Wall Street Furcht vor höheren Unternehmenssteuern lässt US-Börsen im Minus schließen

Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange.
Frankfurt, New York Die Furcht vor höheren Unternehmenssteuern hat der Wall Street am Dienstag zu schaffen gemacht. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,8 Prozent tiefer auf 34.577 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,5 Prozent auf 15.037 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,6 Prozent auf 4443 Punkte ein. Börsianer zeigten sich besorgt, dass die Körperschaftssteuer für Firmen auf 26,5 Prozent von 21 Prozent angehoben werden könnte.
Im frühen Handel hatte noch die Hoffnung auf eine weiter lockere Geldpolitik in den USA an der Wall Street für Kauflaune gesorgt. Die Verbraucherpreise in der weltweit führenden Volkswirtschaft stiegen im August so langsam wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Börsianer sehen das als Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt bei der Inflation überschritten sein könnte.
„Im Moment sind die Anleger vorsichtiger als in der Vergangenheit“, sagte Suresh Tantia, Investmentstratege bei Credit Suisse. Es bestehe die Aussicht, dass die US-Notenbank in den nächsten zwei bis drei Monaten die massiven Anleihekäufe zurückfahre. „Und das ist ein negativer Katalysator für die Märkte.“
„Die Inflationsrate ging marginal zurück“, merkte Volkswirt Bernd Krampen von der Landesbank NordLB an. Die Preistreiber der vergangenen Monate wie Gebrauchtwagen, Hotelübernachtungen und Flüge hätten „eine gewisse Normalisierung erfahren“. Allerdings hielten Güterengpässe, Lieferunterbrechungen, Hafenschließungen und der Mangel an Containern den Preisdruck insgesamt hoch, was noch länger anhalten dürfte.
Analyst Edward Moya vom Handelshaus Oanda schrieb in einem Marktkommentar, die Unternehmen hätten steigende Erzeugerpreise nicht vollständig an die Endkonsumenten weitergegeben. Das werfe Fragen auf hinsichtlich der Profitabilität und habe die Aktienkurse im Handelsverlauf nach unten gedrückt.
Blick auf die Einzelwerte:
Curevac: Bei den Einzelwerten sorgte der deutsche Impfstoffentwickler Curevac für Aufsehen: Das Unternehmen gibt Produktionspartnerschaften für seinen Covid-19-Impfstoff auf und zieht damit Konsequenzen aus den enttäuschenden Studienergebnissen. Die Papiere verloren mehr als acht Prozent.
Oracle: Oracle-Scheine ließen 2,8 Prozent Federn. Die scharfe Konkurrenz im Cloud-Geschäft setzt dem Softwarekonzern zu. Der Umsatz sei von Juni bis August zwar um vier Prozent auf 9,73 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag allerdings unter den Erwartungen von Analysten.
Sportradar: Das Debüt des Schweizer Sportdaten-Anbieters Sportradar an der Nasdaq verlief holprig. Die Aktien notierten zuletzt bei 25,05 Dollar und rutschten damit unter den Ausgabepreis von 27 Dollar. Die Firma aus St. Gallen sammelte bei Investoren mit der Platzierung von 19 Millionen Class-A-Aktien 513 Millionen Dollar ein. Das Geld will das Unternehmen, das Daten zu Sportereignissen unter anderem an Wettanbieter und Medienunternehmen liefert, in Wachstum und Zukäufe stecken.
Apple: Zu den Verlierern zählten auch Apple mit einem Abschlag von rund einem Prozent, obwohl das Unternehmen neue Produkte präsentierte. Apple setzt mit seinem neuen iPhone auf Geschwindigkeit und Vernetzung. Die nächste Smartphone-Generation – das iPhone 13 – sei durch den neuen A15 Bionic genannten Chip „superschnell und energieeffizient“, teilte der US-Konzern auf einer Online-Veranstaltung mit. Zugleich könnten die 13er Modelle aufgrund von mehr 5G-Bändern die 5G-Technologie leichter nutzen. Mit der Pro-Version und ihren neuen Kameras schielt Apple auf die Kinoindustrie und verspricht, auch unerfahrenen Filmemachern gelängen kinoreife Aufnahmen.
Intuit: Positiv war dagegen die Reaktion auf eine Übernahme in der Software-Branche: Der US-Softwarekonzern Intuit übernimmt den E-Mail-Vermarktungsdienstleister Mailchimp. Intuit zahlt für die Übernahme des Privatunternehmens rund 12 Milliarden US-Dollar in bar und in Aktien. Die Intuit-Papiere gewannen zwei Prozent.
Casino-Betreiber: Unter starken Druck geriet die Branche der Casino-Betreiber. Die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau will deren Geschäfte zukünftig stärker unter die Lupe nehmen, nannte zunächst aber keine Details. Macau gilt als das Las Vegas Asiens. Aktien dort agierender Casino-Konzerne wie Las Vegas Sands und Wynn Resorts brachen um jeweils rund zehn Prozent ein. MGM Resorts fielen um fast vier Prozent.
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