Dax-Ausblick Investoren blicken gespannt in die USA

Der Bulle ist ein Symbol für steigende Kurse.
Frankfurt Die Märkte in den USA liefern dem Deutschen Aktienindex (Dax) eine gute Vorlage. Zwei von drei wichtigen US-Indizes – der Dow Jones für die traditionelleren Werte und der S&P 500 für den breiten Markt, verzeichneten Ende der Woche neue Rekorde. Dabei markierten sie den dritten Gewinnertag und zugleich die dritte Gewinnerwoche in Folge.
Der Dow zog am Freitag um 0,89 Prozent auf knapp 33.800 Punkte an, der S&P um 0,77 Prozent auf etwa 4128 Punkte, und der Tech-Index Nasdaq schaffte 0,51 Prozent auf 13.90 Punkte. Insgesamt waren die traditionellen Werte also leicht im Vorteil.
Seit Wochen schwankt die Börse zwischen der Hoffnung auf eine Wiederbelebung der breiten Wirtschaft und einem Wiederaufflammen der Begeisterung für Tech-Werte. Insgesamt endete der Freitag, der in Europa verhalten verlaufen war, also mit einer positiven Note. Dabei war das Handelsvolumen jedoch gering.
In Deutschland hatte der Dax nach lustlosem Handel mit einem Plus von 0,21 Prozent geschlossen, wobei Delivery Hero als bester Wert mehr als zwei Prozent zulegte. Essenslieferanten könnten von dem verschärften Lockdown in Deutschland profitieren, wobei Delivery Hero allerdings hierzulande gar kein operatives Geschäft mehr hat.
Die Post war zweitstärkster Wert, auch ein möglicher Lockdown-Gewinner, mit Fresenius und Merck lagen in Deutschland zudem zwei Gesundheitswerte auf der Gewinnerseite. Der breite europäische Index Stoxx 600 stieg nur minimal, während die Aktien der Schwellenländer um fast ein Prozent nachgaben. Gold und Öl waren etwas schwächer.
Hohe Gewinne erwartet
In der kommenden Woche wird der Konjunkturindex des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag Aufschluss über die Stimmung in Deutschland geben. Außerdem veröffentlicht eine ganze Reihe von US-Unternehmen Zahlen: die Banken JP Morgan, Goldman Sachs und Wells Fargo am Mittwoch, am Dienstag der Aluminiumkonzern Alcoa, Citigroup und Pepsico, am Freitag mit Morgan Stanley und State Street wiederum zwei Finanztitel.
Banken gelten als Profiteure einer breiten Öffnung der Wirtschaft, zugleich geben ihre Zahlen auch Aufschluss über den Zustand aller Branchen. Investoren werden nicht nur auf die Gewinne achten, sondern auch darauf, wie sich die Rückstellungen für faule Kredite verändern.
Insgesamt erwarten Analysten für die Aktien im S&P 500 laut Datendienst Refinitiv für das erste Quartal rund ein Viertel höhere Gewinne als im Vorjahr. Für die gesamte US-Wirtschaft haben Ökonomen zuletzt die wirtschaftlichen Prognosen angehoben, was vor allem an der erfolgreichen Impfstrategie liegt. Europa, vor allem auf dem Kontinent, gilt als Nachzügler, was aber für Anleger auch bedeuten könnte, dass hier Aktien noch günstig zu haben sind, die sich entsprechend später erholen.
Die Marktbewegungen in den USA dürften bis zu einem gewissen Grad den Start in die Woche in Europa vorzeichnen. Zur Einordnung ist eine Zahl wichtig, die am Freitag veröffentlicht wurde: Die Produktionspreise der USA sind im März stärker als erwartet gestiegen.
Der PPI-Index (Producer-Price-Index) legte um ein Prozent zu und lag damit 4,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Dieser Jahresabstand war der größte seit September 2011. Ökonomen hatten nur einen monatlichen Zuwachs um ein halbes Prozent erwartet.
Überraschend hohe Produktionspreise
Diese Überraschung brachte ein mögliches Anspringen der Inflation wieder ins Gespräch und damit auch eine eventuell härtere Geldpolitik. Mit Rich Clarida, dem Vizechef der US-Notenbank (Fed), und Robert Kaplan, dem Chef der regionalen Fed Dallas, deuteten gleich zwei prominente Notenbanker an, dass die Fed bei Bedarf ihre Anleihekäufe auch zurückfahren könnte.
Fed-Chef Jerome Powell hatte aber zuvor deutlich gemacht, dass ihm die trotz der erfolgreichen Impfstrategie immer noch wütende Corona-Pandemie mehr Sorgen bereitet als ein mögliches Anziehen der Inflation.
Als Gesamtbild ergibt sich: Anders als noch vor wenigen Wochen treibt die Aussicht auf eine möglicherweise steigende Inflation die Investoren nicht allzu sehr um. Deswegen haben die US-Anleihen nur leicht reagiert. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe stieg am Freitag von zuvor 1,632 auf 1,655 Prozent, beim 30-jährigen Bond legte sie minimal auf 2,327 Prozent zu.
Gleichzeitig bestätigte sich, dass die Aktien-Anleger weniger nervös auf einen Anstieg dieser Rendite reagieren. Es scheint der Gedanke vorzuherrschen, dass darin letztlich bessere wirtschaftliche Aussichten zum Ausdruck kommen und somit keine Gefahr für die Aktien besteht. Umgekehrt zeigen die insgesamt schwächeren Aktien der Schwellenländer die Sorge, dass höhere US-Zinsen und ein möglicherweise stärkerer Dollar sich dort negativ auswirken.
In Europa sind zuletzt die Renditen leicht gestiegen, auch angesteckt von den USA. Zugleich blieben die Risikoaufschläge für Staaten mit hoher Verschuldung im Euro-Raum moderat, obwohl sich Verzögerungen bei der Auszahlung von Geldern aus dem EU-Wiederaufbaufonds andeuten. Hier dürfte die Erwartung eine Rolle spielen, dass die Europäische Zentralbank allzu deutliche Anstiege der Prozentzahlen nicht dulden würde.
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