Wall Street Optimismus an US-Börsen – Einzelhandel und Goldman beflügeln

Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange.
Frankfurt Starke Bankenbilanzen und ein überraschendes Umsatzplus der Einzelhändler machen die US-Aktienanleger wieder risikofreudiger. Goldman Sachs brillierte am Freitag ebenso wie die Geldhäuser in den Tagen zuvor mit einem Gewinnschub. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg um 1,09 Prozent auf 35.294 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 kletterte um 0,75 Prozent auf 4471 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg um 0,5 Prozent auf 14.896 Punkte.
Die Bilanzsaison deute bislang darauf hin, dass die großen Konzerne trotz steigender Kosten weiterhin Gewinnwachstum erzielen könnten, sagte Marktstratege Neil Wilson von Markets.Com. Scheinbar würden die Anleger die hohen Rohstoffpreise und Lieferkettenprobleme deswegen momentan ausblenden.
Aktien von Goldman Sachs legten bis zum Börsenschluss um 3,8 Prozent zu und zogen den Banken-Index mit in die Höhe. „Das Bankensystem ist in hervorragender Verfassung und es ist eine großartige Stütze für die Wirtschaft“, sagte Josh Wein, Portfoliomanager bei Hennessy Mittel. Anleger griffen in diesem positiven Umfeld auch bei anderen Bankaktien zu. So stiegen die Anteilscheine von Morgan Stanley, Citigroup, Bank of America und Wells Fargo um gut ein bis fast sieben Prozent.
Zur guten Stimmung trug auch bei, dass die US-Einzelhändler ihren Umsatz im September trotz Engpässen steigerten. Er wuchs um 0,7 Prozent zum Vormonat. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Rückgang von 0,2 Prozent gerechnet. Die Verbraucherstimmung lag vorläufigen Daten zufolge im Oktober hingegen leicht unter den Erwartungen. „Weihnachten wird der wirkliche Test für die Lieferkette sein“, sagte Wein Bereits am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erstmals in der Corona-Krise unter 300 000 gesunken ist. Damit verfestigten sich die Hoffnungen auf eine Erholung des Wirtschaftswachstums.
Hoffnung im Reisesektor
Die geplante Aufhebung der Einreisebeschränkungen für geimpfte USA-Reisende ab 8. November beflügelte die US-Reisebranche. Der S&P-Airlines-Index stieg im Verlauf um 1,5 Prozent, während die Kreuzfahrtunternehmen Carnival, Royal Carribean und Norwegian Cruise Line bis zu 2,1 Prozent zulegten. Reisende müssen dann vor Abflug eine von den USA anerkannte Covid-Impfung vorlegen.
Unternehmen aus dem Krypto-Sektor profitierten von einem Kurssprung der Cyber-Devise Bitcoin. Die Aktien der Schürfer Riot Blockchain, Marathon Digital und Bit Digital legten bis zu sechs Prozent zu. Die größte und älteste Cyberdevise knackte auf der Handelsplattform Bitstamp das erste Mal seit Mitte April wieder die Marke von 60.000 Dollar, da immer mehr Investoren auf der Suche nach einem Inflationsschutz zu Bitcoin greifen. Treiber der jüngsten Bitcoin-Rally sind laut Analyst Timo Emden von Emden Research auch Spekulationen auf die Zulassung des ersten US-Bitcoin-Futures-ETFs. „Die Genehmigung eines börsengehandelten Fonds auf amerikanischem Grund und Boden wäre ein Ritterschlag für Bitcoin und Co“, sagte Emden.
Angesichts steigender Ölpreise zählten die Aktien der Ölkonzerne ebenfalls zu den Favoriten der Anleger. Chevron verteuerten sich um rund ein Prozent. US-Öl WTI markierte mit 82,30 Dollar je Barrel zeitweise ein frisches Siebes-Jahres-Hoch.
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Blick auf weitere Einzelwerte
Moderna: Die Aktie legte den zweiten Tag in Folge zu, nachdem die US-Arzneimittelbehörde FDA eine Auffrischungsdosis für Covid-19-Impfstoff von Moderna empfohlen hatte. Das Gremium empfahl die Zulassung einer Auffrischungsdosis für Menschen ab 65 Jahren sowie für Personen mit hohem Risiko. Nach einem Plus von 3,2 Prozent am gestrigen Donnerstag geht es am heutigen Freitag 2,5 Prozent abwärts.
Curevac: Die Anteilscheine von Curevac büßten mehr als zwölf Prozent ein. Die Biotech-Holding Dievini von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp will ihre beträchtliche Beteiligung an dem Tübinger Biotechunternehmen reduzieren. Am Dienstag hatte Curevac seinen ersten Impfstoff gegen das Coronavirus aus dem europäischen Zulassungsverfahren zurückgezogen. Die Wirksamkeit des Mittels hatte sich als vergleichsweise schwach erwiesen.
Virgin Galactic: Aktien von Virgin Galactic brachen um bis zu 20 Prozent ein. Das Weltraumflug-Unternehmen hat den für Mitte 2022 geplanten kommerziellen Start eines eigenen Raumfahrtdienstes um einen Monat verschoben. Das Unternehmen des Milliardärs Richard Branson verlor damit an der Börse rund ein Fünftel seiner Marktkapitalisierung.
Alcoa: Das Unternehmen meldete einen bereinigten Quartalsgewinn von 2,05 Dollar pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 1,80 Dollar. Auch der Umsatz des Aluminiumherstellers übertraf aufgrund höherer Aluminiumpreise die Schätzungen. Die Alcoa-Aktie stieg um 15,9 Prozent.
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