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Dow Jones, Nasdaq, S&P 500Wall Street beendet Handelswoche im Minus – Gamestop-Aktie schließt mit 68 Prozent im Plus
Im Zuge der Kursturbulenzen rund um den US-Videospielehändler Gamestop rückt ein weiteres US-Papier in den Blickpunkt. Die Aktie befindet wieder im Rallymodus.
Frankfurt, New York Das Tauziehen zwischen Kleinanlegern und Hedgefonds um die Aktie von Gamestop hält die Wall Street weiter in Atem. Die Titel des Videospielehändlers schlossen an diesem Freitag nach weiteren massiven Kauforders 68 Prozent im Plus.
Anleger gingen angesichts der hohen Kursschwankungen in die Defensive: Der Dow Jones verlor zwei Prozent auf 29.983, wie auch der technologielastige Nasdaq auf 13.071 Punkte. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,9 Prozent auf 3714 Punkte ein.
Im Verlauf der Handelswoche verloren S&P, Dow und Nasdaq je grob 3,3 Prozent. Auf Monatssicht fiel der S&P um 1,1 Prozent und der Dow um zwei Prozent. Der Nasdaq legte dagegen 1,4 Prozent zu.
Mehrere Brokerhäuser lockerten auf Druck von Aufsichtsbehörden und Politikern ihre Beschränkungen für den Handel mit Gamestop und anderen Papieren wieder. Anfangs stiegen die Papiere um über 200 Prozent. Zuletzt lag der Kurs 68 Prozent höher bei 325 Dollar. Die ebenfalls auf den Listen der Zocker stehenden Papiere von AMC Entertainment legten 53 Prozent zu, Koss um 52 Prozent.
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Broker wie Robinhood hatten zeitweilig weitere Käufe, jedoch nicht Verkäufe verboten und damit den Unmut der US-Politik auf sich gezogen. Die US-Wertpapieraufsicht SEC erklärte, sie beobachte die Vorgänge genau und werde die Sicherheit der Anleger sowie „faire, ordentliche und sichere Märkte“ sicherstellen. Kurz vor Börsenschluss kündigte auch die Generalstaatsanwaltschaft von Texas an, sich mit den Vorgängen zu befassen. Die Wall Street habe nicht das Recht, den öffentlichen Zugang zum Aktienmarkt zu beschränken, hieß es.
Für Unsicherheit bei den Investoren sorgte auch, dass der Covid-19-Impfstoff von Johnson & Johnson (J&J) mit weltweit 66 Prozent eine vergleichsweise geringe Wirksamkeit aufweist. „Es ist zwar gut, einen anderen Spieler auf dem Impfmarkt zu haben, aber die Frage ist die Wirksamkeit. Die Sorge ist, dass das Vertrauen von Investoren und Verbrauchern erheblich geringer sein wird, wenn es viel weniger effektiv ist“, sagte Sam Stovall, Chef-Anlagestratege beim Analysehaus CFRA Research.
Glossar: Die wichtigsten Informationen zu Hedgefonds
Im Prinzip funktionieren Hedgefonds wie klassische Investmentfonds. Sie sammeln Geld von Anlegern ein und versuchen, das Kapital möglichst gewinnbringend anzulegen. Im Idealfall sind diese Renditen allerdings möglichst unabhängig von den Schwankungen an den Aktien- und Rentenmärkten, um so eine Absicherung zu erreichen.
Dabei gehen die Fonds zum Beispiel volkswirtschaftliche Wetten ein, oder sie setzen auf Kursausschläge bei sogenannten Sondersituationen wie Fusionen und Übernahmen. Zur Spezies der Hedgefonds zählen auch voll automatisierte Handelssysteme, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz Muster an den Märkten erkennen und ausnutzen.
Das verwaltete Vermögen der Branche ist laut den Daten von Hedge Fund Research (HFR) im vierten Quartal 2020 um den Rekordwert von 290 Milliarden Dollar gewachsen. Damit erhöhte sich der Bestand auf insgesamt 3,6 Billionen Dollar, was ebenfalls einen Höchstwert darstellt.
Glossar: Carsten Herz
Das sogenannte Shortselling zählt ebenfalls zu den Hedgefonds-Strategien. Dabei setzen Finanzinvestoren auf fallende Kurse von Wertpapieren. Sie leihen sich dafür Aktien von Dritten, beispielsweise großen Fonds oder Pensionsgesellschaften. Anschließend verkaufen sie die Papiere – in der Hoffnung, diese Aktien zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurückkaufen zu können. Ihr Profit ist also umso größer, je stärker der Differenzbetrag zwischen Verkaufs- und späterem Rückkaufkurs ausfällt.
Für die Verleiher der Aktien besteht der Anreiz in einem kleinen Zusatzverdienst. Denn normalerweise erhalten die institutionellen Investoren eine Leihgebühr für den Deal, die individuell verhandelt wird.
Beim Handel mit bestimmten Finanzprodukten ist es für Profiinvestoren wie Hedgefonds nicht notwendig, die ganze Summe, mit der gehandelt wird, auch wirklich auf ihrem Tradingkonto zu hinterlegen. Es reicht eine sogenannte Margin, die nur einen Bruchteil des tatsächlichen Volumens ausmacht.
