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Dax aktuell US-Börsen ziehen Dax zum Handelsschluss wieder ins Plus – Erste Börsen verbieten Leerverkäufe

Das deutsche Börsenbarometer findet aus eigener Kraft keinen Halt. Doch eine freundliche Wall Street sorgt wieder für deutliche steigende Kurse hierzulande.
17.03.2020 - 17:45 Uhr 1 Kommentar

„Wir haben viele Krisen gesehen, doch die Virus-Krise setzt einen oben drauf“

Düsseldorf Der Aktienhandel ist am Dienstag extrem volatil verlaufen. Beim deutschen Leitindex Dax lagen zwischen dem Tageshoch und -tief mehr als 700 Punkte. Zum Handelsschluss notierte das Frankfurter Börsenbarometer 2,3 Prozent im Plus bei 8939 Zählern.

Das hohe Dax-Plus zum Ende lag an den US-Börsen, die deutlich zulegten, weil die Regierung Schecks an die Konsumenten verteilen will. Sein Tageshoch hatte das Börsenbarometer kurz nach Handelseröffnung erreicht, es lag bei 9.141 Punkten. Das Tagestief betrug gegen 10.30 Uhr 8.424 Zähler, was einem Minus von 3,6 Prozent enstsprach.

Am gestrigen Montag hatte der Index den Handel noch mit einem Minus von 5,3 Prozent und einem Schlussstand von 8742 Punkten beendet. Das Tagestief hatte aber kurz nach der Eröffnung der US-Börsen bei 8255 Punkten gelegen, einem Minus von mehr als zehn Prozent. Es war die niedrigste Notierung seit Mitte 2013.

Dieses Korrekturtief bei 8255 Zählern ist aus charttechnischer Sicht die wichtigste Marke. Nie zuvor in seiner Geschichte ging es für den deutschen Leitindex so schnell so drastisch bergab. Mit einem Minus von fast 34 Prozent seit Jahresbeginn steuert er zudem auf sein schwärzestes Quartal zu.

In den USA wird über die Möglichkeit diskutiert, die US-Börsen für eine gewisse Zeit zu schließen, ähnlich wie nach den Terroranschlägen vom 11. September. Damals schlossen die Aktienmärkte am Tag der Anschläge (einem Dienstag) und öffneten am darauffolgenden Montag wieder.

Die US-Börsenbetreiber und die Börsenaufsicht SEC wollen davon aber bisher nichts wissen. US-Finanzminister Steve Mnuchin denkt aber über verkürzte Handelszeiten nach.

Geschlossen hat aber mittlerweile die philippinische Börse – das sogar auf unbestimmte Zeit. Auch der Devisen- und Anleihehandel ist ausgesetzt.

Nach dem Ausverkauf an den Börsen verbieten Frankreich und Belgien Wetten auf Kursverluste. Frankreich untersagte für Dienstag Leerverkäufe in 92 Aktien. Die belgische Finanzaufsicht verbot ebenfalls für Dienstag Leerverkäufe in mehr als einem Dutzend Papieren.

Beide Behörden erklärten, damit einen „ungeordneten Kursverfall“ verhindern zu wollen. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hatte sich zuvor gegen eine komplette Schließung der Börsen ausgesprochen, weil andere Maßnahmen wie das Verbot von Leerverkäufen ergriffen werden könnten.

Mit Leerverkäufen wetten Anleger auf den Kursverfall einer Aktie. Dabei verkaufen sie Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum Rückgabedatum, können sie sich billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäufern Verlust.

Die Deutsche Börse bekräftigte am Dienstag, kein Leerverkaufsverbot zu planen. „Unser Schutzmechanismus, die Volatilitätsunterbrechung, verhindert einen ungeordneten Kursverfall. Deshalb ist grundsätzlich nicht mit einem Verbot von gedeckten Leerverkäufen seitens der Deutschen Börse zu rechnen“, sagte ein Sprecher.

Auch gegen eine komplette Aussetzung des Handels hatte sich der Betreiber der Frankfurter Börse ausgesprochen. Gerade in turbulenten Zeiten sei eine transparente und faire Preisbildung erforderlich, wie sie an Börsen stattfindet.

Die Londoner Börse LSE wollte sich zu einer möglichen Aussetzung des Handels nicht äußern. Sie verwies aber darauf, dass bei früheren extremen Börsenturbulenzen etwa während der Finanzkrise oder dem Schwarzen Montag von 1987 die Börse offen geblieben ist.

Vergleich mit der Finanzkrise

Bereits am gestrigen Handelstag war die Panik größer als während der Finanzkrise. Denn der Volatilitätsindex VDax, das Nervenbarometer der Börse, schoss auf ein neues Rekordhoch von 93,30 Punkten. Je höher dieser Wert, desto höhere Kursschwankungen erwarten Anlageprofis in den kommenden Wochen.

