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AnlegerschutzStaat begünstigt schwarze Schafe
Zehntausende Anleger bangen um ihr Geld, das sie in Prokon-Genussrechte investiert haben. Gelockt wurden sie durch den Hype um die Erneuerbaren Energien. Schon andere staatliche Förderungen gingen nach hinten los.
Wo Geld zu verdienen ist, da tauchen unter den Anbietern meist auch schwarze Schafe auf.
(Foto: Getty Images)
Düsseldorf Windkraft, Solaranlagen, Blockkraftwerke – kurz: Erneuerbare Energien. Diese Begriffe waren spätestens seit Inkrafttreten des Erneuerbare Energien-Gesetzes im Jahr 2000 in aller Munde. Und wenn sogar die Bundesregierung Öko-Strom in großem Stil fördert, warum sollte dann nicht auch der Privatanleger von diesem Boom profitieren?
Der Öko-Energie-Anbieter Prokon hat mit seinen Genussrechten den Nerv der Zeit getroffen. Angesichts der sinkenden Bankzinsen suchten Anleger nach renditestarken Alternativen. Prokon lockte nicht nur mit Renditen von mindestens sechs, teilweise sogar acht Prozent, sondern sprach zudem noch das ökologische Gewissen an: Geld anlegen und zugleich etwas Gutes für die Umwelt tun.
Insgesamt hat Prokon seit 2007 mit Genussrechten knapp 1,4 Milliarden Euro von mehr als 75.000 Anlegern eingesammelt. Jahrelang schien das Konzept aufzugehen, das Unternehmen zahlte bis 2013 zuverlässig seine Zinsen. Nun aber droht die Insolvenz. Verbraucherschützer hatten das Geschäftsmodell schon lange infrage gestellt und mangelnde Transparenz beklagt. Zudem kritisierten sie, dass den Verbrauchern vorgetäuscht werde, die Anlage sei so sicher wie ein Sparbuch. Die Firma selbst stellt sich nun jedoch als Opfer einer Kampagne dar. Anleger seien verunsichert worden, hätten ihre Genussrechte gekündigt und nun fehle es an flüssigen Mitteln, um die laufenden Kosten zu decken.
Verhaltensregeln am grauen Markt
Früher galten zweistellige Renditen als suspekt, heute wird es schon bei mancher Solaranleihe mit sechs Prozent Zins kritisch. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen möchten Sparer zwar gerne etwas mehr verdienen. Doch im Moment sind leider die Zinsen auf einem historischen Tief. Wer behauptet, er könnte Festgeldangebote und Anleiheanbieter haushoch überbieten, ist unglaubwürdig.
Die Entschuldigung „In Finanzdingen kenne ich mich nicht aus“ gilt nicht. Auch Experten brauchen oft Tage, bis sie einen Prospekt komplett verstanden haben. Wenn der Berater nur eine nette Broschüre mitgebracht hat, dann sollte der Anleger im Internet den Prospekt herunterladen (meist unter „Downloads“). Anbieter sind bei Fonds verpflichtet, alle Risiken aufzuzählen. Wer querlesen möchte, sollte zumindest die Prognoseplanung auf Plausibilität überprüfen. Wichtig ist die komplette Lektüre des Zeichnungsscheins.
Auch einem altbekannten Bankberater ist nicht unbedingt zu trauen. Die Angestellten stehen oft unter hohem Verkaufsdruck. Was besprochen wurde, gehört zwar ins Beratungsprotokoll. Aber auch das sichert im Zweifel eher den Berater ab als den Kunden. Deshalb: lieber einen Bekannten als Zeugen mitnehmen.
Die einfache Frage: "Was verdient der Berater?" stellen sich viele Anleger gar nicht. Erst hinterher wird ihnen klar, warum ihr Vermittler das eine oder andere Investment so toll fand.
Prokon wäre nicht das erste Unternehmen aus der Branche der Erneuerbaren Energien, das Insolvenz anmelden muss. Zuletzt sorgten beispielsweise die Fälle Solon, Solar Millennium und Windreich für Schlagzeilen. Allerdings ist Prokon der größte Anbieter ökologischer Kapitalanlagen und die Summe der investierten Gelder ist enorm. Ob und wie viel Anleger im Falle einer Insolvenz zurückbekommen würden, lässt sich bisher schwer absehen.
