Wall Street Wall Street schließt im Plus – Etwas Beruhigung um Evergrande

Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange.
Frankfurt, New York An der Wall Street haben sich die Anleger am Donnerstag erneut risikofreudig gezeigt. Die wichtigsten Aktienindizes bauten ihre Vortagesgewinne deutlich aus. Hierzu trug unter anderem bei, dass sich die Lage rund um den von Finanzproblemen geplagten chinesischen Immobilienriesen Evergrande zuletzt etwas beruhigt hat. Wie der Konzern mitteilte, hat man sich mit Gläubigern auf eine anstehende Zinszahlung geeinigt. Zudem reagierten die Investoren weiterhin erleichtert darauf, dass die US-Notenbank vorerst an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhält.
Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 1,48 Prozent auf 34.764 Punkte und steuert damit nun auf ein Wochenplus zu. Am Montag hatten die Sorgen um Evergrande noch die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt.
Für den breiter gefassten S&P 500 ging es am Donnerstag um 1,21 Prozent auf 4448 Zähler nach oben. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann 0,92 Prozent auf 15.316 Punkte.
Fed-Chef Jerome Powell hatte am Mittwochabend wie erwartet sein Bekenntnis zu einer Drosselung der Wertpapierkäufe bekräftigt und November als möglichen Starttermin genannt. Außerdem signalisierten die Prognosen der Notenbank-Führungsriege eine erste Zinserhöhung für Ende 2022 statt Anfang 2023.
>> Lesen Sie hier den Bericht zum Fed-Entscheid.
Investoren werteten diese Aussagen offenbar als Vertrauensbeweis, dass die Erholung der Wirtschaft auf gutem Weg sei, sagte Mike Loewengart, Chef-Anlagestratege beim Brokerhaus E*Trade. Die Geldpolitik sei weiterhin locker und angesichts der robusten Konjunktur sei eine Rückkehr zur Normalität vernünftig.
Investoren rätseln um Ausgang des Dramas um Evergrande
Daneben verfolgten Investoren weiterhin die Saga um China Evergrande aufmerksam. Einem Medienbericht zufolge appellierten die chinesischen Behörden an den Immobilienkonzern, einen Ausfall der Zahlungen bei seinen Dollar-Anleihen zu vermeiden. Im Tagesverlauf werden bei einem dieser Bonds 83,5 Millionen Dollar an Zinsen fällig. Insidern zufolge haben einige Anleihe-Eigner die Hoffnung auf eine Zahlung bereits aufgegeben.
Evergrande hat einen Schuldenberg von 305 Milliarden Dollar aufgehäuft. Dies entspricht zwei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Volksrepublik.
„Mich beunruhigt weniger die Verschuldung, sondern wer die ganzen Häuser bauen wird“, sagte Ewan Markson-Brown, leitender Aktienstratege des Vermögensverwalters Crux. Das Unternehmen ist derzeit an etwa 1300 Immobilienprojekten in 280 Städten beteiligt. Ähnlich argumentierte Oscar Choi, Gründer des Vermögensverwalters Oscar and Partners. Er warnte vor Unruhen bei unbezahlten Bauarbeitern oder Kleinanlegern, die ihre Ersparnisse verloren haben.
Parallel dazu berichtete das „Wall Street Journal“, die Regierung in Peking rufe lokale Behörden dazu auf, sich auf einen Kollaps des Immobilienriesen vorzubereiten. Evergrande wollte sich zu keinem dieser Themen äußern. Die Aktien des Unternehmen stiegen dennoch in Hongkong um knapp 18 Prozent.
Blick auf Einzelwerte
Biontech / Pfizer: Die Arzneimittelbehörde FDA hatte Corona-Auffrischungsimpfungen mit dem Mittel von Biontech/Pfizer für ältere Menschen und Risikogruppen genehmigt. Die Papiere von Biontech zogen um 4,1 Prozent an, jene von Pfizer legten um 0,6 Prozent zu.
Dell: Der PC-Hersteller Dell Technologies hatte ein Aktienrückkaufprogramm sowie die Zahlung einer Dividende ab dem erste Geschäftsquartal 2023 angekündigt. Hier konnten sich die Anleger über ein Kursplus von am Ende dreieinhalb Prozent freuen, nachdem die Papiere zwischenzeitlich ein Rekordhoch erklommen hatten.
Darden Restaurants: Die Muttergesellschaft Olive Garden meldet einen Gewinn von 1,76 Dollar pro Aktie, was über der Prognose von 1,64 Dollar pro Aktie liegt. Das Restaurantunternehmen verzeichnet auch einen Umsatzanstieg im selben Geschäft um 47,5 Prozent und übertraf damit die Schätzungen. Die Aktie legte um bis zu 8,6 Prozent zu.
Biogen: Die Aktie des Arzneimittelherstellers stieg zum Börsenstart um bis zu 2,8 Prozent, nachdem Needham die Berichterstattung über die Aktie mit einem Kaufrating eingeleitet hatte.
Blackberry: Das Software-Unternehmen meldete ein Quartalsergebnis, das besser ausfiel als gedacht. Zwar machte der Konzern einen Verlust, doch der lag laut Refinitiv mit sechs Cent pro Aktie niedriger als der erwartete Verlust von sieben Cent. Der Umsatz belief sich auf 175 Millionen Dollar und übertraf damit ebenfalls die Schätzungen von 164 Millionen Dollar. Die Aktien stieg um 10,8 Prozent.
Salesforce: Zu den Gewinnern an der Wall Street gehörte Salesforce mit einem Kursplus von bis zu 7,2 Prozent auf ein 13-Monats-Hoch von 277,86 Dollar. Der SAP-Rivale hob seine Umsatzziele für das laufende Geschäftsjahr an. Fürs kommende Jahr peilt das Softwarehaus höhere Erlöse an als bislang vom Markt erwartet.
Accenture: Auch Accenture äußerte sich optimistisch. Der IT-Berater stellt für das laufende Quartal einen überraschend hohen Umsatz von 13,9 bis 14,3 Milliarden Dollar in Aussicht. Der Ausblick für das Geschäftsjahr 2021/2022 falle ebenfalls besser aus als gedacht, kommentierte Analyst Bryan Bergin vom Vermögensverwalter Cowen. Accenture-Aktien rückten 2,4 Prozent vor.
Joby Aviation: Morgan Stanley begann die Berichterstattung über das Lufttaxi-Start-up mit einem übergewichteten Rating und sagte in einer Mitteilung an die Kunden am Donnerstag, dass Anleger einen Blick auf die Aktie werfen sollten, denen die Analysten großes Aufwärtspotenzial bescheinigen. Die Aktien von Joby Aviation stiegen im Handel um 9,3 Prozent.
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