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Geldanlage Kurssturz reißt den Goldpreis mit sich – und auch der Bitcoin bricht ein

Die Coronakrise hat nicht nur massive Auswirkungen auf die Aktienmärkte, sondern auch auf fast alle anderen Anlageklassen. Ein Überblick.
12.03.2020 - 20:19 Uhr Kommentieren

Düsseldorf, Frankfurt, London Der deutsche Leitindex ist am Donnerstag um mehr als 12 Prozent abgestürzt und erlitt damit den zweitgrößten Tagesverlust der Dax-Geschichte. An den US-Aktienmärkten musste der Handel aufgrund hoher Verluste zum zweiten Mal in dieser Woche ausgesetzt werden.

Zeitweise brach der US-Standardwerteindex Dow Jones um mehr als neun Prozent ein, der größte Kurssturz seit dem „Schwarzen Montag“ von 1987. Panisch flohen die Anleger aus den Aktienmärkten, doch auch andere Assetklassen sind massiv betroffen.

Gold

Ausgerechnet die Krisenwährung Gold kann von der Panik an den Aktienmärkten nicht profitieren, im Gegenteil: Der Goldpreis ist am Donnerstag eingebrochen. Am Nachmittag fiel der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) in der Spitze um bis zu 74 US-Dollar oder rund fünf Prozent auf 1560 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit Anfang Februar.

Der Crash am Aktienmarkt habe eine Flucht in Bargeld ausgelöst, sagte Joe Forster, Goldfonds-Manager und Edelmetallexperte beim US-Vermögensverwalter Van Eck. „Sichere Häfen wie Gold, Goldaktien und der US-Dollar sind in diesem Chaos ebenfalls gefallen.“

Ein Grund sei, dass Profiinvestoren angesichts der heftigen Kursverluste bei ihren Brokern zusätzliche Sicherheiten hinterlegen mussten. „Margin Call“ wird dieses Phänomen in der Finanzbranche genannt. Um Bargeld für diese Sicherheiten zu haben, hätten sich vielen Investoren von ihren Gold-Investments getrennt, so Forster.

Am Markt wurde darüber hinaus der stark aufwertende US-Dollar als Grund für den Goldeinbruch genannt. Gold wird international in der amerikanischen Währung gehandelt. Wertet der Dollar auf, wird Gold für viele Anleger teurer, was die Goldnachfrage meist fallen lässt.

Staatsanleihen

In Erwartung eines konjunkturstützenden Maßnahmenpaketes der Europäischen Zentralbank sind Staatsanleihen gefragt. Die Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihen fällt im Gegenzug in der Spitze auf minus 0,803 Prozent, später lag die Rendite wieder etwas höher. Bei den zweijährigen Papieren rutschte die Rendite am Mittag auf minus 1,02 Prozent und näherte sich damit dem am Montag erreichten Rekordtief.

Hingegen flohen Investoren aus Italiens Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen italienischen Titel zeitweise auf ein Achteinhalb-Monats-Hoch von 1,877 von zuvor 1,186 Prozent. Sie steuerten damit auf das größte Tagesplus seit 2011 zu. Die vergleichbaren spanischen Bonds rentierten zeitweise so hoch wie zuletzt vor siebeneinhalb Monaten und standen vor dem größten Tagesplus seit 2016.

Hochzinsanleihen

Angesichts fallender Ölpreise spitzt sich die Krise bei amerikanischen Hochzinsanleihen weiter zu und lastet auch auf anderen Segmenten des Anleihemarktes. Am Donnerstag fielen die Ölpreise in der Spitze um acht Prozent. Brent-Öl kostete zwischenzeitlich weniger als 33 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter). Für die US-Schieferölfirmen ist dieses Preisniveau viel zu niedrig, sie sind zudem hoch verschuldet.

Daher stiegen die Renditen für Junk Bonds aus dem US-Energiesektor auf mehr als 16 Prozent. Noch vor wenigen Wochen lag die Rendite bei acht Prozent.