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„Es hängt im Wesentlichen davon ab, wie viel Vermögen tatsächlich noch da ist und wie gut der Insolvenzverwalter arbeitet“, sagt Peter Mattil, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht aus München. Doch die Position der Genussrechteinhaber ist ungünstig: Wenn die Ansprüche der Gläubiger im Insolvenzverfahren befriedigt werden, sind sie als Letzte an der Reihe.
Dass Zehntausende Anleger nun um ihr Geld bangen müssen, hat ein Stück weit auch der Staat mit zu verantworten. Schließlich haben insbesondere die staatlichen Förderungen die Erneuerbaren Energien für Finanzdienstleistern und Anlegern so attraktiv gemacht. So wird Öko-Strom beispielsweise bei der Einspeisung ins Stromnetz bevorzugt und die Vergütung ist staatlich gesichert.
Daneben gibt es beispielsweise auch einen staatlichen Bonus für die Installation von Solaranlagen. „Der Staat gibt durch sein Handeln – sei es durch Steuervorteile, Förderungen oder andere Kampagnen – bestimmten Finanzprodukten Rückenwind. Natürlich beeinflusst das die Entscheidungen der Anleger“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
30 Kommentare zu "Anlegerschutz: Staat begünstigt schwarze Schafe"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
SHWolle
Hallo an Alle Die Überschrift lautet: „Schwarze Schafe“ Oder etwa wieder ein Wolf im Schafspelz?
Wer kann mir einmal erklären warum bei der Windenergie kein Gewinn drin ist?
Bei Solaranlagen hier im Norden verstehe ich es noch: Zuviel Winter / Zuwenig Sonne.
Bei Biogas – Anlagen kann ich auch noch verstehen, dass der Aufwand größer ist, als der Nutzen der Anlage und das Russengas günstiger ist.
Aber bei der Windkraft? Den Wind gibt’s für lau. (Umsonst) Die Anlage haben die Anleger bezahlt? Wo sind die vielen Haushalte die Öko-Strom wollen? (Was ist Öko-Strom?) (Große Werbung: Die Bahn fährt mit Öko-Strom) Also Windenergie gleich ein Verlust? Vielen Dank im Voraus für die Aufklärung der Verluste.
HofmannM
@wendegeschaedigter Volle Zustimmung!
Thomas
Wer 8 Prozent Zinsen haben möchte, wenn der Markt nur 2 Prozent hergibt und glaubt, die Anlage hat kein Risiko, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Da muss man auch nicht studiert haben, um das zu verstehen. Ein klein wenig rationales Denken hilft auch hier.Aber wie so oft: Gier frisst Hirn.
locked...
WIEDER EINE TYPISCHE JESSICA SCHWARZER ........................................ versprochen wurden nicht 6 bzw. 8% verzinsung der ein- lage, sondern von den zukünftigen gewinnen..!! .. die auszahlungen aus den lfd. zahlungenseingängen waren allerdings irreführend, weil sie gewinne vortäuschten, die es aus geschäftstätigkeit nie gab..!! .. trotzdem leiht man keiner GMBH kein ungesichertes kapital
stirni
Was hat der Staat damit zu tun? Es war die reine Gier der Anleger. Es hat nicht ganz geklappt mit der Anlage, nun muss ein Sündenbock her. Lieber selber an die Nase packen.
__.__
Die Anschuldiung des Authors, dass der Staat Mitschuld an den Verlusten der Anleger trägt, ist nonsens. Niemand würde auf die Idee kommen, dem Staat die Schuld für den drohende Untergang von Open in die Schuhe schieben zu wollen, weil er Autobahnen gebaut hat.
Das Risiko bei Unternehmensbeteiligungen trägt alleine der Anleger - bei Energiefonds genauso wie bei Immobilien- oder Containerfonds.
locked...
"das Paragraphenzeichen geht so: §, nicht $, denn das ist für Dollar."
:) Sie haben Recht. Aber war Absicht. Manchmal gibt es da kaum Unterschied.
locked...
Der Fall Prokon zeigt wieder einmal, daß ALLES, was staatlich subventioniert oder gefördert wird, WIRTSCHAFTLICHER UNSINN ist! Wäre es das nicht, würden die Leute es ohne Förderung tun. Es braucht also hier kein "Finanzwissen" oder schlaue Berater, sondern nur gesunden Menschenverstand.
locked...