Drehen die Märkte jedoch, kommt es zum „Margin Call“. Er umschreibt die Warnung, die ein Trader erhält, wenn das Kapital auf seinem Konto unter den zum Offenhalten der Position benötigten Mindestbetrag gefallen ist. Er muss dann Geld nachschießen oder aber seine Positionen liquidieren.
Dadurch können sich selbst verstärkende Kursbewegungen entstehen, die den gesamten Markt belasten. Zum Beispiel, wenn Hedgefonds auf dem falschen Fuß erwischt werden und in großem Stil profitable Positionen verkaufen müssen, um den Margin Calls nachzukommen.
Experten sprechen von einem „Short Squeeze“, wenn Investoren, die sich mit einem Leerverkauf verspekuliert haben, sich nachträglich mit Papieren der Firma eindecken müssen, um ihre Position abzusichern.
Solche Deckungskäufe können die Kurse rasant nach oben treiben und eine Kettenreaktion auslösen. Dies kann passieren, wenn viele Leerverkäufer zur gleichen Zeit ihre Wetten auflösen oder mehr Wertpapiere leer verkauft wurden, als überhaupt im Umlauf sind.
Das in Deutschland bekannteste Beispiel für einen Short Squeeze waren die Kurskapriolen von VW bei der gescheiterten Übernahme durch Porsche 2008. Weil nur wenige Anteilscheine frei handelbar waren, schoss der Kurs binnen weniger Tage drastisch in die Höhe. Auf einen Short Squeeze zu wetten ist hochspekulativ.
Die Manipulation von Börsenkursen wird in Europa durch die „Marktmissbrauchsverordnung“ verboten. Es ist illegal, durch die Erteilung eines Handelsauftrags falsche oder irreführende Signale hinsichtlich einer Aktie zu geben.
Ebenso ist es verboten, Informationen zu verbreiten, die falsche oder irreführende Signale hinsichtlich einer Aktie geben oder ein künstliches Kursniveau herbeiführen. Der Nachweis solcher illegalen Praktiken war in der Vergangenheit in der Praxis allerdings äußert schwierig.
Aktien von J&J fielen um 3,5 Prozent. Die Papiere von Pfizer legten hingegen bis zu zwei Prozent zu, die Titel von Moderna stiegen um 8,5 Prozent. Die von der Pharmakonkurrenz entwickelten Impfstoffe weisen eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent auf.
„Der Markt stellt sich auf die Realität ein, dass diese Krise wahrscheinlich nicht bis zum Ende des ersten Quartals vorbei sein wird, und dieses Zurücksetzen der Erwartungen wirkt sich unweigerlich auf die Stimmung aus“, sagte Russ Mould von AJ Bell Investment.
Auf die Stimmung drückten Konjunkturdaten. Denn die Amerikaner schränken angesichts der zweiten Corona-Welle ihren Konsum ein. Ihre Ausgaben sanken im Dezember um 0,2 Prozent zum Vormonat. Es war bereits der zweite Rückgang in Folge. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings für Dezember mit einem deutlicheren Minus von 0,4 Prozent gerechnet. Im November waren die Konsumausgaben nach revidierten Daten sogar um 0,7 Prozent geschrumpft.
Blick auf die Einzelwerte
Siebert Financial: Im Zuge der Kursturbulenzen rund um den US-Videospielehändler Gamestop rückt ein weiteres US-Papier in den Blickpunkt. Die Aktien des US-Online-Brokers Siebert Financial lagen bereits vorbörslich rund 610 Prozent im Plus und stiegen zur Eröffnung um 236 Prozent. Sie schlossen bei 121 Prozent im Plus.
Caterpillar: Der Gewinn des US-Baumaschinenherstellers ist im vierten Quartal trotz der Coronakrise nicht so stark zurückgegangen wie befürchtet. Der bereinigte Gewinn liege bei 2,12 Dollar je Aktie, teilte Caterpillar mit. Analysten waren von 1,49 Dollar je Aktie ausgegangen. Im Vorjahr hatte der Gewinn noch bei 2,71 Dollar je Aktie gelegen. Einen Ausblick auf das Jahr 2021 gab der Konzern nicht. Die Aktie verlor jedoch um 0,8 Prozent.
Pharmawerte: Die Aktien von Johnson & Johnson fallen um 3,5 Prozent, nachdem der Covid-19-Impfstoff des US-Konzerns einer Studie zufolge eine weltweite Wirksamkeit von 66 Prozent zeigt. Die Papiere von Pfizer legen hingegen bis zu zwei Prozent zu und die in den USA notierten Aktien des Partners Biontech um 6,3 Prozent. Die Titel von Moderna stiegen sogar um 8,5 Prozent. Die von der Pharmakonkurrenz entwickelten Impfstoffe weisen eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent auf.
Biogen: Aktien des US-Pharmaherstellers schlossen 5,5 Prozent im Plus, nachdem die Prüfungsphase für sein Alzheimer-Medikament von der Aufsichtsbehörde FDA um drei Monate verlängert wurde. Demnach soll nun erst Anfang Juni statt im März eine Entscheidung für eine mögliche Zulassung für das Mittel Aducanumab anstehen.
Chevron: Im Dow sackten derweil die Anteilscheine von Chevron um mehr als vier Prozent ab. Der zweitgrößte US-Ölkonzern kämpft in der Corona-Krise weiter mit Nachfrageproblemen.
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