Dow Jones, Nasdaq, S&P 500 Wall Street nimmt Rekordjagd wieder auf – Berkshire-Topmanager warnt vor Marktexzessen

In der berühmten Straße befindet sich der Sitz der New York Stock Exchange.
New York In der Hoffnung auf eine kraftvolle Erholung der Wirtschaft von den Coronavirus-Folgen steigen Anleger wieder in den US-Aktienmarkt ein. Der Standardwerteindex Dow Jones schloss am Mittwoch 1,4 Prozent höher auf 31.961 Punkten. Im Handelsverlauf markierte er eine neue Bestmarke. Der technologielastige Nasdaq rückte ein Prozent auf 13.597 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 1,1 Prozent auf 3925 Punkte zu.
Gleichzeitig machten anziehende Anleiherenditen Investoren zeitweise nervös. Die richtungsweisenden zehnjährigen US-Treasuries rentierten mit 1,435 Prozent so hoch wie zuletzt vor rund einem Jahr. Steigende Bond-Renditen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen. Im Handelsverlauf fiel die Rendite am Donnerstag auf 1,377 Prozent.
Ein Anstieg der Anleiherenditen spiegelt die Erwartungen der Anleger wider, dass eine starke wirtschaftliche Erholung vor der Tür steht. Eine solche könnte die Zentralbanken jedoch auch zwingen, ihre geldpolitischen Anreize zu streichen, was vor allem wachstumsstarke Technologieaktien wie Facebook, Apple und Amazon belastet.
Tech-Aktien reagieren besonders empfindlich auf steigende Renditen, da ihr Wert stark von zukünftigen Gewinnen abhängt, die bei steigenden Anleiherenditen stärker abgezinst werden. Value-Aktien haben in den vergangenen Tagen aufgrund der Hoffnung auf eine schnellere wirtschaftliche Erholung einen kleinen Aufschwung erlebt. Der S&P 500 Value-Index ist drei Tage in Folge gestiegen.
Die beruhigenden Worte von US-Notenbankchef Jerome Powell vom Dienstag verhinderten größere Turbulenzen an der Börse. Er signalisierte, dass sein Haus die Finanzmärkte noch eine ganze Weile mit billigem Geld fluten wird, um die Erholung der Wirtschaft von den Pandemie-Folgen nicht zu gefährden.
Auch am Mittwoch stand Powell Rede und Antwort. Die US-Notenbank könnte aus seiner Sicht mehr als drei Jahre brauchen, bis sie ihre Inflationsziele erreicht. „Wir sind nur ehrlich, was diese Herausforderung angeht“, sagte er während der Anhörung vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des US-Repräsentantenhauses.
Anzeichen für einen überhitzten Markt
Der langjährige Geschäftspartner der Investmentlegende Warren Buffett, Charlie Munger, warnt angesichts der Rekordrally der Börsen in den vergangenen Wochen vor Marktexzessen. Das derzeitige Börsenumfeld zeige Anzeichen einer Blasenbildung, sagte der 97-jährige Munger am Mittwoch.
Die Kurskapriolen beim Videospiele-Händler Gamestop spiegelten eine „gefährliche Mentalität einiger Investoren wider, die auf Aktien wetteten, als ob diese Pferde wären“. Das könne nicht gut ausgehen. Er wisse nur nicht, wann es dazu kommen werde.
Anfang des Jahres waren die Papiere des Videospiele-Händlers zum Spielball von Spekulanten geworden: Kleinanleger zwangen mit konzertierten Käufen Hedgefonds zur Auflösung von Wetten auf den Verfall des GameStop-Kurses und brachten diese damit teils in die Bredouille.
Mit Blick auf das steigende Interesse an der Digitalwährung Bitcoin sagte Munger: „Ich denke nicht, dass Bitcoin sich als Tauschmedium für die Welt etablieren wird“. Die Kryptowährung sei dafür zu volatil. Munger ist seit 1978 Vice Chairman der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, die von Buffett geleitet wird.
