Dow Jones, Nasdaq, S&P 500 Wall Street schließt im Minus – Fed-Protokolle und Konjunktursorgen verunsichern Anleger

Das Straßenschild vor der New Yorker Börse.
Frankfurt, New York Die Fed-Protokolle und wiederaufgeflammte Konjunktursorgen haben die US-Börsen am Mittwoch belastet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,1 Prozent tiefer bei 34.960 Punkten. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,1 Prozent auf 4400 Zähler ein. Der Technologie-Index Nasdaq gab 0,9 Prozent auf 14.525 Punkte nach.
Die Diskussionen innerhalb der US-Notenbank über ein baldiges Herunterfahren der umfangreichen Konjunkturhilfen nehmen zu. Das Beschäftigungsziel, das als Voraussetzung für eine Verringerung der Fed-Unterstützung gilt, könne aus Sicht der meisten Währungshüter dieses Jahr erreicht werden, hieß im Protokoll der Juli-Zinssitzung, das die Federal Reserve veröffentlichte. Bislang sei dies aber noch nicht der Fall.
Deutlich wurden die Differenzen unter den Dollar-Wächtern. So merkten einige Notenbanker an, die Geldpolitik werde nach wie vor benötigt, um die coronabedingten Schäden auf dem US-Arbeitsmarkt zu beheben. Andere dagegen argumentierten, die Fed könne dazu nur wenig beitragen.
Zudem lastete die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante auf der Stimmung an den Märkten. US-Notenbankchef Jerome Powell zufolge ist es unklar, ob sich die steigenden Corona-Infektionszahlen nennenswert auf die Wirtschaftserholung auswirken werden. Die Pandemie werfe immer noch einen Schatten auf die Wirtschaftsaktivität, sagte er. Man könne zwar noch keinen Sieg über das Virus ausrufen. Jedoch hätten viele Firmen ihre Geschäftsmodelle an die neue Welt angepasst.
„Die Fallzahlen in den USA steigen weiter an, die jetzt vollständigeren Daten für die letzten Tage zeigen noch keine Entspannung“, schrieb Volkswirt Christoph Weil von der Commerzbank. Die Sieben-Tage-Inzidenz habe zuletzt bei über 270 gelegen und somit fast viermal so hoch wie vor einem Monat. Die Impfbereitschaft habe trotz dieser Zahlen nur leicht zugenommen.
Titel aus Sektoren, die stark von einer anziehenden Konjunktur profitieren, standen unter Druck. Die Aktien des Landmaschinenherstellers Deere gaben 1,2 Prozent nach. Anteilsscheine des Bau- und Nutzmaschinen-Herstellers Caterpillar büßten 1,7 Prozent ein. Die Aktien des Mischkonzerns 3M verloren 1,5 Prozent.
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Blick auf weitere Einzelwerte
Moderna, BioNTech: Moderna verliert zum Handelsstart an der Wall Street 2,5 Prozent, BioNTech 2,8 Prozent. Es wird erwartet, dass das Weiße Haus bald eine dritte Impfung gegen Covid-19 beschließen wird. Das könnten den Impfstoffherstellern neuen Schwung geben.
Krispy Kreme: Die Donut-Kette verfehlte mit einem bereinigten Quartalsgewinn von 13 Cent pro Aktie die Prognosen der Analysten, die bei 14 Cent lagen, leicht. Krispy Kreme gab allerdings eine über den Erwartungen liegende Umsatzprognose ab. Sie beruht vor allem auf der erwarteten Stärke von Online-Bestellungen. Die Aktie des erst im Juli an die Börse gegangenen Unternehmens fällt um 2,1 Prozent.
T-Mobile US: Nach einer Untersuchung erklärte der Mobilfunkanbieter nun, dass die persönlichen Daten von etwa 7,8 Millionen Kunden bei einem kürzlich erfolgten Datenschutzverstoß gefährdet waren. Dazu gehörten Geburtsdaten, Sozialversicherungsnummern und Führerscheininformationen. Finanzdaten seien nicht betroffen. Die T-Mobile-Aktien bewegen sich annähernd auf Vortagesniveau.
ViacomCBS: Die Aktien des Mediengiganten steigen um 4,5 Prozent, nachdem Wells Fargo Securities die Aktie von „gleichgewichten“ auf „übergewichten“ hochgestuft hatte. Wells Fargo teilte mit, ViacomCBS sei einer der Akteure, die von der Branchenkonsolidierung profitieren werden und zeigte sich beeindruckt von der bevorstehenden Programmplanung für den Streaming-Dienst Paramount+.
Tilray: Die Aktien des kanadischen Cannabisproduzenten steigen um 1,8 Prozent. Das Unternehmen hatte eine Vereinbarung über den Kauf von Wandelschuldverschreibungen des US-amerikanischen Produzenten MedMen Enterprises im Wert von 166 Mio. Dollar getroffen. Kanadische Produzenten können noch nicht direkt ein Marihuana-Unternehmen mit Sitz in den USA besitzen, Tilray könnte aber von dem Deal mit MedMen profitieren, wenn sich die Gesetze in den USA ändern.
Lowe's: Der Baumarktkonzern meldete einen bereinigten Quartalsgewinn von 4,25 Dollar pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 4,01 Dollar. Lowe's hob auch seine Finanzprognose für das Gesamtjahr an. Die Aktien des Unternehmens steigen um fast 10 Prozent.
Target: Die Titel von Target büßten 2,8 Prozent ein. Bei dem Einzelhändler – mit Blick auf den Aktienkurs bislang einer der größten Gewinner der Corona-Pandemie – ließ im zweiten Quartal die Umsatzdynamik nach, was sich vor allem im Online-Handel zeigte. Auch die Profitabilität schwächelte.
CBOE/CME: Aktien der Chicagoer Optionsbörse CBOE schnellten zunächst um 11,5 Prozent nach oben, gaben die Gewinne anschließend aber komplett wieder ab und schlossen im Minus. Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge hat der ebenfalls in Chicago ansässige Kontrahent CME der CBOE ein Übernahmeangebot unterbreitet, das diese mit 16 Milliarden US-Dollar bewertet. Die CME dementierte den Bericht jedoch. Ihre Aktien verloren dennoch knapp vier Prozent.
Salesforce: An die Spitze des Dow setzten sich die Papiere des Software-Entwicklers Salesforce mit plus 1,7 Prozent. Die Investmentbank Goldman Sachs erhöhte das Kursziel für die Aktien auf 335 US-Dollar und räumt ihnen somit mehr als 30 Prozent Aufwärtspotenzial ein.
Cree: Aktien von Cree sackten um 9,2 Prozent ab. Der Halbleiterhersteller blieb mit dem Umsatzziel für das laufende Quartal hinter den Erwartungen zurück.
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