@ netshadow,
das Paragraphenzeichen geht so: §, nicht $, denn das ist für Dollar. Gerne.
locked...
Die "Anleger" sind gierig und dumm genug gewesen, diesen Schrott zu kaufen, und nun schimpfen manche auf den Staat. Diese Kategorie "Anleger" hatte auch schon Tagesgeldkonten bei Icesave, Lehman-Zertifikate und Griechische/Zyprische Anleihen oder Solarworld-Aktien. Dummheit lässt sich nicht verbieten, aber sie ist teuer. In diesem Falle dürften viele von diesen alternativen Gutmenschen dabei gewesen sein, und ich gönne es Ihnen von ganzem Herzen.
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Hallo an Alle
Die Überschrift lautet: „Schwarze Schafe“
Oder etwa wieder ein Wolf im Schafspelz?
Wer kann mir einmal erklären warum bei der Windenergie kein Gewinn drin ist?
Bei Solaranlagen hier im Norden verstehe ich es noch: Zuviel Winter / Zuwenig Sonne.
Bei Biogas – Anlagen kann ich auch noch verstehen, dass der Aufwand größer ist, als der Nutzen der Anlage und das Russengas günstiger ist.
Aber bei der Windkraft?
Den Wind gibt’s für lau. (Umsonst) Die Anlage haben die Anleger bezahlt?
Wo sind die vielen Haushalte die Öko-Strom wollen?
(Was ist Öko-Strom?)
(Große Werbung: Die Bahn fährt mit Öko-Strom)
Also Windenergie gleich ein Verlust?
Vielen Dank im Voraus für die Aufklärung der Verluste.
@wendegeschaedigter
Volle Zustimmung!
Wer 8 Prozent Zinsen haben möchte, wenn der Markt nur 2 Prozent hergibt und glaubt, die Anlage hat kein Risiko, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Da muss man auch nicht studiert haben, um das zu verstehen. Ein klein wenig rationales Denken hilft auch hier.Aber wie so oft: Gier frisst Hirn.
WIEDER EINE TYPISCHE JESSICA SCHWARZER
........................................
versprochen wurden nicht 6 bzw. 8% verzinsung der ein-
lage, sondern von den zukünftigen gewinnen..!!
..
die auszahlungen aus den lfd. zahlungenseingängen waren
allerdings irreführend, weil sie gewinne vortäuschten,
die es aus geschäftstätigkeit nie gab..!!
..
trotzdem leiht man keiner GMBH kein ungesichertes kapital
Was hat der Staat damit zu tun? Es war die reine Gier der Anleger. Es hat nicht ganz geklappt mit der Anlage, nun muss ein Sündenbock her. Lieber selber an die Nase packen.
Die Anschuldiung des Authors, dass der Staat Mitschuld an den Verlusten der Anleger trägt, ist nonsens. Niemand würde auf die Idee kommen, dem Staat die Schuld für den drohende Untergang von Open in die Schuhe schieben zu wollen, weil er Autobahnen gebaut hat.
Das Risiko bei Unternehmensbeteiligungen trägt alleine der Anleger - bei Energiefonds genauso wie bei Immobilien- oder Containerfonds.
"das Paragraphenzeichen geht so: §, nicht $, denn das ist für Dollar."
:)
Sie haben Recht. Aber war Absicht. Manchmal gibt es da kaum Unterschied.
Der Fall Prokon zeigt wieder einmal, daß ALLES, was staatlich subventioniert oder gefördert
wird, WIRTSCHAFTLICHER UNSINN ist! Wäre es das nicht, würden die Leute es ohne
Förderung tun.
Es braucht also hier kein "Finanzwissen" oder schlaue Berater, sondern nur gesunden
Menschenverstand.
@ netshadow,
das Paragraphenzeichen geht so: §, nicht $, denn das ist für Dollar.
Gerne.
Die "Anleger" sind gierig und dumm genug gewesen, diesen Schrott zu kaufen, und nun schimpfen manche auf den Staat. Diese Kategorie "Anleger" hatte auch schon Tagesgeldkonten bei Icesave, Lehman-Zertifikate und Griechische/Zyprische Anleihen oder Solarworld-Aktien. Dummheit lässt sich nicht verbieten, aber sie ist teuer. In diesem Falle dürften viele von diesen alternativen Gutmenschen dabei gewesen sein, und ich gönne es Ihnen von ganzem Herzen.