Dow Jones, Nasdaq, S&P 500 Wall Street schließt nach Fed-Ankündigung im Plus – S&P 500 erreicht Rekordhoch

In der berühmten Straße befindet sich der Sitz der New York Stock Exchange.
Düsseldorf Das erneute Bekenntnis der US-Notenbank Fed zu einer ultra-lockeren Geldpolitik treibt die Kurse an der Wall Street weiter an. Der breit gefasste Leitindex S&P 500 schloss am Donnerstag 0,4 Prozent höher mit 4097 Zählern und damit nur minimal unter seinem im Handelsverlauf erreichten Rekordhoch. Der technologielastige Nasdaq-Index gewann ein Prozent, der Dow Jones legte 0,2 Prozent zu. Unterstützt wurden S&P 500 und Nasdaq von den steigenden Kursen bei den Tech-Aktien: Die Titel von Apple, Tesla und Amazon zogen zwischen ein und zwei Prozent an.
Die am Mittwochabend veröffentlichten Protokolle der jüngsten Fed-Beratungen hätten klar gemacht, dass Notenbankchef Jerome Powell und seine Mitarbeiter den Geldhahn auf absehbare Zeit nicht zudrehen werden, sagte Analyst Connor Campbell vom Brokerhaus Spreadex.
Zuvor hatte Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Fed, signalisiert, dass es bei der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie weiterhin noch Raum nach oben gebe. „Die Erholung bleibt ungleichmäßig und unvollständig“, sagte Powell am Donnerstag in einer virtuellen Veranstaltung des Internationalen Währungsfonds.
Er betonte außerdem, dass er eine steigende Inflation nicht als schwerwiegendes Problem ansehe. Er rechne nur mit einem kurzfristigen Preiseffekt. Andernfalls werde die Fed reagieren. Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen gaben im Anschluss weiter nach und liegen aktuell 1,1 Prozent im Minus bei 1,635 Prozent. Ende März hatte dieser Wert noch bei 1,769 Prozent gelegen.
Powell half durch seine Aussagen indirekt den Tech-Aktien – und das in zweierlei Hinsicht.
- Steigende Renditen gelten als Belastung für den Aktienmarkt, weil sie eine risikoärmere Anlagealternative bilden. Höhere Zinsen gelten zudem als Bürde für Unternehmen, da sich deren Finanzierungskosten erhöhen. Das gilt insbesondere für wachstumsstarke Unternehmen, die es im Technologiesektor gibt. Sinken die Renditen, kehrt sich der Effekt um.
- Auch eine hohe Inflation drückt die Bewertung von Techfirmen, da sich deren – oft hohe – Bewertungen auf zukünftige Erträge beziehen. Eine erwartete hohe Inflation mindert den realen Wert dieser Erträge und reduziert die Bewertung. Auch hier kehrt sich der Effekt bei der entgegengesetzten Entwicklung um.
Anleihe-Anleger nahmen die Fed-Aussagen mit Erleichterung auf und griffen wieder bei US-Bonds zu. Dies drückte die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Treasuries auf 1,625 Prozent. Der Weltleitwährung setzte die anhaltende Geldflut allerdings zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um bis zu 0,5 Prozent.
Am Rohstoffmarkt waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. Sie setzten vor allem auf die geplanten zusätzlichen billionenschweren Infrastruktur-Investitionen. Dies verteuerte Kupfer um rund ein Prozent auf 9008 Dollar je Tonne.
Gold war ebenfalls gefragt und stieg um 1,1 Prozent auf 1755 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Das geplante US-Konjunkturprogramm schüre Inflationssorgen, sagte Anlagestratege Michael McCarthy vom Brokerhaus CMC. Investoren bezweifelten, dass die Fed die Zinsen wie von ihr signalisiert frühestens Anfang 2024 anheben werde. Sie könne bereits im Januar 2022 dazu gezwungen sein, damit die Teuerung nicht außer Kontrolle gerate.
Börsenguru Jim Cramer empfiehlt Aktien für die „hybride Welt“
Jim Cramer, angesagter „Börsenguru“ und Fernsehmoderator der CNBC-Sendung „Mad Money“, empfahl am Mittwoch eine Handvoll Aktien, die sich seiner Meinung nach in der kommenden „hybriden Welt“ gut entwickeln werden.
Er glaubt, dass viele Menschen eine gewisse Pandemieroutine beibehalten werden, wenn die gesundheitlichen Einschränkungen wegen Covid-19 abnehmen und mehr Büros in den kommenden Monaten wieder öffnen.
„Wir steuern auf eine hybride Welt zu, in der die Gewohnheiten, zu Hause zu bleiben, Bestand haben. Aber gibt auch die Möglichkeit rauszugehen“, sagte er. „Man muss sich an die Aktien halten, die in beiden Fällen gewinnen.“
Seine Aktienpicks für die hybride Welt: die Baumarktkette Home Depot, die Einzelhandelsunternehmen Lowe’s und Walmart sowie Stanley Schwarz & Decker, Williams-Sonoma, McCormic und Etsy.