US-Energiefirmen machen etwa elf Prozent des gesamten Marktes für Hochzinsanleihen in den USA aus. Daher stiegen die durchschnittliche Rendite des Marktbarometers für US-Hochzinsanleihen am Donnerstag auf über 7,5 Prozent. Im Januar lag diese noch bei rund fünf Prozent. Auch das Segment von Anleihen mit Dreifach-B-Rating, also Papieren, denen Ratingagenturen gerade noch eine gute Bonität bescheinigen, verzeichnete steigende Renditen, von 2,6 Prozent im Januar auf 3,3 Prozent.

Der Dax hat am Donnerstag einen seiner größten Kursstürze erlebt. Quelle: dpa
Händler im Handelssaal der Börse in Frankfurt

Der Dax hat am Donnerstag einen seiner größten Kursstürze erlebt.

(Foto: dpa)

In Europa steigen ebenfalls die Renditen für riskante Zinspapiere. Die Rendite des wichtigsten Marktbarometers für europäische Hochzinsanleihen ist von 2,5 Prozent im Januar auf über 4,5 Prozent emporgeschnellt. Stattdessen flüchteten die Investoren in sichere Staatsanleihen, etwa Bundeswertpapiere.

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe notiert mit minus 0,7 Prozent nahe ihrem Rekordtief. „Es ist ordentlich Druck auf dem Kessel“, kommentiert Günther Scheppler, Anleiheanalyst bei der DZ-Bank. „Die aktuellen Marktverwerfungen sind zum Teil markanter als zu Zeiten der Bankenkrise.“ Das Zusammenspiel von Bundrendite und Risikoaufschlägen in riskanteren Segmenten des Marktes für Unternehmensanleihen habe derzeit extreme Ausprägungen.

Steigende Renditen sind der Ausdruck von fallenden Anleihekursen – immer mehr Anleger trennen sich von Zinspapieren von Unternehmen. Der wichtigste Index für US-Unternehmen hat seit seinem Hoch Ende Januar bereits 4,5 Prozent verloren. Unternehmensanleihen mit guter Bonität aus Europa sind mit einem Minus von 1,7 Prozent bislang glimpflich davongekommen.

Doch die weltweite Ausbreitung des Coronavirus lässt die Gefahr von einer Welle von Herabstufungen und Firmenpleiten steigen. Kürzlich hat die Ratingagentur Moody’s ihre Prognose für Ausfallraten bei Anleihen von 3,4 Prozent auf 3,6 Prozent nach oben geschraubt. Im Fall einer scharfen Rezession könnte die Ausfallraten auf mehr als zehn Prozent steigen, warnen die Moody’s-Analysten.

Währungen

Die Furcht vor einer globalen Rezession bewegte auch die Devisenmärkte. Anleger flohen in die als sicherer und weniger anfällig geltenden Währungen wie Dollar, Yen und Schweizer Franken. In der Dollar-Euro-Relation wertete die US-Devise weiter auf, nachdem sie seit Mitte Februar deutlich gewonnen hatte. Grundsätzlich erkennen Marktbeobachter etwa im Dollar-Yen-Handel die größten Schwankungen seit vielen Jahren.

Verlierer bei dieser Suche nach Sicherheit sind die Währungen der Schwellenländer. So verloren am Donnerstag etwa der südkoreanische Won und die indonesische Rupiah ebenso wie der russische Rubel gegenüber dem Dollar. Der brasilianische Real gab ebenfalls weiter nach, ein Dollar kostete zeitweise im Gegenzug erstmals mehr als fünf Real. Der Kursrutsch erfolgt trotz einer 2,5 Milliarden Dollar schweren Intervention der Notenbank am Devisenmarkt. Seit Wochenanfang hat die Notenbank fast acht Milliarden Dollar ausgegeben, um den Real zu stützen.

Der Euro-Kurs ist am Donnerstag inmitten heftiger Finanzmarktturbulenzen auf Talfahrt gegangen. Die Maßnahmen der Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Auswirkungen der Coronakrise beschleunigten diese noch. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1,1090 US-Dollar. Am Morgen hatte sie noch über 1,13 Dollar notiert. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1240 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8897 Euro.

