Dax-Ausblick Konjunkturbarometer prägen in der kommenden Woche den Handel

Fehlende Anlagealternativen könnten ein Grund für weiter anziehende Kurse sein.
München Die Börsianer richten ihren Blick in der kommenden Handelswoche besonders auf die großen Stimmungsindikatoren. Nach den jüngst bereits deutlich gestiegenen Prognosen erwarten die Experten auch im weiteren Verlauf positive Einflüsse auf die Märkte.
„Je breiter der Optimismus der Unternehmer und Verbraucher, desto wahrscheinlicher wird der Dax die 16.000er-Marke knacken“, erwartet Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Am vergangenen Montag hatte der deutsche Leitindex erstmals die Marke von 15.800 Punkten überschritten, war aber besonders durch einen Kursrutsch zum Wochenausklang deutlich unter 15.500 Punkte gerutscht.
Dabei zeigt sich an den Börsen im Moment eine Gemengelage, die äußerst ungewöhnlich ist. Weltweit präsentieren sich die wichtigen Volkswirtschaften erstarkt nach den lähmenden Monaten des Lockdowns. Dabei steigt auch die Inflation. Trotzdem hat die Volatilität, die die Schwankungsbreiten der Kursausschläge misst, einen so niedrigen Stand angenommen wie vor der Pandemie.
Das dürfte allerdings nicht so bleiben. Mark Haefele, oberster Anlagechef bei UBS Wealth Management, erwartet deutliche Veränderungen. „Auch wenn sich die Volkswirtschaften in Europa und Amerika erstarkt zeigen, sehen wir derzeit die größten Chancen in Asien“, so Haefele.
Kurstreiber dort sei der weite Fortschritt der Impfprogramme, der sich spürbar auf die Wirtschaft auswirkt. Des Weiteren rechnet er durch ein abnehmendes Pandemie-Geschehen auch mit einem Rückgang der Inflation. In diesem Umfeld dürften die Börsen in Zukunft wieder stärker schwanken, so der Experte.
Der Optimismus steigt
Den gewachsenen Optimismus sollen in dieser Woche die zahlreichen Konjunkturdaten antreiben. Den Auftakt macht am Dienstag das Verbrauchervertrauen für die Eurozone im Juni. Nach Monaten der Zurückhaltung und fehlender Möglichkeiten zum Konsum spüren gerade Tourismus und Gastronomie eine hohe Nachfrage. Die dürfte mit dem Beginn der Sommerferien, die in manchen Bundesländern bereits in den kommenden Tagen starten, noch stärker werden.
Am Mittwoch folgen die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, die Eurozone und die USA, ehe am Donnerstag der Ifo-Geschäftsklimaindex ansteht. Nach dem vorherigen Wert von 99,2 Punkten, liegt der Konsens der Experten diesmal bei exakt 100 Punkten. „Ein Schönheitsfleck sind die immer größer werdenden Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten, die aktuell eine stärkere Ausweitung der Produktion nicht zulassen“, beobachtet Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.
Ebenfalls am Donnerstag kommt aus den USA die dritte Schätzung des Bruttoinlandsprodukts im Startquartal 2021. Hier interessieren besonders weitere Details zu den vorherigen Schätzungen. Den Abschluss der Woche bilden die Ergebnisse der Nürnberger GfK zum Konsumklima in Deutschland und in Großbritannien. Aus den USA kommen am Freitag zudem Einkommens- und Konsumdaten sowie Kerninflationszahlen für Mai, die die Woche abschließen.
Während viele Indikatoren nach oben zeigen, belasten die Unternehmen auf der Gegenseite die deutlich gestiegenen Preise für Vorprodukte. Schon im Mai gaben 90 Prozent der befragten Firmen an, für Vorleistungen mehr zahlen zu müssen. Die dadurch gestiegenen Produktionskosten werden in der Regel an die Kunden weitergegeben. Nach Ansicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer dürfte das den Preisauftrieb mittelfristig verstärken.
Nike präsentiert seine Zahlen
Wenig Einfluss ist dagegen traditionell von Unternehmensseite zum Ende des zweiten Quartals zu erwarten. Die meisten Gesellschaften halten sich in dieser Phase mit Nachrichten zurück. Nur wer ein abweichendes Wirtschaftsjahr hat wie Nike, legt seine Zahlen vor. Der größte Sportartikel-Hersteller der Welt präsentiert am Donnerstag seine Bilanz für das vierte Quartal.
Am Anleihemarkt rechnen die Börsianer mit Renditen, die über den Sommer tendenziell steigen werden. Einen ersten Vorgeschmack gab es bereits am vergangenen Mittwoch, als von der US-Notenbank betätigt wurde, dass bereits vage über eine Lockerung der Anleihekäufe diskutiert wurde.
Das führte zu einem kurzen Renditeanstieg, der aber schnell wieder vorüber war. Bei europäischen Anleihen ist man davon noch entfernt. „Bundrenditen dürften aufgrund der abwartenden EZB weniger deutlich steigen“, erwartet Commerzbank-Experte Krämer.
Auch der US-Dollar hatte nach der Ankündigung der US-Notenbank zugelegt. Zuletzt notierte er knapp unter 1,20 Dollar zum Euro. Hier rechnen die Experten der DZ Bank in nächster Zeit mit einer Spanne von 1,17 bis 1,22 Dollar.
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