Dow Jones, Nasdaq, S&P 500 US-Börsen rutschen ab – US-Notenbankchef: Folgen von Delta-Ausbruch auf Erholung unklar

Jerome Powell zufolge ist es unklar, ob sich die steigenden Corona-Infektionszahlen nennenswert auf die Wirtschaftserholung auswirken werden.
Frankfurt, New York Schwache Einzelhandelsdaten und Sorgen um eine weitere konjunkturelle Erholung der Vereinigten Staaten haben die US-Börsen von ihrem Rekordkurs abgebracht. Die US-Einzelhändler verloren im Juli überraschend viel Umsatz, die Baumarktkette Home Depot verfehlte zudem mit ihren Quartalsergebnissen erstmals seit zwei Jahren die Erwartungen und schickte damit ihre Aktien auf Talfahrt. Auch Tech-Schwergewichte wie etwa Apple, die Google-Mutter Alphabet oder Amazon verloren an Boden - hier spielte auch ein verstärkter Zugriff Chinas auf die Technologiebranche des Landes und mögliche Auswirkungen über die Volksrepublik hinaus eine Rolle.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Dienstag 0,8 Prozent tiefer auf 35.343 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,9 Prozent auf 14.656 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,7 Prozent auf 4448 Punkte ein.
Auch die Ausbreitung der Delta-Variante drückte auf die Stimmung. Börsianer verwiesen allerdings darauf, dass die Kurse zuletzt auf Rekordniveaus gestiegen seien. „Ich erwarte keine Korrektur“, sagte Thomas Hayes, Experte beim Vermögensverwalter Great Hill Capital. „Es gibt einfach zu viel Geld im System, und es besteht immer noch die Hoffnung, dass Delta nur eine vorübergehende Welle ist, die in den kommenden Wochen wieder zurückgeht.“
US-Notenbankchef Jerome Powell zufolge ist es unklar, ob sich die steigenden Corona-Infektionszahlen nennenswert auf die Wirtschaftserholung auswirken werden. „Covid ist immer noch bei uns ... und das dürfte sich noch eine Weile so fortsetzen,“ sagte Powell am Dienstag bei einer Internetveranstaltung mit Lehrern und Studenten. Die Menschen und Firmen hätten improvisiert und gelernt sich anzupassen und ihr Leben trotz Corona zu leben. Die Pandemie werfe immer noch einen Schatten auf die Wirtschaftsaktivität. Man könne zwar noch keinen Sieg gegen das Virus ausrufen. Jedoch hätten viele Firmen ihre Geschäftsmodelle an die neue Welt angepasst. Die Corona-Infektionen in den USA waren wegen der ansteckenderen Delta-Variante zuletzt wieder in die Höhe geschnellt, während das Impftempo zurückging.
Aktien von US-Banken geben nach
Die Aktien von Banken wie Morgan Stanley, JP Morgan, Bank of America, Wells Fargo oder Goldman Sachs gaben bis zu 1,8 Prozent nach. Viele Anleger richten ihre Aufmerksamkeit auf die Protokolle der jüngsten US-Notenbanksitzung, die am Mittwoch veröffentlicht werden.
Der Präsident der Fed von Boston, Eric Rosengren, hatte zuletzt angemerkt, dass die Fed anfangen könnte ihr Anleiheprogramm zurückzufahren, wenn die Arbeitsmarktdaten noch einen weiteren Monat stark ausfallen.
In den USA notierte chinesische Aktien sehen sich einer weiteren Verkaufswelle ausgesetzt. Die Behörden in Peking haben ihr hartes Durchgreifen gegen einige der größten Unternehmen des Landes weiter verstärkt.
Der Nasdaq Golden Dragon China Index, der 98 der größten in den USA notierten chinesischen Unternehmen abbildet, stürzte am Dienstag um bis zu 4,5 Prozent ab. Der Grund: Chinas staatliche Behörde für Marktregulierung hatte eine Reihe von Regelentwürfen veröffentlicht, die darauf abzielen, unlauteren Online-Wettbewerb zu verhindern.
US-Börsenexperte Koch: „Konsumlaune und Stimmung an der Wall Street trüben sich ein“
Angeführt wird der Einbruch am Dienstag von Tech-Giganten wie Alibaba, JD.com und Baidu, die teilweise um mehr als vier Prozent gefallen sind. Der Vorsitzende der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, sprach am Montag seine bisher deutlichste Warnung vor den Risiken von Investitionen in chinesische Unternehmen aus.
Er forderte die SEC-Mitarbeiter auf, die Genehmigung von Börsengängen von Mantelgesellschaften, die chinesische Firmen für die Notierung von Aktien in den USA nutzen, „vorerst zu unterbrechen“.
Blick auf weitere Einzelwerte
Walmart: Der Einzelhandelsriese verdiente im zweiten Quartal 1,78 Dollar. Analysten waren von lediglich 1,57 Dollar ausgegangen. Auch der Umsatz lag über den Konsensschätzungen. Walmart hob seine Prognose für das Gesamtjahr an. Doch die pandemiebedingten Zuwächse im Online-Handel haben sich verlangsamt. Die Aktien notieren leicht im Minus.
Home Depot: Die US-Verbraucher hatten vor allem für Fahrzeuge, Bekleidung und Sportartikel weniger Geld ausgegeben. Aktien von Home Depot verloren 4,3 Prozent. Der Umsatz blieb hinter den Prognosen zurück. Erstmals seit sieben Quartalen verfehlte die Baumarktkette die Erwartungen der Analysten, weil der pandemiegetriebene Heimwerkerboom sich einem Ende nähert.
Didi Global: Eine Reihe von großen Hedgefonds und Investoren haben zuletzt Aktien des chinesischen Taxidienstleisters gekauft. Das geht aus den vierteljährlichen Berichten der US-Börsenaufsicht SEC hervor. Didi ging im Juni an die Börse, aber die Aktien stürzten ab, nachdem China eine Untersuchung des Unternehmens angekündigt hatte. Die Didi-Aktien steigen um mehr als drei Prozent.
Tencent Music Entertainment: Der Musik-Streaming-Dienst kann zwar mehr Werbeeinnahmen und Abonnenten verbuchen, die Zahlen für das zweite Quartal bleiben insgesamt jedoch hinter den Analystenerwartungen zurück. Die Aktien fallen um 13,3 Prozent.
T-Mobile US: Der Mobilfunkanbieter bestätigte die Berichte über eine Datenpanne. Das Unternehmen teilte aber mit, dass es das Ausmaß der Panne und die möglicherweise gestohlenen Kundendaten noch nicht abschätzen kann. Die Aktie notiert auf Vortagsniveau.
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