Die EZB hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Viruskrise abzumildern. Es wurde unter anderem eine zeitweilige Ausweitung der Wertpapierkäufe beschlossen. Die von vielen Beobachtern erwartete Senkung des Einlagenzinses gab es jedoch nicht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde forderte von den EU-Institutionen und den Mitgliedsländern ein entschlossenes und koordiniertes Handeln.

Der Euro war jedoch schon am Vormittag unter Druck geraten. Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, wegen der Ausbreitung des Coronavirus die US-Grenzen für EU-Bürger für zunächst 30 Tage zu schließen, führte zu einem erneuten Ausverkauf an den Aktienmärkten. Belastet wurde der Euro auch durch die Lage in Italien. Seit Donnerstagmorgen bleiben die meisten Geschäfte im ganzen Land geschlossen. Nur Supermärkte und Apotheken sind geöffnet. Die Maßnahmen dürften die sowieso schon schwächelnde italienische Wirtschaft stark belasten.

Das britische Pfund kommt angesichts der weltweiten Flucht in sichere Häfen unter die Räder. Es gab zum Dollar zwischenzeitlich 1,9 Prozent nach und notierte mit 1,2580 Dollar auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Oktober. Die Bank of England senkte am Mittwoch seinen Leitzins, was sich ebenfalls auf die britische Währung auswirkte. Auch der britische Aktienindex FTSE 100 brach um mehr als 10 Prozent ein.

Normalerweise bewegen sich Pfund und FTSE100 in entgegengesetzte Richtungen. Das liegt daran, dass die FTSE-Firmen den Großteil ihrer Gewinne im Ausland erwirtschaften. Ein schwaches Pfund treibt daher den Aktien-Index. An diesem Tag wurde die Regel jedoch außer Kraft gesetzt. Die Angst vor einem Zusammenbruch des transatlantischen Handels überwog.

Ölmärkte

An den Ölmärkten wurde die Talfahrt immer rasanter. Die Nordseesorte Brent verbilligt sich um mehr als neun Prozent auf 32,53 Dollar je Fass. Ausschlaggebend war die Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump, Reisebeschränkungen in die USA einzuführen. Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus werden die USA ihre Grenzen für Ausländer aus Europa für eine Dauer von zunächst 30 Tagen schließen. Ausgenommen sind Reisende aus Großbritannien.

Die Ankündigung der US-Regierung sorgte für eine insgesamt trübe Stimmung an den Finanzmärkten, die auch die Ölpreise mit nach unten zog. Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise befürchten Experten einen Rückgang der Nachfrage auf dem Weltmarkt. Experte Vandana Hari vom Analysehaus Vanda Insights wollte auch einen massiven Einbruch der Nachfrage nicht ausschließen. Alle bisherigen Prognosen zum Ölpreise stünden derzeit auf dem Prüfstand.

Darüber hinaus werden die Ölpreise derzeit von einem Preiskrieg führender Ölstaaten belastet. Zuletzt hatte das führende Opec-Land Saudi-Arabien einen starken Anstieg der Fördermenge angekündigt.

Bitcoin

Auch am Markt für virtuelle Währungen schlägt die Coronakrise voll durch. Im Verlauf des Donnerstags notierten praktisch alle Kryptowährungen deutlich im Minus, wie Daten des Analysehauses Coinmarketcap zeigen. Für die wichtigste digitale Münze, den Bitcoin, ging es um rund 22 Prozent nach unten auf nur noch 6.110 Dollar. Mit dem zwischenzeitlichen Tiefstkurs von knapp 5.900 Dollar wurde der niedrigste Stand seit Mai 2019 erreicht.

Die zweitgrößte Währung Ethereum sank um rund 28 Prozent auf 140 Dollar. Auch für Ripple, Bitcoin Cash oder Litecoin ging es bergab.

