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Streit um Handelsbeschränkungen Robinhood-CEO Tenev: „Wir mussten unsere Firma und unsere Kunden schützen“

Anleger und Politiker kritisieren die Handelsbeschränkungen der Trading-App Robinhood. Der CEO verteidigt sich nun und weist Berichte über finanzielle Probleme zurück.
29.01.2021 Update: 29.01.2021 - 15:06 Uhr 3 Kommentare
Der Chef der Trading-App Robinhood versucht zu rechtfertigen, warum die Plattform den Kauf einiger Aktien eingeschränkt hat. Quelle: Reuters
Robinhood-CEO Vlad Tenev

Der Chef der Trading-App Robinhood versucht zu rechtfertigen, warum die Plattform den Kauf einiger Aktien eingeschränkt hat.

(Foto: Reuters)

Denver, Düsseldorf Vlad Tenev versucht sich in Schadensbegrenzung. „Wir mussten unsere Firma und unsere Kunden schützen“, betonte der Chef der Trading-App Robinhood am Donnerstagabend im US-Börsensender CNCB. Deshalb habe sich das Start-up dazu entschieden, Aktienkäufe von 13 Aktien vorübergehend zu verbieten. Doch selbstverständlich bleibe das Geschäftsmodell von Robinhood auf private Alltagsinvestoren ausgerichtet. „Es schmerzt uns, dass wir diese Einschränkungen durchsetzen mussten“, sagte er.

Dass Robinhood mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen hatte, wies Tenev zurück. „Wir haben Kapitalvorgaben der Börsenaufsicht SEC und Einlagen bei Clearinghäusern“, die je nach Marktumfeld variieren können, gab er zu bedenken. Medienberichten zufolge musste das Start-up bei mehreren Banken auf Kreditlinien im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar zurückgreifen, ähnlich wie beim Markt-Crash im März vergangenen Jahres. Zudem sammelte Robinhood eine Milliarde Dollar von seinen Investoren ein, wie am Freitag bekannt wurde, um Forderungen der zentralen Abwicklungsstelle nach zusätzlichen Sicherheiten zu erfüllen.

Robinhood zog am Donnerstag den Zorn der sogenannten Reddit-Trader auf sich. Die beliebte App ist eigentlich ein fester Bestandteil der Bewegung, die in den vergangenen Wochen Aktien wie Gamestop, AMC und Koss auf Rekordwerte katapultiert hat. Die Anleger duellieren sich dabei mit professionellen Investoren, die auf fallende Kurse gewettet hatten und für die deswegen Milliarden Dollar auf dem Spiel stehen dürften.

Robinhood richtet sich vor allem an Millennials und war der erste Broker, der kostenlosen Aktienhandel in den USA ermöglichte. Das Start-up hatte für dieses Jahr seinen Börsengang geplant. Bei der letzten Finanzierungsrunde im September wurde Robinhood mit knapp zwölf Milliarden Dollar bewertet.

Doch die überraschende Entscheidung, Aktienkäufe in den schwer gehypten Titeln zu verbieten und die Sicherheitsleistungen zu erhöhen, sorgte für einen Sturm der Entrüstung. Die Kurse von Gamestop und vielen anderen von der Beschränkung betroffenen Titeln brachen ein. Allein die Gamestop-Aktie schloss 44 Prozent im Minus. Auch zwei Klagen von Nutzern wurden bereits eingereicht.

Reddit-Nutzer rufen zum Boykott auf

„Wenn Robinhood den Kauf von Aktien verbietet, ist das der Inbegriff von Marktmanipulation“, wetterte ein Nutzer im Reddit-Forum „Wall Street Bets“, auf dem die Trader in den vergangenen Wochen ihre Handelsstrategien koordiniert haben. Andere beschuldigten das Start-up, es würde mit Shortsellern zusammenarbeiten, ausgerechnet jene Gruppe an der Wall Street, die viele Reddit-Trader mit ihren Aktienkäufen bekämpfen wollen.

Beweise dafür gibt es nicht. Immer wieder riefen Nutzer zum Boykott der App auf. Die Ratings in den App-Stores brachen ein. Eine Handvoll Nutzer versammelte sich auch mit Schildern vor dem Hauptquartier im kalifornischen Menlo Park. Dabei war Robinhood noch am Dienstag die meistgenutzte Finanz-App auf iPhones, wie aus Daten des Analysehauses AppAnnie hervor geht.

Doch nicht nur Robinhood schritt beim Hype ein, auch andere Broker waren mit Beschränkungen nachgezogen. Nach Börsenschluss kündigte Robinhood jedoch an, den Handel am Freitag wieder limitiert zu erlauben. Im nachbörslichen Handel zogen die Papiere des Videospielehändlers Gamestop daraufhin wieder deutlich an.

Die Aktie des US-Computerspielehändlers sorgt für Kontroversen. Quelle: AP
Gamestop

Die Aktie des US-Computerspielehändlers sorgt für Kontroversen.

(Foto: AP)

Ebenso mischte Facebook sich in den Kampf zwischen Privatanlegern und Hedgefonds ein und schloss nach dem Gamestop-Hype die beliebte Aktienhandelsgruppe Robinhood Stock Trades. Der Gründer des Wall-Street-Diskussionsforums, Allen Tran, sagte, er habe eine Benachrichtigung von Facebook erhalten, wonach die 157.000 Mitglieder umfassende Gruppe wegen Verletzung des Regelwerks gesperrt werde. Facebook bestätigte die Maßnahme, wollte sich dazu aber nicht weiter äußern.

