Wall Street Hoffnung auf Einigung bei US-Schuldenobergrenze treibt Wall Street an – Dow Jones schließt im Plus

Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange.
Frankfurt, New York Die Hoffnung auf eine Lösung im Streit zwischen Demokraten und Republikanern um US-Staatsausgaben treibt die Wall Street an. Die Kurse, die im frühen Handel noch teils deutlich im Minus gelegen hatten, drehten nach Anzeichen auf einen Kompromiss ins Plus. Der führende Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, hatte zuvor erklärt, seine Partei werde eine Verlängerung der Bundesschuldenobergrenze bis zum Dezember unterstützen. Damit solle eine Krise verhindert werden.
Der US-Leitindex Dow Jones schloss 0,3 Prozent fester mit 34.416 Punkten und damit rund 560 Zähler über seinem Tagestief. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,5 Prozent auf 14.501 Stellen vor, der breit gefasste S&P 500 0,4 Prozent auf 4363 Zähler.
Sollte es zu einer Einigung zwischen Demokraten und Republikanern kommen, würde eine monatelange Pattsituation enden. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte schon vor Tagen erklärt, werde die Schulden-Obergrenze von derzeit 28,4 Billionen Dollar nicht angehoben, könnten die USA womöglich ab Mitte Oktober ihre Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen.
Im frühen Handel hatten die Kurse aus Furcht vor einem baldigen Ende der US-Geldschwemme unter Druck gestanden. Genährt wurde die Sorge von überraschend starken US-Beschäftigtenzahlen der privaten Arbeitsagentur ADP. Dies könnte die Notenbank Fed dazu veranlassen, die geldpolitischen Zügel schneller anzuziehen als bislang gedacht, hatte Mike Loewengart, Chef-Anlagestratege beim Brokerhaus E*Trade, gesagt. Gleichwohl sei der Jobaufbau aber auch ein Zeichen der wirtschaftlichen Erholung.
Die US-Beschäftigtenzahlen der privaten Arbeitsagentur ADP fielen überraschend stark aus. Unter dem Strich schuf die Privatwirtschaft 568.000 neue Stellen, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Personaldienstleisters hervorgeht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten lediglich mit 428.000 gerechnet. Im August hatte es ein Stellenplus von revidiert 340.000 gegeben.
„Es sieht danach aus, dass die Daten als 'ordentlich' gewertet werden können“, sagte Paul Ashworth, Chef-Volkswirt für die USA beim Research-Haus Capital Economics. Eine derartige Entwicklung habe US-Notenbankchef Jerome Powell als Voraussetzung für eine Drosselung der Wertpapierkäufe genannt. Die ADP-Zahlen geben einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag, an denen sich die Fed orientiert.
Gleichzeitig schürten die hohen Energiepreise Spekulationen, dass die Inflation nicht so schnell abebben werde wie erhofft, sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. „Daher sind die Zentralbanken gezwungen, die heiß laufende Inflation abzukühlen statt die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen.“ Die US-Rohölsorte WTI kletterte zeitweise auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 79,78 Dollar je Barrel (159 Liter) und US-Erdgas war mit 6,466 Dollar je Million BTU so teuer wie zuletzt vor siebeneinhalb Jahren, bevor Gewinnmitnahmen einsetzten.
Blick auf Einzelwerte
General Motors: Der US-Autobauer will bis 2030 seinen Umsatz verdoppeln. Das sagte Konzernchefin Mary Barra auf einer zweitägigen Investorenkonferenz in Michigan. Das wäre ein Jahresumsatz von rund 244 Milliarden Dollar bis 2030. Bei der derzeitigen Gewinnmarge vor Steuern von zwölf Prozent würde das einen jährlichen Vorsteuergewinn von rund 29 Milliarden Dollar ergeben. Der Aktie von General Motors half das nicht, sie gab im Handelsverlauf um mehr als ein Prozent nach.
Constellation Brands: Der Bier- und Weinhersteller meldete einen bereinigten Quartalsgewinn von 2,38 Dollar pro Aktie und verfehlte damit die Konsensschätzung um 39 Cents. Das Unternehmen übertraf beim Umsatz die Prognosen der Wall Street und erhöhte seinen Gewinnausblick für das Gesamtjahr. Anleger machten offenbar Kasse, die Aktien notierten im Handelsverlauf 0,59 Prozent im Minus.
Palantir Technologies: Die Aktie stieg zeitweise um mehr als fünf Prozent. Das Unternehmen erhielt einen Armeeauftrag in Höhe von 823 Millionen Dollar für seine Gotham-Plattform, ein Betriebssystem zur Optimierung der Entscheidungsfindung im Verteidigungsbereich.
Norwegian Cruise Line: Vorstandschef Frank Del Rio sagte in einer Sendung des US-Fernsehsenders CNBC, dass das Unternehmen im April zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie seine gesamte Flotte wieder in Betrieb nehmen werde. 75 Prozent der Schiffe sollen bis Ende des Jahres wieder fahren. Norwegian-Aktien fielen aber um 0,6 Prozent.
Seagate Technology: Die Aktien des Festplattenherstellers rutschten zwischenzeitlich um mehr mehr als fünf Prozent ab, nachdem die US-Bank Morgan Stanley die Aktie von „übergewichten“ auf „neutral“ herabgestuft hatte. Grund seien die sich verschlechternde Branchendaten wie steigende Lagerbestände und einen Rückgang der Investitionspläne der Unternehmen.
Facebook: Vorstandschef Mark Zuckerberg reagierte auf die Anschuldigungen der Whistleblowerin Frances Haugen und sagte, dass das Unternehmen Gewinne nicht über die Sicherheit stellt. Zuckerberg veröffentlichte einen Blog-Post, in dem er auf die Anschuldigungen einging, nachdem Haugen am Dienstag vor einem Senatsausschuss ausgesagt hatte. Die Aktien gaben zeitweise um 0,5 Prozent nach, lagen zum Handelsschluss jedoch wieder in der Gewinnzone.
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