Wall Street Dow Jones geht mit kleinem Gewinn ins Wochenende – Tech-Werte schwächeln

Händler Peter Tuchman arbeitet auf dem Parkett der New Yorker Börse.
Frankfurt Die Standardwerte an der Wall Street haben ihren jüngsten Rekordkurs am Freitag gebremst fortgesetzt. Technologietitel wurden hingegen von trüberen Aussichten einiger Branchenunternehmen ausgebremst. Belastung kam zudem von aktuellen Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell, der erneut den Beginn des Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik signalisierte. „Wir sind auf dem besten Weg, mit der Reduzierung unserer Anleihekäufe zu beginnen“, sagte Powell. Das sogenannte Tapering solle Mitte 2022 abgeschlossen sein, falls sich die Wirtschaft insgesamt wie erwartet entwickle.
Der Dow Jones Industrial erreichte im frühen Handel einen weiteren Höchststand bei 35.765 Punkten und schloss mit einem Plus von 0,21 Prozent bei 35.677 Zählern. Daraus resultierte für den Leitindex ein Wochengewinn von rund einem Prozent. Der marktbreite S&P 500 verbuchte ebenfalls ein Rekordhoch, drehte aber ins Minus und verlor letztlich 0,11 Prozent auf 4544 Punkte. Enttäuschende Zahlen von Intel und Snap drückten den Technologie-Index Nasdaq 0,87 Prozent auf 15.355 Punkte runter.
Die Aktien des Chip-Herstellers verbuchten mit einem Minus von mehr als elf Prozent den größten Kursrutsch seit einem Jahr. Wegen milliardenschwerer Investitionen stimmte das Unternehmen Investoren für die kommenden Jahres auf Gewinnmargen unter den bisherigen Erwartungen ein.
Der aktuelle Kursrücksetzer sei aber sicher nur vorübergehend, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Gegen die großen Technologiekonzerne zu wetten, sei in den vergangenen beiden Jahren ein sicheres Rezept gewesen, um Geld zu verlieren.
Die Papiere von Snap brachen sogar um mehr als 25 Prozent ein, so stark wie zuletzt beim Börsen-Crash vom März 2020. Der Snapchat-Betreiber hatte ein enttäuschendes Quartalsergebnis vorgelegt und vor weiteren Einbußen bei den Werbeeinnahmen gewarnt.
Die Belastungen durch die neuen Datenschutzvorgaben für Apples iPhone und andere Faktoren seien aber nur vorübergehend, schrieb Analyst John Blackledge vom Vermögensverwalter Cowen. Die längerfristigen Umsatz- und Gewinnaussichten blieben gut. Im Sog von Snap fielen die Aktien von Twitter, Facebook und der Google-Mutter Alphabet um bis zu sechs Prozent.
Blick auf weitere Einzelwerte
American Express: Ein globaler Anstieg der Verbraucherausgaben dank der allgemeinen Lockerung von Corona-Beschränkungen und immer mehr Impfungen geben dem US-Kreditkartenanbieter Schub. Nach einer monatelangen Stagnation der Ausgaben in der Pandemie sehen Kreditkartenausgeber weltweit eine Trendwende mit der Rückkehr von sozialen Aktivitäten. Die Aktie stieg um fünf Prozent.
Whirlpool: Die Aktie des Haushaltsgeräteherstellers fiel zunächst um 2,8 Prozent, weil das Unternehmen vor „erhöhten“ Lieferengpässen gewarnt hat. Whirlpool meldete einen bereinigten Quartalsgewinn von 6,68 Dollar pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 6,12 Dollar. Der Umsatz blieb jedoch hinter den Prognosen zurück. Dennoch drehte die Aktie später in die Gewinnzone und lag 2,3 Prozent höher.
Digital World Acquisition (DWAC): Der Fusionspartner des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump für den geplanten Twitter-Konkurrenten sorgt mit erneuten Kurssprüngen für Aufsehen. Die Aktien der leeren Unternehmenshülle (Spac) verdreifachten ihren Kurs am Freitag zunächst auf 131,90 Dollar, nachdem sie sich am Donnerstag bereits mehr als vervierfacht hatten. Zum Handelsschluss lagen sie 107 Prozent höher bei 94,20 Dollar.
Weil Twitter und Facebook Trump wegen seiner Rolle bei der Erstürmung des Kapitols von ihren Plattformen verbannt haben, will er diesen Firmen mit „Truth Social“ Konkurrenz machen. Die Einführung einer Beta-Version des sozialen Netzwerks ist für den nächsten Monat geplant.
„Der Name Trump ist immer noch ein Verkaufsargument“, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. „Ich sehe aber nicht, dass die Mehrheit der Facebook- und Twitter-Nutzer ihre Konten hierfür aufgeben.“ Trump-Anhänger und -Wähler würden der neuen Plattform sicher eine Chance geben.
US-Börsenexperte Koch: „Bad News aus dem Tech-Sektor – doch die Wall Street bleibt stabil“
Mattel: Die Aussicht auf ein starkes Weihnachtsgeschäft ermuntert Anleger zum Einstieg. Die Aktien des Spielwaren-Herstellers steigen um 0,59 Prozent auf 20,45 Dollar. Die überraschend starken Quartalsergebnisse zeigten, dass das Management die Lieferketten-Störungen gut meistere, lobt Analystin Linda Bolton Weiser vom Research-Haus D.A. Davidson. Sie bekräftige daher ihre Kaufempfehlung und hebe das Kursziel auf 36 Dollar an.
Tesla: Die jüngsten Quartalsergebnisse geben Tesla erneut Rückenwind. Die Aktien des Elektroauto-Bauers steigen um 1,75 Prozent auf ein Rekordhoch von 909,68 Dollar. Dank hoher Margen, einer starken Nachfrage, Fortschritten bei der Produktion und einer im Vergleich zum Börsenwert geringen Verschuldung werde Tesla als sichere Wette betrachtet, schreiben die Analysten des Research-Hauses Zacks.
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