„Am Markt herrscht Ausverkaufsstimmung. Nun stellt sich Anlegern die Frage, ob ein Crash bevorsteht“, kommentierte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. „Bitcoin und Co bewegen sich derzeit im Gleichschritt der globalen Aktienmärkte.“

Mit dem Absturz der Digitalwährungen ist ihr von Beobachtern erträumte Status eines „digitalen Goldes“, eines „sicheren Hafens“ in Krisenzeiten, in weite Ferne gerückt. In der Vergangenheit hatten Krypto-Enthusiasten argumentiert, die virtuellen Münzen stellten eine revolutionäre Anlageklasse dar, die sich von der Entwicklung an den Finanzmärkten zunehmend entkoppelt. Wie der aktuelle Kursverfall zeigt, belastet die Coronakrise aber nicht nur Aktien, Unternehmensanleihen oder Öl, sondern auch Bitcoin und Co.

Laut Kai Kuljurgis, Gründer der Krypto-Investmentplattform Coindex, liegt das auch an der Professionalisierung des Markts: „In den vergangenen Monaten ist viel institutionelles Geld in Kryptowerte geflossen, auch über Futures. Das hat die Kurse angetrieben. Im Krisenfall ziehen sich die Neuanleger jedoch schnell wieder zurück.“

Anders agierten manche Krypto-Fans: „Auch in der Szene sind viele Anleger nervös. Sie freuen sich aber auch über günstige Nachkaufmöglichkeiten.“ Aufgrund des im Mai anstehenden „Halvings“, einer Änderung im Bitcoin-Algorithmus, die das Angebot verknappt, rechnet Kuljurgis mit einem neuerlichen Aufwärtstrend.

Bankaktien

In Deutschland waren Bankaktien am Donnerstagnachmittag besonders stark vom allgemeinen Kursrutsch betroffen. Der Kurs der Deutschen Bank fiel um rund 18,44 Prozent auf ein neues Rekordtief von 4,87 Euro. Auch die Commerzbank-Aktie rutschte zuletzt um etwa 21 Prozent ab, sie markierte ein neues Rekordtief von 3,12 Euro.

Die erneuten Kursverluste zeigen, wie stark die Coronakrise die Banken weltweit treffen könnte. Auch die Kurse anderer europäischer Geldhäuser wie der niederländischen ING und der französischen Société Générale brachen zweistellig ein.

Bei den italienischen Instituten ging es ebenfalls deutlich bergab. Angesichts der Tatsache, dass in Italien das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen sind, rechnet die Ratingagentur Moody’s mit deutlich negativen Folgen für die heimischen Banken. Profitabilität und Kreditqualität italienischer Banken würden unter Druck geraten, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg eine Einschätzung von Moody’s.

Dafür, dass die Coronakrise die Banken hart trifft, gibt es gleich mehrere Gründe – nur einer davon ist der mögliche Anstieg fauler Kredite. Dabei geht es vor allem um drei Wirkungsketten: Die Pandemie wird die Einnahmen belasten, weil sich die Kunden zurückhalten werden, egal ob es um das Geschäft mit Unternehmen, Privatkunden oder um das Asset- und Wealthmanagement geht.

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Darüber hinaus droht eine höhere Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite, wenn Unternehmen in wirtschaftliche Probleme geraten. Dazu kommt, dass die Zinsen wahrscheinlich noch länger niedrig bleiben werden. Die Margen der Banken werden also stärker als bislang unter Druck geraten.

Auch britische Bankaktien hatten einen schweren Stand. Die Barclays-Aktie brach um mehr als 17 Prozent ein, die Papiere von HSBC um rund acht Prozent, Standard Chartered und Royal Bank of Scotland beide um 11 Prozent.

Dabei bescheinigten die Ratingagenturen Standard and Poor's und Moody's den britischen Banken am Donnerstag, die Coronakrise gut überstehen zu können. Die Zinssenkung der Bank of England vom Mittwoch drückt zwar die Gewinnmargen der Institute. Auf der anderen Seite reduziert das Stimuluspaket von Notenbank und Regierung aber die Gefahr von Kreditausfällen bei Unternehmen.

Mehr: Dax stürzt um mehr als zwölf Prozent ab, das war der zweitgrößte Tagesverlust in der Geschichte der Frankfurter Benchmark.

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