Dax aktuell Schnäppchenkäufe und Gewinnmitnahmen: Zwischen diesen Marken bewegt sich der Dax

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Der Dax zeigte am Donnerstag einen typischen Kursverlauf: Rücksetzer wurden zum Einstieg genutzt, deutlich gestiegene Kurse zu Gewinnmitnahmen. Am Abend schloss der deutsche Leitindex 0,5 Prozent im Plus bei 15.604 Punkten.
Am Mittwoch war das Frankfurter Börsenbarometer noch mit einem Prozent im Minus bei 15.531 Zählern aus dem Handel gegangen. Diesen Rücksetzer nutzten die Anleger am Donnerstag prompt zum Kauf: Der Dax stieg am Vormittag um bis zu 1,1 Prozent auf 15.709 Stellen. Anschließend setzten Gewinnmitnahmen ein bis auf 15.488 Punkte, ehe es wieder aufwärts ging.
Dieses Verhalten der Anleger war in den vergangenen Wochen schon häufiger zu beobachten. Im Ergebnis führt das zu der aktuellen Seitwärtsbewegung: In den vergangenen fünf Wochen lag die Handelsspanne bei gerade einmal 500 Punkten, zwischen 15.300 15.800 Punkten.
„Wir sehen in Europa eine große Angst, zu spät in den Aktienmarkt einzusteigen und dann schnell Verluste anzuhäufen“, erklärt Thomas Altmann von GC Partners. „Deshalb ist die Gruppe der kaufbereiten Anleger aktuell so klein.“ Das spiegelt sich auch in dem aktuell niedrigen Handelsvolumen wider.
Zu beachten ist, dass laut der aktuellen Umfrage der Bank of America internationale Investoren in der Euro-Zone übergewichtet sind. Dadurch ist das Risiko von Kapitalabflüssen größer als die Chance von Kapitalzuflüssen.
Die Furcht davor, dass sich die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus ausbreitet, lässt Anleger vorsichtig agieren. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte vor Gefahren für die wirtschaftliche Erholung in Europa durch Varianten des Coronavirus. „Natürlich ist die aufkommende Erholung immer noch mit Unsicherheit konfrontiert auch durch die Verbreitung von Virus-Mutationen“, sagte die Notenbankerin.
Die Stimmung unter den Profi-Investoren hat sich in der vergangenen Woche bereits verschlechtert, zeigt eine Umfrage der Deutschen Börse. Demnach ist die Anlegerstimmung um neun Punkte auf einen Stand von minus vier zurückgegangen. Die Stimmung der Privatanleger ist dagegen um drei Punkte auf plus sieben gestiegen.
„Die Gesamtsituation deutet derzeit nicht darauf hin, dass heimische Investoren die nächste Trendbewegung beim Börsenbarometer auslösen werden“, erklärt Sentiment-Experte Joachim Goldberg, der die Umfrage für die Deutsche Börse auswertet. „Dazu mangelt es wahrscheinlich an großen Schieflagen, so dass allein aus dieser Sicht von einer Seitwärtsentwicklung des Dax auszugehen ist.“
Mit starker Nachfrage der heimischen Investoren rechnet Goldberg erst bei einem Rücksetzer auf 15.150 bis 15.200 Punkte.
Warten auf den US-Arbeitsmarkt
Derzeit warten viele Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht am morgigen Freitag. Es wird damit gerechnet, dass die Arbeitslosenquote stark gesunken ist. „Alles andere wäre eine herbe Enttäuschung, die auf dem Parkett zu deutlichen Ausschlägen nach unten führen könnte“, sagt Altmann.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sank im Juni auf 364.000, wie das Arbeitsministerium in Washington am Donnerstag mitteilte. In den sieben Tagen zuvor waren es 415.000. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 390.000 gerechnet.
Abhängigkeit von VW, BMW und Daimler
Auffällig war im abgelaufenen Halbjahr die Abhängigkeit des Dax von den Autowerten. BMW legte in den ersten sechs Monaten fast 24 Prozent zu, Daimler 30 Prozent und VW sogar knapp 39 Prozent. Damit waren sie neben der Deutschen Post (plus 42 Prozent) die mit Abstand größten Gewinner und die entscheidenden Treiber für den Dax, der in diesem Zeitraum um 13 Prozent zulegte.
