Rohstoffe Ölpreis gibt nach Opec-Kompromiss deutlich nach

Brent ist die für Europa wichtigste Ölsorte. Die Sorte WTI stammt aus den USA.
Singapur Die Aussicht auf eine höhere Ölproduktion der Opec-Länder und eine generelle Ausverkaufsstimmung an den Börsen haben auch den Ölpreis deutlich fallen lassen. Der Preis für Brent-Öl, der wichtigste europäische Referenzpreis, gab am Montag zwischenzeitlich um mehr als fünf Prozent nach und rutschte deutlich unter die Marke von 70 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter). Damit notiert er mehr als elf Prozent unterhalb des Anfang Juli erreichten Jahreshochs.
Auch der Preis der US-amerikanischen Ölsorte WTI verbilligte sich zwischenzeitlich um mehr als fünf Prozent und fiel unter die Marke von 69 Dollar pro Barrel. Mit den Ölpreisen gerieten auch die Aktien der europäischen Ölkonzerne unter Druck: Shell, BP und Total büßten ebenfalls zwischen drei und vier Prozent ihres Börsenwerts ein.
Die Opec und ihre Partnerländer (Opec plus) einigten sich angesichts der Erholung der Weltkonjunktur am Wochenende auf eine deutliche Erhöhung der Ölproduktion. Ab August werde die Öl-Allianz ihre Tagesproduktion bis auf Weiteres um jeweils monatlich 400.000 Barrel steigern, teilte die Opec am Sonntag nach einem kurzfristig einberufenen Online-Ministertreffen mit. Sollten die Marktbedingungen es zulassen, werde die noch bestehende Produktionskürzung damit im September 2022 enden, hieß es.
„Gleichzeitig wurde einigen Produzentenländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Russland ab Mai 2022 eine höhere sogenannte Basis für die Berechnung der Produktionskapazitäten zugestanden, ergänzen die Rohstoffexperten der Commerzbank. „Längerfristig wäre also mehr Rohöl von der Opec plus verfügbar. Dies könnte die Ölpreise im nächsten Jahr belasten, da unklar ist, ob der Markt dieses zusätzliche Öl benötigt.“
Darüber hinaus lasteten Konjunktursorgen auf den Märkten: Die Anleger griffen zu US-Staatsanleihen, im Gegenzug fiel die Rendite für zehnjährige US-Zinspapiere auf 1,21 Prozent. „Es scheint, die Wachstumssorgen verschärfen sich“, sagte Jeroen Blokland, Gründer und Chefanalyst beim Analysehaus True Insights.
Auch andere Rohstoffe konnten sich dem Ausverkauf nicht entziehen. Das industriell genutzte Edelmetall Platin verbilligte sich um zwischenzeitlich drei Prozent auf rund 1074 Dollar pro Feinunze (rund 31,1 Gramm). Der Palladiumpreis fiel um zwei Prozent, Silber gab ebenfalls um zwei Prozent nach.
Am Devisenmarkt ging das Pfund nach unten, obwohl zum Wochenauftakt fast alle Pandemie-Beschränkungen in England aufgehoben wurden. Die britische Währung war mit 1,3698 Dollar zeitweise so billig wie zuletzt vor drei Monaten. Investoren fürchten, dass die Lockerungen während steigender Infektionszahlen negative soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben werden, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus Activtrades.
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