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Preissteigerungen EZB-Direktorin Schnabel: Energiepreise könnten Schritte gegen Inflation erfordern

Die Inflation steigt in der Euro-Zone auf ein Rekordhoch. Nun warnt die EZB-Direktorin vor noch mehr Risiken für die Geldpolitik.
10.01.2022 Update: 09.01.2022 - 17:05 Uhr 2 Kommentare
Die EZB hat kürzlich ihre Inflationsprognose für das neue Jahr auf 3,2 Prozent angehoben. Quelle: Reuters
Isabel Schnabel

Die EZB hat kürzlich ihre Inflationsprognose für das neue Jahr auf 3,2 Prozent angehoben.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Wie nachhaltig ist die Inflation, die im Zuge der Coronapandemie deutlich angezogen und in der Euro-Zone zuletzt 5,0 Prozent erreicht hat? Diese Frage plagt nicht nur die Verbraucher, sondern auch Ökonomen und Geldpolitiker. Bisher galt als Konsens fast aller Experten, dass die hohe Inflation zwar etwas länger anhält als anfangs gedacht, aber letztlich irgendwann wieder vorbei ist.

Isabel Schnabel, Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), warnt aber davor, dass die heute schon entscheidenden Energiepreise auf Dauer das Inflationsrisiko erhöhen können.

Schnabel kam am Samstag bei einem virtuellen Treffen der American Finance Association zu weitreichenden Folgerungen. „In der Vergangenheit haben Notenbanken aus guten Gründen starke Schwankungen der Energiepreise nicht berücksichtigt“, sagte sie. Diese Strategie, in wörtlicher Übersetzung aus dem Englischen das „Hindurchschauen durch Schocks“, sei für die EZB aktuell immer noch maßgeblich, auf längere Sicht aber möglicherweise nicht mehr angemessen.

Hintergrund ist vor allem der politisch gewollte Umstieg auf eine Wirtschaft mit deutlich weniger Ausstoß von CO2 und anderen klimaschädlichen Gasen. Die EZB-Direktorin zitierte dabei Studien, nach denen jetzt schon Investitionen in klimaschädlichen Bereichen von Investoren mit höheren Risiken eingestuft werden und daher in „ökonomisch relevantem Umfang“ mit höheren Kapitalkosten zu rechnen sei.

Und sie betonte laut Redetext: „Die Kombination von kurzfristig unzureichenden Produktionskapazitäten bei erneuerbaren Energien, schwächeren Investitionen im fossilen Bereich und steigenden Preisen für den CO2-Ausstoß bedeutet, dass wir möglicherweise eine längere Übergangsphase mit steigenden Energiepreisen vor uns haben.“

Zwei gefährliche Szenarien

Sie nennt dann vor allem zwei Szenarien, in denen die EZB die Energiepreise stärker als bisher berücksichtigen müsse: einmal, wenn die hartnäckig steigenden Preise die Inflationserwartungen nach oben treiben würden. Noch seien zwar keine Zweitrundeneffekte auf dem Arbeitsmarkt zu sehen, aber sie seien für die Zukunft auch nicht auszuschließen. Zum Zweiten kommt es ihrer Ansicht nach sehr darauf an, wie die Regierungen CO2-Steuern umsetzen.

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Würde das Geld einfach zurück an die Haushalte verteilt, werde damit nur der Kaufkraftschwund durch höhere Energiepreise ausgeglichen. Würden dagegen andere Steuern im Gegenzug deutlich gesenkt, könnte das zu einem höheren Wirtschaftswachstum, aber damit auch zu höherer Inflation führen. Schnabel hat damit indirekt den Schwenk zu einer härteren Geldpolitik gerade zu dem Zeitpunkt angedeutet, wo die Inflation mit fünf Prozent den höchsten Stand seit Beginn der Währungsunion erreicht hat, wie sich aus den am Freitag veröffentlichen Zahlen für den Dezember ergibt.

Stärkster Preistreiber war im Dezember erneut die Energie, auch wenn sie sich am Jahresende mit 26,0 Prozent etwas weniger stark verteuerte als im November mit 27,5 Prozent. Die um besonders schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel bereinigte Kerninflation lag bei 2,6 Prozent. Lebensmittel, Alkohol und Tabak kosteten 3,2 Prozent mehr als im Dezember 2020. Industriegüter (ohne Energie) verteuerten sich um 2,9 Prozent, Dienstleistungen um 2,4 Prozent.

Einfluss von Sonderfaktoren

Die EZB führt den Preisanstieg nach bisheriger Lesart vor allem auf Sonderfaktoren durch die Pandemie zurück. Dazu zählen Basiseffekte wie zum Beispiel beim Ölpreis. Dieser ist zu Beginn der Coronapandemie 2020 eingebrochen, daher liegen die Werte aus dem Jahr 2021 gegenüber den niedrigen Werten aus dem Vorjahr entsprechend höher.