Doch ist der deutsche Leitindex bereits so stark gefallen wie während der Finanzkrise? Ein Vergleich bietet sich an, weil sowohl 2008 als auch 2020 die Aktienkurse jahrelang stärker gestiegen waren, als es den Unternehmen gelang, ihre Gewinne zu erhöhen.

Da der Dax ein Performance-Index ist, bei dem Dividenden mit eingerechnet werden, bietet der Chart des Dax-Kursindexes ohne Dividenden eine bessere Hilfestellung.

Der Vergleich: Der Kursindex erreichte Ende 2007 mit 5282 Punkten sein damaliges Hoch, um anschließend um mehr als 55 Prozent auf 2258 Zähler abzustürzen. Übertragen auf die aktuelle Lage hat dieses Börsenbarometer ohne Dividenden noch weiteres Abwärtspotenzial. Seit dem gestrigen Montag beträgt das Minus mittlerweile rund 40 Prozent.

Der Kursindex fiel bislang von 6136 Zähler auf 3669 Punkte. Was im Gegensatz zur Finanzkrise bislang völlig fehlt, sind zwischenzeitliche Erholungsphasen.

Blick auf andere Asset-Klassen

Am Anleihemarkt rückt die Sorge über die künftige Schuldentragfähigkeit der einzelnen Euro-Länder in den Vordergrund. Denn die Haushaltsdefizite der einzelnen Länder dürften aufgrund der Coronakrise deutlich ansteigen.

Portugal beispielsweise erwartet Mehrbelastungen in Höhe von 300 Millionen Euro. Entsprechend ist die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen aus Portugal seit Donnerstag von 0,4 auf aktuell 1,24 Prozent angestiegen.

Die Rendite von zehnjährigen italienischen Staatsanleihen steigt heute auf 2,41 Prozent. Am vergangenen Donnerstag lag dieser Wert noch bei 1,12 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen griechischen Anleihen steigt erstmals seit Mai 2019 über die Marke von drei Prozent. Sie steigt auf 3,235 Prozent von 2,567 Prozent am Montag.

Auch der Handel mit Unternehmensanleihen funktioniert kaum noch, die Sorge vor einer Pleitewelle in der Firmenwelt wächst. Fondsabflüsse verstärken den panikartigen Ausverkauf.

Auch bei den Währungen zeigen sich die Auswirkungen der Coronakrise. Das betrifft vor allem die Devisen der Schwellenländer. So fällt die türkische Lira auf den niedrigsten Stand seit der Währungskrise 2018. Ein Dollar kostet im Gegenzug mit 6,4638 0,6 Prozent mehr.

Auch der Dollar macht verlorenen Boden wieder gut. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, steigt 0,5 Prozent auf 98,602 Punkte.

Der Euro erlebt angesichts der weltweiten Flucht in den Dollar den größten Tagesverlust seit knapp zwei Jahren. Die Gemeinschaftswährung gibt 1,8 Prozent nach und notiert mit 1,098 Dollar auf einem Zweieinhalb-Wochen-Tief.

Auch am Derivatemarkt steigt die Nachfrage nach Dollar. Die Dreimonats-Euro/Dollar-Swap-Spreads stiegen auf bis zu 120 Basispunkte von etwa 86 Basispunkten am Montag. Sie sind damit so hoch wie seit Ende 2011 nicht mehr, dem Höhepunkt der Schuldenkrise in der Euro-Zone.

Ein höherer Spread signalisiert, dass die Marktteilnehmer einen höheren Preisaufschlag in Kauf nehmen, um Zugang zu Dollar zu erhalten. Anfang März hatte der Spread noch bei etwa 20 Basispunkten gelegen.

Börsenexperte an der Wall Street: „Wir preisen eine Rezession ein“

Der Kursverfall beim Gold wurde gestoppt. Nach einem Minus von knapp drei Prozent mittags legte der Preis für das gelbe Edelmetall im Nachmittagshandel wieder rund zwei Prozent zu und stieg auf 1537 Dollar je Feinunze.

Noch in der vergangenen Woche verzeichnete Gold mit einem Minus von 8,6 Prozent den stärksten Wochenverlust seit 2011. Waren das nur Verkäufe spekulativer Finanzanleger, um Nachschussforderungen an anderen Märkten nachzukommen („margin calls“)?

Laut Commerzbank gab es ein ähnliches Verhaltensmuster bei Gold während der Finanzkrise 2008. Damals hatte sich Gold nach dem starken Rückgang aber relativ schnell wieder erholt und stieg anschließend auf ein Rekordhoch von 1921 Dollar. Sollte sich das Szenario wiederholen, bietet Gold eine attraktive Einstiegsmöglichkeit.

Blick auf die Einzelwerte

Volkswagen: Der Automobilkonzern weicht seine gerade erst aufgestellten Geschäftsziele wegen der raschen Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie auf. Es sei ungewiss, mit welcher Schwere und Dauer die Viruskrise auch den Volkswagen-Konzern treffen werde, teilte der Autobauer am Dienstag bei der Präsentation der endgültigen Geschäftszahlen 2019 mit. Zugleich kündigte das Unternehmen an, seine Produktion in den meisten Werken in Deutschland und Europa zu stoppen. Eine verlässliche Prognose sei derzeit nahezu unmöglich.

