Anlageverhalten der Geschlechter: Warum Frauen mit weniger Rendite zufrieden sind
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Anlageverhalten der GeschlechterWarum Frauen mit weniger Rendite zufrieden sind
Klassisches Klischee: Frauen gehen verantwortungsvoller mit Geld um als Männer. Doch wie ist das bei Investitionen? Eine Studie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung gibt nun die Antwort.
Da hätte sich Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) fast um Kopf und Kragen geredet. Vereinfacht dargestellt lautete seine These so: In Afrika bringen Männer weniger Geld nach Hause als ihre Frauen, weil sie die Moneten – angeblich – größtenteils für Suff und Sex ausgeben. Darüber soll es laut Müller sogar wissenschaftliche Erkenntnisse geben. Doch Daten hin oder her, der Aufschrei war zu Recht groß, schließlich handelte sich bei dem Statement um eine Vorurteile fördernde Verallgemeinerung, für die der Minister sich anschließend auf politischen Druck immerhin entschuldigte.
Ihm sei es nicht um eine Beleidung der Afrikaner gegangen, erklärte er später, stattdessen hätte er darauf hinweisen wollen, dass Frauen vielfach verantwortungsvoller mit Geld umgingen als Männer. Der verantwortungsvollere Umgang mit knappem Kapital durch Frauen ist tatsächlich durch Studien belegt. So legen Mütter, sofern sie über die Verwendung der Haushaltseinkünfte entscheiden können, mehr für die Bildung der Kinder zurück. Das macht weibliche Haushaltsvorstände zum Beispiel zu begehrteren Adressaten von Entwicklungshilfe als die oft unzuverlässigeren Familienväter.
Wie die Welt im Jahr 2015 ihr Geld anlegt
Anlageklassen in Prozent des Brutto-Geldvermögens
Bankeinlagen: 14 Prozent
Wertpapiere: 51 Prozent
Versicherungen und Pensionen: 32 Prozent
Sonstige Forderungen: 3 Prozent
Quellen: Allianz Wealth Report (Nationale Zentralbanken und Statistikämter, Allianz SE)
Bankeinlagen: 30 Prozent
Wertpapiere: 27 Prozent
Versicherungen und Pensionen: 40 Prozent
Sonstige Forderungen: 3 Prozent
Bankeinlagen: 54 Prozent
Wertpapiere: 28 Prozent
Versicherungen und Pensionen: 10 Prozent
Sonstige Forderungen: 8 Prozent
Bankeinlagen: 44 Prozent
Wertpapiere: 41 Prozent
Versicherungen und Pensionen: 13 Prozent
Sonstige Forderungen: 2 Prozent
Hinweis: Japan ist in dieser Kategorie nicht gelistet
Bankeinlagen: 53 Prozent
Wertpapiere:18 Prozent
Versicherungen und Pensionen: 28 Prozent
Sonstige Forderungen: 1 Prozent
Bankeinlagen: 23 Prozent
Wertpapiere: 24 Prozent
Versicherungen und Pensionen: 52 Prozent
Sonstige Forderungen: 1 Prozent
Bankeinlagen: 23 Prozent
Wertpapiere: 41 Prozent
Versicherungen und Pensionen: 33 Prozent
Sonstige Forderungen: 3 Prozent
Doch ganz im Gegensatz dazu kennen Frauen sich häufig schlechter in finanziellen Dingen aus als Männer. Das zeigt eine Untersuchung durch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Grundlage dieser Erkenntnisse ist eine von der Ratingagentur Standard & Poor’s gesponsorte globale Umfragedatenbank. Darin ist gespeichert, wie Testpersonen in den verschiedenen Ländern auf Fragen zu Zinsen, Börse und Risikodiversifikation zu antworten in der Lage sind.
Einen Überblick über das Finanzwissen verschafften sich die Forscher auf der Grundlage relativ simpel gestrickter Fragebögen. Die Befragten mussten beantworten, wie sich eine Spareinlage bei vorgegebener Verzinsung entwickelt und wie viel nach Abzug der Inflation davon real übrig bleibt. Dann wurde allgemein abgefragt, was sicherer sei: Der Kauf einer einzelnen Aktie oder die Anlage in einen Fonds mit vielen unterschiedlichen Werten.
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Das Ergebnis der Auswertung der Datenbank durch das DIW: „In 134 von 145 Ländern wissen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer über Finanzen“, sagt Studienautorin Antonia Grohmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der DIW-Abteilung Weltwirtschaft.
Welche Anlageklassen wie wachsen
- Durchschnittliches Wachstum 2012-2014: 6,2 Prozent - 2015: 5,5 Prozent - Prognose für 2016: 4,0 Prozent
Quelle: Allianz Global Wealth Report
- Durchschnittliches Wachstum 2012-2014: 13,8 Prozent - 2015: 6,1 Prozent - Prognose für 2016: 2,5 Prozent
- Durchschnittliches Wachstum 2012-2014: 6,4 Prozent - 2015: 3,3 Prozent - Prognose für 2016: 5,5 Prozent
Das gilt auch für Deutschland. Hier schneiden Frauen schlechter ab, je schwieriger die Fragen zum Finanzwissen werden. Im Vergleich dazu offenbaren sich in den USA die Wissensunterschiede auch schon bei einfachen Fragen deutlich. Ausnahmen sind Thailand und Russland. In der thailändischen Hauptstadt Bangkok etwa übernehmen Frauen mehr finanzielle Verantwortung für den Haushalt.
Die Frage ist, welche Folgen das oft geringere Finanzwissen bei Frauen für die Geldanlage hat. Das liegt nicht unbedingt auf der Hand, denn oberflächliches Wissen könnte zu einem unbekümmerten Umgang mit den Märkten verleiten, wodurch gerade Männer riskanter anlegen und größere Verluste erleiden würden.
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