Dax aktuell Gewinnsprünge der Dax-Konzerne lassen Index kalt – Pessimismus unter Privatanlegern breitet sich aus

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Der deutsche Aktienmarkt steckt im Seitwärtstrend fest: Zum Handelsschluss notiert der Dax am Donnerstag 0,5 Prozent im Plus bei 15.640 Punkten. Auch am gestrigen Mittwoch hatte der Dax nur 0,3 Prozent im Plus bei 15.570 Punkten geschlossen.
Am heutigen Handelstag war eine Tendenz zu erkennen, die bereits am Vortag vorherrschte: Herausragende Quartalszahlen von Dax-Konzernen, gepaart mit höheren Prognosen für das Gesamtjahr, führen nicht automatisch zu hohen Kursgewinnen bei der jeweiligen Aktie.
Das war bereits am Mittwoch bei dem BASF-Papier zu beobachten und setzte sich mit Volkswagen und Heidelberg Cement am Donnerstag fort. Diese Reaktion ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Kursgewinne im deutschen Leitindex derzeit begrenzt sind.
Zwei Kennziffern zeigen, wie sehr am deutschen Aktienmarkt derzeit Sommerflaute herrscht. Zum einen ist es das niedrige Handelsvolumen. Am Montag dieser Woche erreichte es mit 38,6 Millionen gehandelten Stücken das drittniedrigste Volumen des gesamten Jahres. Auch der darauffolgende Dienstag mit 44 Millionen Papieren und der Mittwoch mit 56,5 Millionen Anteilsscheinen lagen ebenfalls deutlich unter dem Jahresdurchschnitt von 68,8 Millionen Anteilsscheinen, die täglich ver- und gekauft werden. Das heutige Handelsvolumen war mit knapp 51,5 Millionen Stücken auch nicht sehr hoch.
Zum anderen leidet der deutsche Leitindex derzeit unter Bewegungsmangel. Nur 80 Punkte betrug die Differenz zwischen Tageshoch und -tief am Mittwoch, weniger als 100 Zähler waren es am vergangenen Montag. Und am heutigen Donnerstag lag die Schwankungsbreite bei unter 100 Zählern.
Bislang gibt es wenige Anzeichen, dass neuer Schwung in den Handel kommt. Die aktuelle Anlegerumfrage der Börse Frankfurt unter mittelfristig orientierten Anlegern interpretiert der Verhaltensökonom Joachim Goldberg so: „Vieles spricht dafür, dass der Dax auch in den kommenden Tagen seine breite Konsolidierung fortsetzen dürfte.“
Die Obergrenze liegt seiner Meinung nach nicht wesentlich oberhalb des bisherigen Rekordhochs von 15.811 Zählern. „Sowohl für die Privatanleger als auch für die institutionellen Investoren dürfte auf der anderen Seite erstes gutes Kaufinteresse nur unterhalb von 15.000 Dax-Zählern entstehen“, meint der Sentimentexperte.
Bei der genaueren Analyse der Erhebung fällt eine deutliche Diskrepanz zwischen Profis und Privatanlegern auf. Die institutionellen Investoren haben ihre Ansicht in den vergangenen fünf Handelstagen wenig verändert. Es gab für sie keine günstige Einstiegsmöglichkeit, und der zwischenzeitliche Kursgewinn von 2,6 Prozent war offenbar nicht attraktiv genug, um Gewinne mitzunehmen. Unter den Profis herrscht insgesamt eine eher neutrale Stimmung.
Ganz anders die Privatanleger: Deren Stimmung ist deutlich pessimistischer geworden. Sie trauen dem deutschen Leitindex mehrheitlich auf mittlere Sicht offenbar keine wesentlichen Kursgewinne mehr zu. „Möglicherweise wollte man aber auch nur aufgelaufene Gewinne realisieren“, erläutert Goldberg den Stimmungsumschwung.
Blick auf die Einzelwerte
Volkswagen: Der Konzern hat in der ersten Jahreshälfte im laufenden Geschäft so viel verdient wie nie. Europas größte Autogruppe konnte die Folgen der Corona-Verkaufseinbrüche sowie der Werksschließungen im Frühjahr 2020 damit weiter abstreifen. Der operative Ertrag ist jetzt bereits höher als im vergangenen Jahr. Dennoch lag die Aktie lange im Minus und schaffte nur ein Plus von 1,4 Prozent.
Heidelberg Cement: Der Baustoffkonzern erhöht nach einem Gewinnsprung seine Prognose. Dank der florierenden Baukonjunktur wuchs der Umsatz im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 4,98 Milliarden Euro. Das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs legte um ein Drittel auf 862 Millionen Euro zu. Mit beiden Kennzahlen übertraf Heidelberg Cement die Erwartungen der Analysten. Vorstandschef Dominik von Achten hob den Ausblick an. Das Papier liegt nach einem Wertverlust von mehr als drei Prozent zum Handelsende unverändert gegenüber dem Vortagesschluss.
Airbus: Der europäische Flugzeugbauer erholt sich schnell von der Coronakrise in der Luftfahrt. Der französisch-deutsche Konzern erwartet für das laufende Jahr mit vier Milliarden Euro operativ doppelt so viel Gewinn wie bisher. Die Quartalszahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten deutlich. Nun will Airbus die Dominanz des US-Erzrivalen Boeing im Frachtgeschäft brechen. Der Aufsichtsrat hat grünes Licht für die Entwicklung einer Frachtversion des Airbus A350 gegeben. Das alles kommt an der Börse natürlich gut an. Die Aktie stieg um 0,7 Prozent.
Aixtron: Die Aktien lagen der Spitze des MDax, doch zum Handelsende schrumpfte das Plus auf 1,5 Prozent zusammen. Der Chipanlagenbauer profitiert von einem Nachfrageboom in der Halbleiterindustrie und erhöht erneut seine Prognose für die Auftragseingänge.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Für die technischen Analysten der Landesbank bleibt das charttechnische Fundament des Dax kurzfristig bleibt fragil, zumal sich der Index zuletzt nicht deutlich von der 21- und 55-Tagelinie nach oben absetzen konnte.
Zudem deutet sich ein Kreuzen der beiden Durchschnitte ab, der 21er könnte unter der 55er abrutschen. Zuletzt kam es im November zu solch einer Kreuzung, allerdings damals in entgegengesetzter Richtung, die 21-Tagelinie kletterte über die 55er Linie bei rund 13.300 Punkten. Anschließend stieg der Dax weiter bis zum Rekordhoch von 15.811 Punkten.
Erst Kurse oberhalb von 15.800 Punkten würden den Dax in den kurzfristigen Aufwärtstrend zurückführen. Erste Anzeichen dafür wären Notierungen oberhalb von 15.680 Zählern, dem Tageshoch am vergangenen Freitag.
Auf der Unterseite bietet erst der Bereich um 15.048 Punkte ernsthafte Unterstützung. Doch liegt des Korrekturtief seit dem Rekordhoch vom 14. Juli mit 15.811 Zählern.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
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Vielen Dank!
Welches ist der Einfluss der US-Börsen auf den deutschen Index?
Ich vermisse den Hinweis auf die heutigen Quartalszahlen von Amazon in den "Fünf Punkte, die für Anleger heute wichtig sind" der Kollegin L-S Lang.