 Punkte ab, bis wieder Käufer in Aktion traten. Es galt wie bislang immer in diesem Börsenjahr: Jeder Rücksetzer war eine Kaufgelegenheit. Wiederholt sich dieses Szenario?

Aus technischer Sicht besitzt die Marke von 15.000 Zählern „strategischen Charakter“. Nachhaltige Kurse dürften eine länger anhaltende Korrektur nach sich ziehen.

Die aktuellen Kursbewegungen zeigen auf jeden Fall: Ein Tapering, ein Zurückfahren der monatlichen Anleihekäufe, das US-Notenbankchef Jerome Powell am vergangenen Mittwoch angekündigt hatte, war am Markt offensichtlich nicht richtig eingepreist.

Die Zinsen fünfjähriger US-Staatsanleihen standen am heutigen Dienstag zwischenzeitlich mit 1,0422 Prozent so hoch wie zuletzt im Februar 2020 und damit auf einem neuen Nach-Pandemie-Hoch. Bis zum Dax-Schluss sanken die Zinsen auf 1,0051 Prozent herunter. Auch die Rendite der maßgeblichen zehnjährigen US-Staatsanleihe kletterte weiter und lag zwischenzeitlich auf den höchsten Wert seit Ende Juni – verlor bis zum Abend noch etwa 0,4 Prozentpunkte und landete bei etwa 1,52 Prozent.

Die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Bundesanleihe kann ihren höchsten Stand seit Mitte Juni bis Handelsschluss ebenfalls nicht halten und notiert am frühen Abend bei minus 0,201 Prozent.

Für Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partner könnte „ein weiterer Zinsanstieg die Aktienmärkte ausbremsen“. Denn zum einen werden insbesondere in den USA Anleihen wieder zu einer echten Konkurrenz für Aktien, und zum anderen erhöhen die steigenden Zinsen die Finanzierungskosten der Unternehmen und drücken so auf die Gewinne.

Auch die Zinsstrukturkurve, die Differenz zwischen der Rendite kurzfristiger und langfristiger Anleihen, ist in den USA steiler geworden. Mittlerweile beträgt der Unterschied bei einer dreimonatigen und einer zehnjährigen Anleihe gut 150 Basispunkte.

Experten zufolge könnte der nächste „Reflation Trade“ starten. Reflation meint die Kombination aus starkem Wirtschaftswachstum und steigender Inflation. Dieser Trend steigender Bondrenditen mit einer steiler werdenden Zinskurve hat die Märkte Anfang des Jahres stark geprägt, ebbte aber mit den wieder sinkenden Anleiherenditen seit Mai ab.

Solch ein Umfeld begünstigt die Kurse von zyklischen Aktien wie Banken oder Versicherungen. Auch Energie- und Industriepapiere dürften davon profitieren. Das Nachsehen in dieser Phase haben hochbewertete Wachstumsaktien aus Sektoren wie Technologie und Gesundheit.

Diese Entwicklung lässt sich aktuell bereits am deutschen Aktienmarkt ablesen. Seit der Ankündigung von Powell am vergangenen Mittwochabend zählen vor allem Finanzwerte zu den großen Gewinnern. Während der deutsche Leitindex seitdem seitwärts lief, kletterten die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank um mehr als vier Prozent. Auch Unternehmen, die Rohstoffe verarbeiten, wie der Stahlhersteller Thyssen-Krupp (plus 3,5 Prozent) oder die Kupferhütte Aurubis (plus 6,5 Prozent) zählen zu den größeren Gewinnern.

Zu den Verlierern in diesem Zeitraum zählen die Online-Papiere. Die Aktie von Delivery Hero verlor rund drei Prozent, Zalando gab rund sieben Prozent nach, und die Titel von Hellofresh rutschten sogar um mehr als 7,5 Prozent ab.