Mit zwei Ausnahmen haben diese Papiere 2021 zweistellig zugelegt und den breiten Markt übertroffen. Williams-Sonoma, Verkäufer von Kochutensilien und Lebensmitteln, ist mit einem Plus von mehr als 75 Prozent der größte Gewinner dieser Gruppe. Die Papiere von Walmart und McCormick sind in diesem Jahr um drei sowie um sieben Prozent gefallen.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ist überraschend gestiegen. Insgesamt stellten vergangene Woche 744.000 Amerikaner einen Antrag auf staatliche Stütze. In den sieben Tagen zuvor waren es noch 728.000. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten diesmal mit einem Rückgang auf 680.000 gerechnet. Die Zahl bleibe „hartnäckig“ hoch, sagte Citigroup-Ökonomin Veronica Clark.
Blick auf weitere Einzelwerte
Automobilindustrie: Der 100 Milliarden Dollar schwere Plan von US-Präsident Joe Biden zur Förderung des Elektroauto-Absatzes ermuntert Anleger zum Einstieg bei den Anbietern dieser Fahrzeuge. Die Aktien von Elektroautobauern wie Nikola, Tesla und Lordstown verteuerten sich zwischen zwei und fünf Prozent. Biden will Käufern von E-Fahrzeugen Verbraucherrabatte gewähren. Zusätzlich sollen 15 Milliarden Dollar in den Bau von Ladestationen gesteckt werden.
Century Bankcorp: Papiere von Century Bankcorp stiegen um bis zu 25 Prozent auf ein Rekordhoch von knapp 115 Dollar. Konkurrent Eastern Bankshares bietet 115,28 Dollar je Aktie oder insgesamt 642 Millionen Dollar für das Geldhaus.
General Motors: General Motors gaben nach ihrem jüngsten Rekordhoch 1,2 Prozent nach. Der größte US-Autobauer drosselt wegen des Chipmangels die Produktion in mehreren Werken zum Teil noch mehrere Wochen lang.
Visa: Die Aktien von Visa drehten vorübergehend ins Minus nach einer Meldung über kartellrechtliche Untersuchungen. Sie berappelten sich aber schnell wieder und gewannen am Ende rund 0,7 Prozent. Bereits im März hatte das „Wall Street Journal“ (WSJ) berichtet, das US-Justizministerium ermittele gegen den Kreditkartenkonzern wegen des Verdachts möglicher wettbewerbsverzerrender Praktiken.
Netflix: Netflix schlossen 1,4 Prozent fester. Der Streaming-Marktführer sicherte sich durch einen Lizenz-Deal mit Sony Pictures die exklusiven US-Rechte an Fortsetzungen von Blockbuster-Reihen wie „Spider-Man“ oder „Jumanji“ sowie anderen künftigen Produktionen.
NXP: Die Papiere des Chip-Herstellers NXP sanken um 1,4 Prozent, nachdem sie die Investmentbank Morgan Stanley von ihrer Kaufliste gestrichen hatte.
FedEx: Eine Kaufempfehlung von JPMorgan für Fedex sorgte für ein Kursplus der Logistikaktie von 1,9 Prozent.
Gamestop: Vorstandsmitglied und Chewy-Mitbegründer Ryan Cohen soll nach der Jahreshauptversammlung Vorstandsvorsitzender werden. Die Aktie legt 0,3 Prozent auf rund 178 Dollar zu.
WW International: Die US-Bank Morgan Stanley stufte die Aktie von „übergewichten“ auf „gleichgewichten“ herab und verwies auf die signifikante Outperformance in den letzten zwölf Monaten. Das Unternehmen war früher unter dem Namen Weight Watchers bekannt. Das Papier gibt rund sieben Prozent nach.
Constellation Brands: Der Brauer von Corona-Bier will im kommenden Jahr deutlich mehr investieren, als Analysten im Mittel ihrer Schätzungen erwartet hatten. Die Aktien rutschten um 4,6 Prozent ab.
Apple: Laut dem japanische Nachrichtendienst Nikkei verzögert sich die Produktion einiger MacBooks und iPads aufgrund von Engpässen bei Computerchips und anderen Komponenten. Doch die Aktie steigt weiter um 1,2 Prozent.
Twitter: Einem Bloomberg-Bericht zufolge führte Twitter in den vergangenen Monaten Gespräche über den Kauf des audiobasierten sozialen Netzwerks Clubhouse für rund vier Milliarden Dollar. Die Gespräche seien jedoch aus einem unbekannten Grund ins Stocken geraten und werden nicht mehr fortgesetzt. Twitter-Aktien legen 1,8 Prozent zu.
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