Weitere Faktoren sind die aktuellen Lieferengpässe und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung aus der zweiten Jahreshälfte 2020. Kritiker warnen hingegen vor den Inflationsgefahren und fordern eine schnellere Straffung der Geldpolitik.

„Der letzte Datenpunkt des vergangenen Jahres brachte nicht die in der Expertenbefragung erwartete Verlangsamung des Preiswachstums“, kommentiert die Chefvolkswirtin der KfW, Fritzi Köhler-Geib, die Zahlen. Sie rechnet damit, dass die Teuerungsrate in diesem Jahr durch den Wegfall von Sondereffekten absinkt. Wie schnell das passiere, hänge aber von der Überwindung der Lieferengpässe und den Energiepreisen ab.

Aus ihrer Sicht werden durch die Omikron-Variante neue Störungen in den Lieferketten wahrscheinlicher. Falls ein merklicher Abwärtstrend bei der Inflationsrate ausbleibe, steige der Druck auf die Arbeitnehmer, höhere Lohnabschlüsse anzustreben und damit die Gefahr sogenannter Zweitrundeneffekte, bei der sich höhere Preise und Löhne gegenseitig verstärken. „Es ist daher entscheidend, dass die EZB diese Entwicklung genau im Auge behält und die Perspektiven für eine Zinswende im Lichte der weiteren Inflationsentwicklung deutlich und verlässlich kommuniziert“, sagt Köhler-Geib. Commerzbank-Ökonom Christoph Weil erwartet, dass es bis Herbst dauern wird, bis die Inflation im Euro-Raum wieder unter zwei Prozent fallen wird. „Die Rufe nach einem Ende der ultraexpansiven Geldpolitik werden also so schnell nicht verstummen.“

Weidmanns Warnungen

Auch innerhalb des EZB-Rats gab es zuletzt Warnungen vor einer länger anhaltenden hohen Inflation. Das Entscheidungsgremium der Notenbank hatte im Dezember zwar beschlossen, die Anleihezukäufe über das Pandemie-Notprogramm PEPP Ende März zu beenden. Dafür soll aber das ältere Anleihekaufprogramm APP ab April auf monatlich 40 Milliarden Euro aufgestockt werden. Bis Oktober soll das Volumen auf monatlich 20 Milliarden Euro sinken.

Da ein Ende der Anleihekäufe als Voraussetzung für eine Zinserhöhung gilt, ist damit eine baldige Zinswende im Euro-Raum sehr unwahrscheinlich. Das hatte auf der Ratssitzung im Dezember für Debatten gesorgt. Einzelne Ratsmitglieder, darunter auch der damalige Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, hatten sich dafür eingesetzt, dass die EZB die Inflationsgefahren stärker betont und sich nicht zu lange auf eine sehr lockere Geldpolitik festlegt.

Mehr: Die Inflationsrate in Deutschland von 2005 bis 2021

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2 Kommentare zu "Preissteigerungen: EZB-Direktorin Schnabel: Energiepreise könnten Schritte gegen Inflation erfordern"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Wann werden wir wohl endlich aufhören, den sich auftürmenden Herausforderungen mit der Denkweise zu begegnen, die sie hervorgebracht hat?

  • Schnabel deutet an, was die Hardliner gerne hören wollen. Aber Volkswirtschaft ist keine harte Wissenschaft, sondern gehört eher zu den Sozialwissenschaften. Herr Sinn und Co. mit ihren mathematischen Modellen verführen dazu, zu denken, es sei eine harte Wissenschaft, da auf Mathematik bezogen wird. Die Rück-Betrachtung der 1970er Jahre mit den Ölpreis-Steigerungen aus den arabischen Hof- u. Gottes-Staaten, zeigt ganz klar, dass mit den damaligen Zinserhöhungen nur eine hartnäckige Rezession ausgelöst wurde. Die Strategie der damaligen Zinserhöhungen war ziemlich falsch. Der richtige Weg wäre gewesen, den Energieverbrauch zu senken mit Hilfe von zinslosen Schöpfgeld-Sonderprogrammen der Bundesbank zur Senkung des Energie-Verbrauchs. Ein Beispiel, leicht verständlich: schon damals gab es Kraft-Wärme-Koppelung, die man für Wohnanlagen hätte vorschreiben können und zinslos kreditieren können. Die "Einsparung" hätte spielend die Anlage bezahlt, innerhalb von ca. 10 Jahren. Nebeneffekt: es wäre schon damals weniger CO2 emittiert worden bis heute. Da aber die unverbesserlichen Bundes-Bank-Falken die Zinsen forsch erhöht hatten, wurde auf die etwas teurere Kraft-Wärme-Koppelung in Wohnanlagen verzichtet, um die Hypotheken-Finanzierung durch die Wohnungs-Käufer noch einigermaßen hinzubekommen. Dabei hätten die Hypotheken schneller abbezahlt werden können, durch geringere Energiekosten. Mal sehen, wie Frau EZB-Schnabel den Falken begegnen wird, die meist aus Bänkern bestehen, die durch ihr Schöpfgeld-Monopol profitieren.

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