Nach dem rund 25-prozentigen Kurssturz der vergangenen Tage hat sich Bitcoin unterdessen wieder stabilisiert. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise stieg um knapp vier Prozent auf 49.705 Dollar. Es sei bemerkenswert, dass Investoren umgehend die Gelegenheit zum Einstieg nutzten, sagte Emden. "Ob sich es lediglich um eine technische Gegenbewegung handelt oder sich erneut eine neue Aufwärtsdynamik entfalten kann, bleibt abzuwarten."
Vor diesem Hintergrund griffen Investoren auch bei Werten aus dem Kryptowährungssektor und Unternehmen, die sich mit der Bitcoin & Co zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen, wieder zu. So stiegen die Papiere von Riot, Marathon und Silvergate um bis zu 17 Prozent.
Blick auf die Einzelwerte
Gamestop: Die Aktie des Videospiele-Händlers Gamestop ist kurz vor Börsenschluss in New York vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden. Nach Wiederaufnahme des Handels notierte der Anteilsschein zunächst 103 Prozent im Plus. Anfang des Jahres waren die Papiere zum Spielball von Spekulanten geworden: Kleinanleger zwangen mit konzertierten Käufen Hedgefonds zur Auflösung von Wetten auf den Verfall des Gamestop-Kurses und brachten diese damit teils in die Bredouille. Im nachbörslichen Handel fiel das Papier dann um sieben Prozent.
Bei der Online-Plattform Reddit zeigten sich Nutzer nach der Kongress-Anhörung überrascht über den Kurssprung. Bei Reddit hatten sich Börsianern zufolge Kleinanleger am Jahresanfang zu konzertierten Käufen von GameStop-Aktien verabredet, um Hedgefonds zur Auflösung ihrer Wetten auf einen Kursverfall zu zwingen.
Tesla: Die Aktien von Tesla stiegen im Handelsverlauf um mehr als vier Prozent. Der Ark-Invest-Fonds von Starinvestorin Cathie Wood hatte weitere Aktien des Unternehmens im Wert von 171 Millionen Dollar gekauft. Die Aktie des Elektroautoherstellers ist in den vergangenen beiden Handelstagen in der Spitze um fast 20 Prozent gefallen.
Fisker: Zu den Gewinnern am US-Aktienmarkt zählte Fisker mit einem Kursplus von zeitweise rund 40 Prozent. Der Sportwagenbauer will gemeinsam mit dem Apple-Zulieferer Foxconn Elektroautos produzieren. Foxconn arbeitet bereits mit den chinesischen Fahrzeug-Herstellern Byton und Geely zusammen.
Johnson & Johnson: Die Aktien von Johnson & Johnson legten um 1,3 Prozent zu. Sie reagierten damit auf eine Einschätzung der US-Arzneimittelbehörde FDA, wonach das in den USA vor der Zulassung stehende Corona-Vakzin des Pharmakonzerns sicher und effektiv sei.
Boeing und Airline-Aktien: Zum Spitzenreiter wurden die Titel des Flugzeugbauers Boeing mit plus 8,1 Prozent. Sie profitierten erneut von Hoffnungen auf baldige Corona-Lockerungen, ebenso wie Airline-Aktien. So gewannen American Airlines, United Airlines und Delta Air Lines zwischen 2,6 und 8,6 Prozent.
Blick auf Rohstoffe
In Erwartung einer anziehenden Nachfrage und Lagerbeständen auf dem tiefsten Stand seit Ende 2005 gewann das Industriemetall Kupfer knapp zwei Prozent und war mit 9380,50 Dollar je Tonne zeitweise so teuer wie zuletzt vor gut neuneinhalb Jahren.
Auch Rohöl-Anleger setzten auf eine Normalisierung der Wirtschaft nach Überwindung der Pandemie. Die US-Sorte WTI verteuerte sich um fast drei Prozent auf ein 14-Monats-Hoch von mehr als 63 Dollar je Barrel (159 Liter), obwohl die US-Lagerbestände überraschend gestiegen sind.
Investoren rechneten damit, dass der Kälte-Einbruch im US-Bundesstaat Texas die dortige Produktion länger beeinträchtigen werde als bislang gedacht, sagte Analyst Phil Flynn vom Brokerhaus Price. Im Windschatten des steigenden WTI-Preises legten die Aktien der Ölkonzerne Exxon und Chevron jeweils etwa drei Prozent zu.
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