Wall Street Corona-Sorgen lassen Dow Jones im Minus schließen – Tech-Werte stützen Nasdaq

Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange.
New York Nach dem verlängerten Wochenende in den USA zögern Anleger mit Engagements an der Wall Street. Der Dow Jones der Standardwerte schloss am Dienstag 0,8 Prozent tiefer auf 35.100 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte dagegen 0,1 Prozent auf 15.374 Punkte vor und markierte eine neue Bestmarke. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,3 Prozent auf 4520 Punkte ein.
Laut dem Charttechnik-Experten Andreas Büchler von Index Radar ist der übergeordnete Aufwärtstrend des Dow intakt. Anleger sollten aber die Wahrscheinlichkeit einer Atempause nicht außer Acht lassen. Das Korrekturrisiko bleibe real.
Die rasche Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus dämpfe die Stimmung, sagte Arthur Weise, Chef-Anleger beim Vermögensberater Kingsland Growth. Allerdings lieferte ein Antikörper-Cocktail der Pharmafirma Immunome bei ersten Tests ermutigende Ergebnisse bei der Neutralisierung der Covid-Varianten Delta Plus und Lambda. Letztere breitet sich derzeit in Südamerika rasch aus und ist auf der Beobachtungsliste der Weltgesundheitsorganisation WHO. Immunome-Aktien stiegen um fast 15 Prozent.
Gleichzeitig verhindere die Aussicht auf eine anhaltende Geldflut der US-Notenbank (Fed) größere Kursrücksetzer, sagten Börsianer. Nach den enttäuschenden Arbeitsmarktdaten vom Freitag rechnen Investoren damit, dass eine Drosselung der Wertpapierkäufe durch die Fed, das sogenannte Tapering, erst einmal vom Tisch ist. Ende September berät die Führung der Notenbank wieder über ihre Geldpolitik.
Steigende Bond-Renditen setzen Gold zu
Am Anleihemarkt bestimmten allerdings Inflationssorgen das Geschehen, sagte Volkswirt Thomas Costberg vom Vermögensverwalter Pictet. Daher trennten sich Investoren von Staatsanleihen und trieben die Rendite der zehnjährigen T-Bonds auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1,385 Prozent.
Die steigenden Renditen dämpften die Attraktivität von Gold, das keine Zinsen abwerfe, sagte Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank. Das Edelmetall verbilligte sich um 1,5 Prozent auf 1796 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Zur Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador geriet auch die Cyber-Devise unter Verkaufsdruck. Mit einem Kursrutsch von mehr als 17 Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 42.840 Dollar steuerte sie auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu.
Das mittelamerikanische Land könne mit seiner Entscheidung schlafende Hunde wecken, warnte Analyst Timo Emden von Emden Research. „Die wichtigsten Aufsichtsbehörden der Welt werden spätestens heute auf unbequeme Art und Weise daran erinnert, ihr Regulierungsbestreben zu forcieren.“
Vor diesem Hintergrund flogen Werte aus dem Kryptowährungssektor und Unternehmen, die sich mit der Bitcoin & Co zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen, aus den Depots. So fielen die Papiere von Coinbase, Riot und Marathon um bis zu 9,2 Prozent. Die Titel der Softwarefirma MicroStrategy, die Milliarden in Bitcoin investiert haben, gaben rund neun Prozent nach.
Einzelwerte im Fokus
Boeing: Zu den Verlierern am US-Aktienmarkt zählte Boeing mit einem Kursminus von 1,8 Prozent. Am Montag waren Verhandlungen mit Ryanair über die Lieferung mehrerer Maschinen vom Typ 737-MAX wegen unterschiedlicher Preis-Vorstellungen geplatzt. Der irische Billig-Flieger ist einer der größten Kunden des Airbus-Rivalen.
