Wall Street Rekordjagd setzt sich fort: Dow Jones schließt erstmals über 36.000 Punkten

An den US-Börsen geht die Party weiter.
Düsseldorf An der Wall Street ist der Rekordlauf am Dienstag in die nächste Runde gegangen. Gute Quartalsberichte wurden erneut als positives Argument für die positive Marktverfassung aufgeführt, die den Rekord des Dow Jones Industrial bis auf 36.089 Punkte nach oben trieb.
Nachdem der Dow Jones Industrial die Marke von 36.000 Punkten am Vortag nur kurz überschreiten konnte, schaffte er dieses Kunststück nun bis zum Schluss. Das New Yorker Kursbarometer ging 0,4 Prozent höher bei 36.053 Punkten aus dem Handel. Andere Indizes hielten Schritt: Der technologielastige Nasdaq 100 gewann 0,4 Prozent auf 15.972 Punkte, während der breit gefasste S&P 500 um 0,4 Prozent auf 4631 Zähler stieg.
Das Warten auf den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, der am Mittwoch ansteht, hielt die Risikobereitschaft der Anleger aber in Zaum. „Die Fed ist sehr gut darin, den Leuten im Vorhinein zu sagen, was sie tun wird“, sagte Rick Meckler, Partner beim Vermögensverwalter Cherry Lane. In dieser Hinsicht seien keine Überraschungen zu erwarten. Sollte US-Notenbankchef Jerome Powell allerdings nicht wie erhofft eine Abkühlung der Inflation signalisieren, könnte das Zinserhöhungsfantasien wieder anheizen.
Keinesfalls werde Powell einen Zeitrahmen für eine mögliche Anhebung des Schlüsselsatzes nennen, prognostizierte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. „Die Fed-Offiziellen werden ihre Kommunikation sicher so vage wie möglich halten, um sich Flexibilität zu sichern.“
US-Konzerne dürften im dritten Quartal mehr Geld für den Rückkauf eigener Aktien ausgeben als jemals zuvor. Der Analyst Howard Silverblatt von S&P Dow Jones erklärt am Dienstag, dass in den vergangenen Wochen Unternehmen im S&P-500-Index Käufe von insgesamt 145 Milliarden Dollar bekanntgegeben hätten. Insgesamt dürfte die Summe nach der Vorlage aller Geschäftszahlen 224 Milliarden Dollar übersteigen. Damit würde die bisherige Höchstmarke von 223 Milliarden aus dem vierten Quartal 2018 übertroffen werden. Derartige Rückkäufe stützen den Aktienkurs eines Unternehmens. Viele US-Anleger bevorzugen aus Steuergründen dieses Vorgehen statt Dividendenzahlungen.
Bei Ethereum griffen Investoren erneut beherzt zu. Die nach Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise gewann bis zu fünf Prozent und war mit 4523,02 Dollar so teuer wie noch nie. Sie profitiere von Spekulationen auf eine baldige Zulassung eines börsennotierten Fonds (ETF) auf diese Kryptowährung, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Bitcoin war ebenfalls gefragt und legte ebenfalls fünf Prozent auf 63.556 Dollar zu.
Blick auf weitere Einzelwerte
Avis Budget: Aktien des Mietwagenunternehmens zogen um bis zu 218 Prozent an und schlossen 108 Prozent im Plus. Das Unternehmen übertraf mit seinen Quartalszahlen die Prognosen der Analysten und erklärte gleichzeitig, dass es eine große Rolle bei der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos in den USA spielen werde. Mutmaßlich mitverantwortlich für die Rally waren Privatanleger, die sich im Online-Forum Reddit austauschten. Avis gehörte am Dienstag zu den Favoriten im Unterforum Wallstreetbets-Thread und im Chatroom Stocktwits.
Tesla: Aktien des E-Autoherstellers verloren 3,2 Prozent. CEO Elon Musk hatte den Plan des Autovermieters Hertz in Zweifel gezogen, 100.000 Elektrofahrzeuge von Tesla für seine Mietwagenflotte zu kaufen, und das Potenzial des Geschäfts heruntergespielt hatte.
Pfizer: Die Aktie stieg um 4,2 Prozent. Der Arzneimittelhersteller hatte für das dritte Quartal einen besser als erwarteten Gewinn und Umsatz gemeldet. Pfizer verdiente 1,34 Dollar pro Aktie, 25 Cents pro Aktie über den Schätzungen. Das Unternehmen gab auch eine verbesserte Prognose für das Gesamtjahr aufgrund der starken Nachfrage nach seinem Impfstoff Covid-19 und anderen Behandlungen heraus.
Dupont: Der Chemiekonzern übertraf mit seinem Quartalszahlen zwar die Schätzungen der Analysten, senkte aber den Ausblick für das Gesamtjahr unter Berufung auf eine Verlangsamung der Kundenbestellungen aufgrund des weltweiten Chipmangels. Dupont lag im dritten Quartal mit einem Gewinn von 1,15 Dollar pro Aktie drei Cents über den Schätzungen. Unabhängig davon kündigte Dupont die Übernahme des Materialtechnologieunternehmens Rogers im Wert von 5,2 Milliarden Dollar bekannt, wobei Rogers-Papiere nach Bekanntwerden des Geschäfts um knapp 30 Prozent Prozent zulegten. Die Dupont-Aktien stiegen um 8,8 Prozent.
Estee Lauder: Die Aktien des Kosmetikherstellers legten 4,2 Prozent zu, nachdem das Unternehmen die Prognosen der Börse übertraf. Estee Lauder verdiente im Quartal 1,86 Dollar pro Aktie, verglichen mit einer Konsensschätzung von 1,70 Dollar.
Ralph Lauren: Die Warnung vor steigenden Kosten im wichtigen Weihnachtsgeschäft überschattet bei der Modefirma die angehobenen Gesamtjahresziele. Die Aktien von Ralph Lauren erzielten mit einem Minus von 9,7 Prozent den größten Tagesverlust seit eineinhalb Jahren. Weil das US-Unternehmen einen Großteil seiner Produkte in Asien fertigen lässt, muss es nach eigenen Angaben zusätzliches Geld in die Hand nehmen, damit die Lager gut gefüllt sind.
VMWare: Anleger nutzen die Trennung vom Mutterkonzern Dell zum Einstieg bei VMWare. Die Aktien der Softwarefirma stiegen um 7,9 Prozent. Die Papiere des Computer-Herstellers Dell fielen dagegen um 3,2 Prozent. Dell hatte seinen 81-Prozent-Anteil an seine eigenen Anleger verteilt, vorher aber noch eine milliardenschwere Sonderdividende kassiert, um seinen 42 Milliarden Dollar hohen Schuldenberg abzutragen. Morningstar-Analyst Mark Cash traut VMWare künftig ein beschleunigtes Wachstum zu. Die Sonderdividende sei ein angemessener Preis für die Unabhängigkeit.
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