Streit über die US-Schuldengrenze

Ein weiteres Thema dürfte in den kommenden Tagen die Märkte bewegen: die US-Schuldengrenze. Der erste Versuch, diese Schuldengrenze vorübergehend auszusetzen, ist gescheitert. Die Republikaner haben im Senat einen entsprechenden Gesetzentwurf blockiert.

Bisher gehen die Börsen mit dieser Nachricht recht entspannt um. Denn für Altmann „wurde dieses Problem häufig in der allerletzten Minute gelöst“. Doch es kann auch anders kommen.

Ein hochrangiger Vertreter der US-Notenbank warnte am Montag davor, dass eine Nichtanhebung zu einer „extremen Marktreaktion“ führen könnte. Das Bipartisan Policy Center, eine Washingtoner Denkfabrik, schätzte vergangene Woche, dass die US-Regierung ihren Verpflichtungen bereits Mitte Oktober nicht mehr nachkommen könnte, wenn die Schuldenobergrenze nicht angehoben wird.

Blick auf Einzelwerte

Zooplus: Der Aktienkurs bleibt weiter über dem neuen Übernahmeangebot. Nach einem Plus von mehr als vier Prozent am Vortag schließt das Papier am Dienstag mit 486 Euro leicht im Plus. Finanzinvestor EQT überbot zuletzt den US-Rivalen Hellman & Friedman und will den Münchener Online-Tierbedarfshändler für 470 Euro je Aktie oder insgesamt 3,6 Milliarden Euro kaufen. Doch einige Anleger spekulieren offenbar auf ein noch höheres Angebot.

Nordex: Die Papiere verlieren knapp 1,1 Prozent auf 15,47 Euro. Die Experten der Citigroup setzten die Anteilsscheine des Windturbinenbauers auf „Buy“ von zuvor „Neutral“ hoch und hoben das Kursziel auf 19,50 Euro von zuvor 19 Euro an.

About You: Der Online-Modehändler traut sich nach einem erfolgreichen zweiten Quartal mehr zu. Im Geschäftsjahr bis Ende Februar werde nun mit einem Umsatz zwischen 1,725 und 1,775 Milliarden Euro gerechnet.

Am Aktienmarkt kam die Zuversicht zunächst gut an. Der Anteilsschein legte bis zu 3,5 Prozent auf 24,20 Euro zu. Die Aktie gab die Gewinne bis Handelsschluss jedoch in Gänze wieder ab. Der Ausgabepreis beim Börsengang im Juni, der About You mit knapp vier Milliarden Euro bewertete, hatte bei 23 Euro gelegen. Zeitgleich mit dem Aufstieg des Berliner Konkurrenten Zalando vergangene Woche in den deutschen Leitindex Dax, waren die Hamburger in den SDax gekommen. Wegen der hohen Investitionen in den Ausbau des Geschäfts schreibt About You weiterhin rote Zahlen.

Was die Dax-Charttechnik sagt

Seit drei Monaten bewegt sich der Dax zwischen 16.000 Zählern auf der Ober- und rund 15.000 Punkten auf der Unterseite. Sollte das Börsenbarometer es schaffen, die Marke von 15.800 Zählern nachhaltig zu überwinden, hätte der Leitindex durchaus Potenzial für ein neues Rekordhoch. Kurzfristig hat der deutsche Leitindex aber auch Respekt vor der 38-Tagelinie, die den kurzfristigen Trend vorgibt. Die liegt bei 15.740 Punkten und konnte zuletzt nicht überwunden werden.

Für Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Deutschland, gilt der Bereich von rund 15.800 Punkten aber als „Schlüsselmarke“. Dann wäre seiner Meinung nach der „Blitzeinbruch“ der vergangenen Woche als „V-förmige“ Umkehr zu interpretieren, was ein neues Allzeithoch jenseits von 16.030 Punkten ermöglichen würde.

Auf der Unterseite sind 15.000 Punkte ein extrem wichtiger Rückzugsbereich. Für Scherer hat die Bastion „durchaus strategischen Charakter“.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

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