Als die Rally der Auto-Werte im Juni pausierte, tat sich danach auch der Dax schwer. BMW legte im vergangenen Monat drei Prozent zu, Daimler verlor ein und VW 7,5 Prozent. Der Dax schaffte in diesem Zeitraum nur noch ein Plus von 0,7 Prozent.
Dass der Dax im Juni überhaupt einen kleinen Gewinn erzielte, lag daran, dass wenige Unternehmen deutlich zulegten: So gewann die Deutsche Börse zehn Prozent an Wert, Merck 9,6 Prozent, Fresenius Medical Care 7,2 Prozent und Vonovia 6,6 Prozent. Dagegen beendeten gleich 18 Unternehmenstitel den Monat mit Verlusten.
Wenn ein Aufwärtstrend nur noch von wenigen Aktien getragen wird, gilt das als Zeichen, dass sich eine Rally in ihrer Spätphase befindet. Was Anlegern dagegen Mut macht: Die Autohersteller dürften in den kommenden Quartalen ihre Verkaufszahlen und Erträge steigern.
Die Sparquote im Euro-Raum ist von 12,5 Prozent auf fast 20 Prozent gestiegen. „Besonders großes Wachstumspotenzial sehe ich bei langlebigen Gebrauchsgütern wie zum Beispiel Autos“, sagt Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie bei der Deutschen Bank. Denn in der Euro-Zone lagen die Neuzulassungen im ersten Halbjahr noch immer um ein Viertel unter Vorkrisenniveau, dementsprechend groß ist das Nachholpotenzial.
Einzelwerte im Fokus
Curevac: Die enttäuschenden Studienergebnisse beim Covid-19-Impfstoff von Curevac haben sich auch nach einer abschließenden Analyse bestätigt. Die Aktie des an der Nasdaq notierten Unternehmens brach zeitweise um mehr als 20 Prozent ein, grenzte ihren Verlust aber zuletzt auf Minus 10,5 Prozent ein.
Das Vakzin zeigt eine Wirksamkeit von 48 Prozent gegen eine Covid-Erkrankung jeglichen Schweregrades und in allen Altersgruppen, wie das Tübinger Biotechunternehmen am Mittwochabend mitteilte. Bei einer Zwischenanalyse vor zwei Wochen waren es 47 Prozent gewesen.
Analyst Zhiqiang Shu von der Berenberg Bank wertet den Ausgang der Studie trotzdem positiv. Zwar scheine das Vakzin von Curevac schlechter abgeschnitten zu haben als andere mRNA-Vakzine, die Phase-3-Studie sei allerdings in einem „variantenreichen Umfeld“ getestet worden. Die Ergebnisse dürften für eine Zulassung des Kandidaten wohl ausreichen.
Fraport: Die Anteilscheine von Fraport gewinnen im MDax zwei Prozent. Das Analysehaus Stifel stufte die Aktien von „Hold“ auf „Buy“ hoch und erhöhte das Kursziel von 50 auf 75 Euro. Analyst Johannes Braun erwartet, dass der Flughafenbetreiber bis 2023 die Gebühren am Airport Frankfurt um mindestens sieben Prozent steigert und die Kosten um bis zu 400 Millionen Euro senkt.
Nordex: Eine angekündigte Kapitalerhöhung verprellte die Anleger des Windkraftanlagen-Herstellers. Die Aktien sacken im MDax um mehr als zwölf Prozent ab. Nordex will über eine Bezugsrechtsemission knapp 42,7 Millionen neue Aktien für je 13,70 Euro ausgeben. So soll unter anderem künftiges Wachstum finanziert werden.
CTS Eventim: Anleger folgen einer Kaufempfehlung für den MDax-Konzern. Die Aktien des Tickethändlers gewinnen knapp vier Prozent. Die Analysten der Investmentbank Jefferies nahmen die Bewertung der CTS-Eventim-Titel mit „Buy“ auf und setzten ein Kursziel von 73 Euro. Am Mittwoch waren sie mit 52,70 Euro aus dem Handel gegangen.
BVB: Aktien von Borussia Dortmund legen im SDax rund drei Prozent zu. Der Fußball-Bundesligist bestätigte Medienberichten, wonach der Spieler Jadon Sancho kurz vor dem Wechsel zum englischen Klub Manchester United steht. Als Ablösesumme stehen 85 Millionen Euro im Raum, einige vertragliche Details müssen noch geklärt werden.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.