Im Prinzip funktionieren Hedgefonds wie klassische Investmentfonds. Sie sammeln Geld von Anlegern ein und versuchen, das Kapital möglichst gewinnbringend anzulegen. Im Idealfall sind diese Renditen allerdings möglichst unabhängig von den Schwankungen an den Aktien- und Rentenmärkten, um so eine Absicherung zu erreichen.
Dabei gehen die Fonds zum Beispiel volkswirtschaftliche Wetten ein, oder sie setzen auf Kursausschläge bei sogenannten Sondersituationen wie Fusionen und Übernahmen. Zur Spezies der Hedgefonds zählen auch voll automatisierte Handelssysteme, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz Muster an den Märkten erkennen und ausnutzen.
Das verwaltete Vermögen der Branche ist laut den Daten von Hedge Fund Research (HFR) im vierten Quartal 2020 um den Rekordwert von 290 Milliarden Dollar gewachsen. Damit erhöhte sich der Bestand auf insgesamt 3,6 Billionen Dollar, was ebenfalls einen Höchstwert darstellt.
Glossar: Carsten Herz
Das sogenannte Shortselling zählt ebenfalls zu den Hedgefonds-Strategien. Dabei setzen Finanzinvestoren auf fallende Kurse von Wertpapieren. Sie leihen sich dafür Aktien von Dritten, beispielsweise großen Fonds oder Pensionsgesellschaften. Anschließend verkaufen sie die Papiere – in der Hoffnung, diese Aktien zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurückkaufen zu können. Ihr Profit ist also umso größer, je stärker der Differenzbetrag zwischen Verkaufs- und späterem Rückkaufkurs ausfällt.
Für die Verleiher der Aktien besteht der Anreiz in einem kleinen Zusatzverdienst. Denn normalerweise erhalten die institutionellen Investoren eine Leihgebühr für den Deal, die individuell verhandelt wird.
Beim Handel mit bestimmten Finanzprodukten ist es für Profiinvestoren wie Hedgefonds nicht notwendig, die ganze Summe, mit der gehandelt wird, auch wirklich auf ihrem Tradingkonto zu hinterlegen. Es reicht eine sogenannte Margin, die nur einen Bruchteil des tatsächlichen Volumens ausmacht.
Drehen die Märkte jedoch, kommt es zum „Margin Call“. Er umschreibt die Warnung, die ein Trader erhält, wenn das Kapital auf seinem Konto unter den zum Offenhalten der Position benötigten Mindestbetrag gefallen ist. Er muss dann Geld nachschießen oder aber seine Positionen liquidieren.
Dadurch können sich selbst verstärkende Kursbewegungen entstehen, die den gesamten Markt belasten. Zum Beispiel, wenn Hedgefonds auf dem falschen Fuß erwischt werden und in großem Stil profitable Positionen verkaufen müssen, um den Margin Calls nachzukommen.
Experten sprechen von einem „Short Squeeze“, wenn Investoren, die sich mit einem Leerverkauf verspekuliert haben, sich nachträglich mit Papieren der Firma eindecken müssen, um ihre Position abzusichern.
Solche Deckungskäufe können die Kurse rasant nach oben treiben und eine Kettenreaktion auslösen. Dies kann passieren, wenn viele Leerverkäufer zur gleichen Zeit ihre Wetten auflösen oder mehr Wertpapiere leer verkauft wurden, als überhaupt im Umlauf sind.
Das in Deutschland bekannteste Beispiel für einen Short Squeeze waren die Kurskapriolen von VW bei der gescheiterten Übernahme durch Porsche 2008. Weil nur wenige Anteilscheine frei handelbar waren, schoss der Kurs binnen weniger Tage drastisch in die Höhe. Auf einen Short Squeeze zu wetten ist hochspekulativ.
Die Manipulation von Börsenkursen wird in Europa durch die „Marktmissbrauchsverordnung“ verboten. Es ist illegal, durch die Erteilung eines Handelsauftrags falsche oder irreführende Signale hinsichtlich einer Aktie zu geben.
Ebenso ist es verboten, Informationen zu verbreiten, die falsche oder irreführende Signale hinsichtlich einer Aktie geben oder ein künstliches Kursniveau herbeiführen. Der Nachweis solcher illegalen Praktiken war in der Vergangenheit in der Praxis allerdings äußert schwierig.
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Ich denke, die besagten Banken können das verkraften und lernen daraus, dass diese Art von Kreditgeschäft eher ins Thema "Zockerei und Glücksspiel" gehören.
Die entsprechenden Manager werden hoffentlich von ihren Arbeitgebern zur Rechenschaft gezogen.
Es gibt sicher bessere Dinge, die finanziert zu gehören.