Wall Street Wall Street schließt uneinheitlich – Konjunktursorgen bleiben

Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange.
Frankfurt, New York
Nach dem jüngsten Kursrutsch tasten sich einige Anleger an die Wall Street zurück. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss am Mittwoch 0,3 Prozent höher auf 34.390 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab dagegen 0,2 Prozent auf 14.512 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,2 Prozent auf 4359 Punkte zu.
Händler sprachen davon, dass einige „Schnäppchenjäger“ an die Aktienmärkte zurückgekehrt seien mit der Auffassung, dass der schlimmste Ausverkauf seit Mai tags zuvor übertrieben gewesen sei. Aktien aus den Branchen Konsumgüter und Versorger führten die Gewinnerliste an, während Technologiewerte ein uneinheitliches Bild boten. Frische Daten vom US-Immobilienmarkt hatten kaum Einfluss auf die Notierungen.
Bei Staatsanleihen entspannte sich die Lage zwar ebenfalls, wodurch die Rendite der zehnjährigen Treasuries auf 1,525 Prozent fiel. Die Zinserhöhungsängste seien aber noch nicht verschwunden, sage Jim Smigiel, Chef-Anleger des Vermögensverwalters SEI. „Die Zinsen sind im historischen Vergleich zwar niedrig, ein scharfer nachhaltiger Anstieg versetzt die Märkte aber in Unruhe, wenn die Wirtschaft kaum Zeit hat, sich darauf einzustellen.“
Mit sorgenvoller Miene beobachteten Börsianer zudem den Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Ohne Einigung droht ab Freitag ein „Government Shutdown“, die Schließung zahlreicher Behörden. US-Finanzministerin Janet Yellen zufolge könnten die USA ab dem 18. Oktober zahlungsunfähig werden. Dies würde die Börsen nach Einschätzung von Experten weltweit ins Chaos stürzen.
Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg dennoch auf ein Elf-Monats-Hoch von 94,4 Punkten. Dies sei ein Zeichen der Zuversicht, dass sich die Beteiligten wie üblich in letzter Minute doch noch zusammenrauften, sagte Marshall Gittler, Chef-Analyst des Brokerhauses BDSwiss.
Unterdessen machten am Rohölmarkt weitere Anleger Kasse und drückten den Preis für die US-Sorte WTI bis zu zwei Prozent ins Minus auf 73,74 Dollar je Barrel (159 Liter). „Zudem wächst die Sorge, dass die Stromrationierung in China die dortige Industrie und damit auch die Nachfrage nach Öl und Gas ausbremsen könnte“, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.
Blick auf Einzelwerte
Boeing: Gefragt waren die Aktien von Boeing, die sich um 3,2 Prozent verteuerten. Der Flugzeug-Hersteller hofft nach einem erfolgreichen Testflug für die chinesische Aufsicht mit einer raschen Flugerlaubnis für die 737 MAX durch die Behörde. Maschinen dieses Typs waren 2019 nach zwei Abstürzen weltweit mit Flugverbot belegt worden.
Moderna: Die Aussicht auf grünes Licht der US-Behörden für eine Booster-Impfung schiebt die Aktien 2,7 Prozent ins Plus. Die US-Arzneimittelbehörde FDA steuere auf eine Genehmigung einer Auffrischungsimpfung mit einer halbierten Dosierung von Moderna zu, berichtete die Agentur Bloomberg. Laut dem Vakzin-Hersteller lässt die Schutzwirkung seiner Covid-19-Impfung über die Zeit nach.
Dollar Tree: Die Aktien von Dollar Tree schossen um mehr als 16 Prozent nach oben. Die Billigladenkette erhöhte seine Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien von 1,45 auf 2,5 Milliarden Dollar.
Micron: Bei Micron überschattete eine Umsatzwarnung für das laufende Quartal die starken Geschäftszahlen im vorangegangenen. Der Speicherchip-Hersteller erwartet wegen Nachschub-Problemen bei anderen Computer-Komponenten eine geringere Nachfrage von PC-Herstellern. Da sich zudem die Nachfrage insgesamt normalisiere, müsse mit fallenden Preisen gerechnet werden, die durch Einsparungen nur teilweise wettgemacht werden könnten, schrieb Analyst Kinngai Chan vom Research-Haus Summit Insights. Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie 2020 hatte Micron vom Trend zum Homeoffice profitiert. Micron-Papiere verbilligten sich um knapp zwei Prozent.
Eli Lilly: Die Aktie des Arzneimittelherstellers stieg um 1,7 Prozent, nachdem die US-Bank Citi das Papier von „neutral“ auf „kaufen“ hochgestuft hatte. Citi verweist auf die Bewertung nach einem Rückgang des Aktienkurses um mehr als 15 Prozent sowie auf die über dem Konsens liegenden Gewinnaussichten für Lilly.
Netflix: Die Aktie stieg um 2,1 Prozent. Das Unternehmen hatte angekündigt hatte, den Videospielhersteller Night School Studio zu kaufen, um seine Einnahmequellen zu diversifizieren. Night School Studio ist vor allem für das Videospiel „Oxenfree“ bekannt, das sich mit übernatürlichen Themen befasst.
Lucid: Das Unternehmen plant, seine ersten elektrischen Luxuslimousinen Ende Oktober auszuliefern, nachdem das Unternehmen am Dienstag mit der Produktion in seiner Fabrik in Arizona begonnen hat. Laut Lucid werden die Fahrzeuge eine größere Reichweite haben als vergleichbare Fahrzeuge des Konkurrenten. Die Aktie stieg um 10,5 Prozent.
Warby Parker: Der Brillenhersteller debütiert heute an der Wall Street und geht über eine direkte Notierung zu einem Referenzpreis von 40 Dollar pro Aktie an die Börse. Damit erhält das Unternehmen eine anfängliche Bewertung von fast fünf Milliarden Dollar.
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