Callaway: Die Aktien von Callaway stiegen dagegen um knapp vier Prozent. Der Anbieter von Golfschlägern hob sein Umsatzziel für das laufende Quartal überraschend kräftig auf 850 bis 860 von 775 bis 790 Millionen Dollar an. Im Gesamtjahr rechnet das Unternehmen nun mit Erlösen von 3,07 bis 3,095 statt 3,03 bis 3,06 Milliarden Dollar.
Novavax: Gefragt waren auch die Papiere von Novavax, die sich um 7,6 Prozent verteuerten. Die japanische Regierung hatte beim Produktionspartner Takeda 150 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs der US-Pharmafirma bestellt.
Walt Disney: Der Erfolg von „Shang-Chi and the Legends of the Ten Rings“ ermuntert Anleger zum Einstieg. Die Aktien des Unterhaltungskonzerns steigen an der Wall Street um zwei Prozent. Der Action-Film spielte am verlängerten Wochenende in den USA 90 Millionen Dollar ein. Dem Branchendienst Box Office Mojo zufolge waren dies rund 70 Prozent aller Ticketverkäufe in diesem Zeitraum. Die Papiere der Kinobetreiber Imax und AMC gewinnen bis zu 7,2 Prozent.
Apple: Eine Woche vor einer Firmenveranstaltung steigen Anleger bei Apple ein. Die Aktien des Elektronik-Anbieters steigen an der Wall Street um 1,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 156,97 Dollar. Experten rechnen damit, dass das Unternehmen am 14. September eine neue iPhone-Generation vorstellen wird. Üblicherweise strömen Fans der Marke in den anschließenden Wochen in die Läden, um die neuen Produkte zu kaufen.
Ford: Dem zweitgrößten US-Autokonzern Ford gelang es, mit Doug Field eine der Führungskräfte von Apples Automobilprojekt zu sich zu lotsen. Field soll sich demnach um die Entwicklung fortschrittlicher Technologien wie vernetzten und selbstfahrenden Autos kümmern. Die Ford-Aktien reagierten mit Kursgewinnen auf die Verpflichtung. Am Ende blieb noch ein Plus von rund einem halben Prozent.
JD.com: Die Aktien legten im zum Börsenstart um 2,0 Prozent zu. Zuvor hatte der chinesische E-Commerce-Riese einen neuen Präsidenten ernannt. Xu Lei, vormals CEO von JD Retail, übernimmt den Posten vom Gründer und bisherigen CEO des Unternehmens Richard Liu.
Spotify: KeyBanc Capital Markets hatte die Aktie des Musikstreamers hochgestuft. Daraufhin legte die Aktie um 4,9 Prozent zu. Laut KeyBanc wächst Spotify seine Nutzerbasis schneller als vergleichbare Unternehmen.
Match Group: Die Papiere der Match Group verteuerten sich an der Spitze im Nasdaq 100 um siebeneinhalb Prozent. Als Grund dafür galt der Umstand, dass die Aktien des Mutterkonzerns der Dating-Plattform Tinder auch in den Auswahlindex S&P 500 aufgenommen werden und dort die Titel des Arzneiherstellers Perrigo ersetzen. Perrigo verloren 0,6 Prozent.
T-Mobile: Die Deutsche Telekom schnappt sich weitere Teile an ihrer US-Tochter T-Mobile US. Mittels Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage wollen die Bonner insgesamt rund 45 Millionen T-Mobile-US-Aktien vom japanischen Mischkonzern Softbank kaufen. Zudem will die Deutsche Telekom weitere rund 20 Millionen T-Mobile-US-Aktien kaufen, die durch einen Teil der Erlöse aus dem vereinbarten Verkauf von T-Mobile NL finanziert werden sollen. T-Mobile US verloren jedoch 1,1 Prozent.
Pharmawerte: Schwach waren Pharmawerte wie Amgen, Merck & Co, Johnson & Johnson oder auch Vertex Pharmaceuticals, die alle von Morgan Stanley abgestuft wurden und zwischen eineinhalb und fast drei Prozent verloren.
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