Nach einem Minus von 12,2 Prozent am gestrigen Handelstag stieg die Aktie zur Eröffnung schnell um mehr als sechs Prozent, notierte zum Handelsschluss aber nur noch 1,7 Prozent im Plus. Die Aktie ist ein Beispiel, dass fundamentale Werte derzeit keine Rolle spielen: Bei dem Titel wird eine Dividendenrendite von 6,1 Prozent erwartet.

Osram/AMS: Die milliardenschwere Kapitalerhöhung bei AMS droht am rapiden Kursverfall der Aktie zu scheitern. Das Papier des österreichischen Sensor-Spezialisten fiel zwischenzeitlich mit 9,01 Franken unter die 9,20 Franken, für die AMS die neuen Aktien verkaufen will. Zum Handlesende lag der Kurs aber wieder bei 9,33 Franken.

Bei einem Kurs von unter 9,20 Franken fehlt den Osram-Anteilseignern jeder Anreiz, die bis zu 190 Millionen Aktien zu zeichnen. AMS will mit den 1,65 Milliarden Euro, die die Kapitalerhöhung einbringen soll, den Kauf des Münchner Lichtkonzerns Osram zum Teil finanzieren.

Die Osram-Titel stürzten sogar 24,2 Prozent auf 29,34 Euro ab und damit deutlich unter den 41 Euro, die AMS bietet. Das Unternehmen aus Premstätten bei Graz hat bereits mehr als 63 Prozent an Osram sicher und will die nötigen Kartell-Genehmigungen bis Mai bekommen.

Wacker Chemie: Das Unternehmen geht wegen der Coronavirus-Krise vorsichtig ins neue Jahr: Die Folgen der Pandemie könnten das Konzernergebnis 2020 von Wacker Chemie mit mehr als 100 Millionen Euro belasten. Daher stehe die Jahresprognose, in der bereits ein Teil der wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie ein voraussichtlich niedrigeres Ergebnis der Beteiligung Siltronic berücksichtigt seien, unter Vorbehalt. Das Papier verlor 9,6 Prozent.

Handelsblatt Morning Briefing - Corona Spezial

Gea: Der für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie produzierende Anlagenbauer hat im vergangenen Jahr bei Umsatz und Auftragseingang Bestmarken erzielt. Die Aktionäre sollen eine stabile Dividende in Höhe von 0,85 Euro je Aktie bekommen. Wegen der Coronakrise rechnet der Vorstand 2020 mit einem leichten Umsatzrückgang.

Trotz der positiven Zahlen: Die Aktie gibt nach einem zwischenzeitlichen Verlust von mehr als zwölf Prozent zuletzt 4,9 Prozent nach.

Roche: Der schweizerische Pharmakonzern Roche hat in den USA mit der Auslieferung von Covid-19-Tests begonnen. Die Lieferung der ersten 400.000 Test-Kits sei bereits am vergangenen Freitag gestartet. Die Aktie verlor seit dem 24. Februar lediglich 14 Prozent, stieg am heutigen Dienstag wieder um 2,4 Prozent.

Was die Charttechnik sagt

8255 Punkte. Das ist derzeit die magische Zahl für technische Analysten. Auf solch einen tiefen Stand fiel der deutsche Leitindex am gestrigen Montag. Nachdem diese Marke am heutigen Handelstag gehalten hat, besteht die Chance, dass der Handel in den kommenden Tagen ruhiger verläuft. Bei einem Kursrutsch unter diese Marke dürften Anleger schnell Notierungen unter 8000 Punkte erleben.

Die Marke ist deswegen eine der wenigen Orientierungsmarken, weil ansonsten Charttechnik und fundamentale Gründe bei Investoren derzeit keine Rolle spielen. Damit beschäftigt Investoren derzeit vor allem die Frage: „Wie tief ist tief genug?“ Charttechnisch gesehen haben wir seit Längerem einen Bärenmarkt, da die großen Indizes mittlerweile mehr als 20 Prozent unter ihren Rekordhochs notieren.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax. Aktuelle Leerverkäufe von Investoren finden Sie in unserer Datenbank zu Leerverkäufen.

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1 Kommentar zu "Dax aktuell: US-Börsen ziehen Dax zum Handelsschluss wieder ins Plus – Erste Börsen verbieten Leerverkäufe"

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  • Das hier ist noch nicht der Boden, dieser wird vermutlich bei ca. 6500 liegen. Wir sollten bedenken: "Das hier ist etwas vollkommen Neues!"
    Und, das Schlimmste steht uns, mit dem Chaos in USA und UK, noch bevor!! Windelhintern und Popo der Killerclown sind charakterlich, für die Bewältigung einer solchen Krise, nicht geeignet. Zudem haben sich beide mit mediokren Talenten umgeben. Ein Tatbestand, der die Gefahr noch vergrößern wird.

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