Washington ist alarmiert

Die Politik schaut besorgt auf die Vorgänge am Aktienmarkt. Eine ganze Reihe von Senatoren und Abgeordneten beider Partien kritisierte die Handelseinschränkungen scharf und kündete Anhörungen an. Die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James will sich die Aktivitäten auf Robinhood ebenfalls anschauen.

Der demokratische US-Politiker Ro Khanna forderte am Donnerstag als Reaktion auf die Handelsbeschränkungen der Broker eine stärkere Regulierung der Märkte. Es müsse Schluss sein damit, „dass Hedgefonds-Milliardäre den Aktienmarkt wie ihren persönlichen Spielplatz behandeln und dann mit ihrem Ball nach Hause abziehen, sobald sie verlieren“.

Der zukünftige Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat, Sherrod Brown, kündigte per Twitter Anhörungen „zum Zustand des Aktienmarktes“ an. „Die Leute an der Wall Street interessieren sich nur für die Regeln, wenn ihnen etwas weh tut“, schrieb Brown. Es werde Zeit, dass die US-Börsenaufsicht SEC und der Kongress dafür sorgten, „dass die Wirtschaft für alle funktioniert“.

Die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez erklärte, dass sie als Mitglied des Ausschusses für Finanzdienstleistungen im Repräsentantenhaus die Anhörungen begrüßen würde. Sie nannte die Entscheidung von Robinhood „inakzeptabel“.

In einem weiteren Tweet forderte sie: „Lasst die Leute handeln.“ Unterstützung bekam Ocasio-Cortez, vom republikanischen Senator Ted Cruz – eigentlich einer ihrer politischen Gegner.

Tesla-Chef Elon Musk, dessen Firma selbst ein beliebtes Ziel von Shortsellern war, heizte die Stimmung auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zusätzlich an. Shortwetten seien „ein Betrug“ und forderte: „Holt euch die Shorties“.

Die US-Senatorin Elizabeth Warren nahm die Börsenaufsicht in die Pflicht, für Ordnung zu sorgen. „Wir brauchen eine SEC, die klare Regeln für Marktmanipulationen hat und dann das Rückgrat hat, um diese Regeln durchzusetzen“, sagte Warren beim Börsensender CNBC. Um einen gesunden Aktienmarkt zu haben, brauche man Polizisten, die auf der Höhe seien. „Das sollte die SEC sein“, fügte sie hinzu. „Sie müssen sich steigern und ihren Job machen.“

Wer steht auf welcher Seite?

Gleichzeitig sagte Warren, dass sie skeptisch sei, ob bei der Gamestop-Aktie tatsächlich „David gegen Goliath“ antrete. „Woher wissen Sie, wer die Aktie zu diesem Zeitpunkt manipuliert?“, fragte Warren. „Sind Sie sicher, dass Hedgefonds nicht auf die Seite der Leute gezogen sind, die den Preis für Gamestop erhöht haben?“

Die Trader auf „Wall Street Bets“ geben sich unterdessen kämpferisch und rufen ihre „Europe Bros“ zur Hilfe. Ein Nutzer veröffentlichte eine Liste an europäischen Brokern, über die man die Gamestop-Aktie kaufen kann. Darauf sind auch die deutschen Anbieter Scalable Capital und der Sparkassen-Broker zu finden. „Wir brauchen nochmal eure Hilfe“, hieß es weiter in dem Post, der in der Nacht zum Freitag über 2500 Mal kommentiert wurde. „Viel Glück und alle Macht den Spielern.“

Mehr: Zockerkrieg an der Wall Street löst Ängste vor einem Aktiencrash aus.

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3 Kommentare zu "Streit um Handelsbeschränkungen: Robinhood-CEO Tenev: „Wir mussten unsere Firma und unsere Kunden schützen“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @Herr Megerle
    Die Shorties haben ganz andere Kosten pro Trade als der Normalbürger. Plädieren Sie dafür, dass der Normalbürger hohe Brokerkosten zahlt und die Shorties kaum Brokergebühren bezahlen müssen, wegen der hohen Umsätze ?

  • Das ist eine sehr dünne Recherche und erinnert mich schon fast an die Qualität von Bild.de

    Wer die Geschichte aus einer anderen Sicht lesen möchte dem empfehle ich das hier:
    http://isthesqueezesquoze.com/

  • Erinnert stark an den neuen Markt was hier passiert. Der ganze Spass wird in einem Tal der Tränen für die Greenhorns enden ! Hier sieht man genau was passiert, wenn etwas nichts mehr kostet. Am Ende ist das kein Vorteil, sondern verursacht an den Märkten und bei den Ahnungslosen gewaltige Schäden. Allerdings nicht gleich. Genauso ist es mit den Rücksendekosten im Onlinehandel. Zuerst wird die Versandkosten freie Rückname vom Staat vorgeschrieben und dann hinterher beklagt man sich über den die Unsitte dass die Leute die Hälfte der Waren wieder zurück schicken. Aber das ist halt nur die logische Folge davon. Und das wird sich auch kaum wieder ändern, weil wenn sowas mal angefangen wurde, dann wird es vom Konsumenten erwartet. Und wenns auf einmal wieder was kostet, dann ist er beleidigt und empört ;-)

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