Dow Jones, Nasdaq, S&P 500 Wall Street schließt im Minus – Berichte über höhere US-Kapitalertragsteuer verunsichern Anleger

In der berühmten Straße befindet sich der Sitz der New York Stock Exchange.
Düsseldorf Ein Bericht über höhere Steuern auf Kapitalerträge hat die Wall Street am Donnerstag belastet. US-Präsident Joe Biden will Insidern zufolge für Investitionen in Bereiche wie Bildung und Kinderversorgung die Steuern für Wohlhabende deutlich anheben. Unter anderem solle im Rahmen des "American Families Plan" die Kapitalertragsteuer für Bürger mit einem Jahreseinkommen von mehr als eine Million Dollar auf 39,6 Prozent fast verdoppelt werden, sagten mit den Plänen vertraute Personen. Zusammen mit einer bestehenden, weiteren Abgabe könnte die entsprechende Steuerlast 43,4 Prozent erreichen.
Der Standardwerteindex Dow Jones schloss 0,9 Prozent tiefer auf 33.815 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab ebenfalls 0,9 Prozent auf 13.818 Punkte nach, wie auch der breit gefasste S&P 500, der bei 4134 Punkten schloss.
Laut dem Marktstrategen Stephen Innes vom Broker Axi wären vor allem Profi-Trader wie etwa Hedgefonds davon betroffen. „Ein Sorgenpunkt ist, dass diese ein großes Stück zur Liquidität am Aktienmarkt beitragen“, so der Experte. Er betonte, der Markt habe zwar generell mit einer höheren Besteuerung gerechnet. Es sei aber nicht klar gewesen, wann diese komme. Investoren gingen nun von einer Einführung eher früher als später aus.
Vor dem Hintergrund der insgesamt hohen Aktienbewertungen bereiteten auch die steigenden Coronavirus-Fallzahlen in einigen Ländern den Anlegern Kopfschmerzen, sagte Cliff Hodge, Chefanleger des Vermögensverwalters Cornerstone. Außerdem nähere sich eine traditionell eher schwache Börsenphase. Daher sollten Investoren über Gewinnmitnahmen nachdenken, sofern sie dies noch nicht getan hätten.
Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung der Investoren seien die anstehenden Geschäftszahlen der großen Technologie-Konzerne in der kommenden Woche, gab Thomas Hayes, Manager beim Vermögensverwalter Great Hill, zu bedenken. Sie gäben dem US-Aktienmarkt die weitere Richtung vor.
Für Gesprächsstoff sorgte Biden auch mit einem neuen Klimaschutzziel. Bei einem Online-Treffen mit 40 Staats- und Regierungschefs rief der US-Präsident zu schnellem Handeln auf. Er kündigte selbst an, bis zum Ende des Jahrzehnts die US-Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 2005 mindestens halbieren zu wollen. Dies sorgte bei Aktien aus dem Bereich der Alternativen Energien für Fantasie bei den Anlegern, die Titel von First Solar zum Beispiel legten um 4,2 Prozent zu.
Unterstützung erhielt die Wall Street von ermutigenden Arbeitsmarktdaten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ist auf den tiefsten Wert seit Ausbruch der Virus-Pandemie gesunken. Insgesamt stellten vergangene Woche 547.000 Amerikaner einen Antrag auf staatliche Stütze. In den sieben Tagen zuvor waren es noch 586.000.
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst betont, der Arbeitsmarkt habe das Vorkrisenniveau noch lange nicht erreicht. Da die Konjunkturerholung bei weitem noch nicht abgeschlossen sei, werde die Federal Reserve der Wirtschaft weiterhin die erforderliche Unterstützung geben, solange dies nötig sei.
Blick auf weitere Einzelwerte
Qualtrics: Die Titel der SAP-Tochter Qualtrics verbuchten sogar den größten Kurssprung seit dem Börsengang im Januar. Der Software-Anbieter steigerte den Quartalsumsatz um überraschend starke 36 Prozent auf 238,6 Millionen Dollar. Die Analysten der Investmentbank Piper Sandler trauen der Firma 2025 Gesamtjahreserlöse von bis zu 4,5 Milliarden Dollar zu. Qualtrics-Papiere stiegen in der Spitze um mehr als 25 Prozent. Am Ende stand noch ein Plus von knapp 23 Prozent.
Elektromobilität: Ermutigt von den neuen US-Klimazielen griffen Investoren auch bei Elektroauto-Werten zu. So stiegen die Titel der Fahrzeug-Hersteller Nikola und Workhorse um bis zu 14 Prozent. Die Papiere des Ladestationen-Anbieters ChargePoint gewannen gut drei Prozent.
Solartitel: First Solar, SunPower oder Sunrun verteuerten sich bis zu 4,2 Prozent. Die USA wollen den Angaben zufolge ihren Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 im Vergleich zu 2005 halbieren.
Biogen: Der Kurs von Biogen sackte um vier Prozent ab, obwohl das veröffentlichte Zahlenwerk über dem Analystenkonsens lag. RBC-Experte Brian Abrahams schrieb, dass die Umsätze des Pharmakonzerns in vielen wichtigen Segmenten weiter den Gegenwind der Konkurrenz spürten. Er warnte bei dem Unternehmen im Kerngeschäft vor weiteren Risiken.
AT&T: Am US-Aktienmarkt gehörten AT&T mit einem Kursplus von 4,2 Prozent zu den Favoriten. Der Telekom-Konzern gewann im abgelaufenen Quartal fast 600.000 Kunden hinzu, etwa doppelt so viel wie erwartet. Umsatz und Gewinn übertrafen die Analystenprognosen ebenfalls.
Dow: Aktien des US-Chemiekonzerns Dow Inc verloren nach der Zahlenvorlage sechs Prozent. Experten vermuteten, dass Anleger nach einem eigentlich als überzeugend gewerteten Zahlenwerk nun Gewinne mitnahmen. Der Kurs hatte sich seit dem Corona-Tief im März 2020 binnen eines Jahres in etwa verdreifacht.
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