Kontogebühren Wer weniger hat, muss oft mehr zahlen

Einige Banken verlangen auch für Barabhebungen eine Gebühr.
Frankfurt Die Smartphone-Bank Number 26 gilt als Star der jungen Finanztechnologiefirmen, kurz Fintechs - und als einer der großen Herausforderer etablierter Geldhäuser. Über den Partner Wirecard bietet Number 26 Girokonten an, die über das Smartphone verwaltet werden. Das Berliner Fintech hat inzwischen nach eigenen Angaben rund 160 000 Kunden und wächst weiter.
Auch wenn die Smartphone-Bank mit ihrem Angebot hervorsticht, mit der Geschäftspolitik nähert sie sich gerade den etablierten Wettbewerbern an. So kündigte Number 26 vergangene Woche Gebühren für das häufige Geldabheben an. Demnach kann der Kunde in Deutschland, der Number 26 als Hauptkonto nutzt, fünfmal pro Monat gratis an Bargeld kommen. Danach zahlt er je zwei Euro.
Jetzt folgt ein Extrakonto für bonitätsschwache Kunden, das Flex-Konto. Dafür verlangt Number 26 sechs Euro pro Monat, jede Bargeldabhebung kostet zwei Euro. Es ist für neue Kunden gedacht, die „momentan die Bonitätsanforderungen nicht erfüllen“. Man habe dabei nicht mit versteckten Kosten arbeiten, sondern „eine transparente Lösung zu wettbewerbsfähigen Preisen“ bieten wollen, begründete Number 26 den Schritt.
Das Problem aus Sicht der Banken: Kunden mit geringem Einkommen oder geringer Kreditwürdigkeit. Gratis-Konten für Arme gibt es so gut wie nicht, wie kürzlich eine Auswertung der FMH Finanzberatung unter 62 Banken zeigte: Bei 33 Gratis-Konten verlangen die Kreditinstitute einen monatlichen Gehalts- oder zumindest Geldeingang.
So sind beispielsweise Gratis-Konten der Commerzbank und der Postbank daran gebunden, dass 1 000 Euro beziehungsweise 1 200 Euro im Monat eingehen. Andernfalls verlangt die Postbank für das Konto Giro plus 5,90 Euro und die Commerzbank für ihr kostenloses Girokonto sogar 9,90 Euro.
Auch bei einigen Sparkassen gibt es solche Varianten. Das neue Online-Konto der Stadtsparkasse München ist nur dann kostenlos, wenn der Kunde monatlich mindestens 1 750 Euro einzahlt. Sonst kostet es 4,95 Euro. Die Gebühr für das Aktiv-Konto der Frankfurter Sparkasse springt auf 6,90 Euro, sollte der Kunde nicht 1 300 Euro einzahlen.
In München hat das bereits Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) aufgebracht. Reiter, der an der Spitze des Verwaltungsrats steht, hält die Gebühren für unfair, wenn Geringverdiener mehr berappen müssen.
Auch Verbraucherschützer haben ein Auge auf die Praxis der Geldhäuser geworfen. „Die Armen zahlen mehr, und das ist nicht in Ordnung“, sagt Christina Buchmüller, Referentin im Team Finanzmarkt der Verbraucherzentrale Bundesverband. Denn sie würden mehr für Infrastruktur zahlen, die andere auch nutzen, die aber nicht entsprechend dafür zahlen würden.
Die Geldhäuser begründen die Verknüpfung von Gratis-Konto und Mindesteingang damit, dass sie keine Zweit- oder Drittkonten von Kunden gratis führen wollen. Man wolle sicherstellen, dass das Konto als „aktives Konto für den Zahlungsverkehr“ genutzt werde, so eine Sprecherin der Commerzbank.
Die Postbank verweist auf die Strafzinsen, die die Europäische Zentralbank von Geldhäusern für Einlagen verlangt. Früher habe die Bank ihre Girokonten kostendeckend führen können, indem sie die Kundeneinlagen anlegte und so Geld verdiente. Die Postbank will dieses Jahr voraussichtlich ohnehin noch Gebühren für bisher kostenlose Dienstleistungen rund um das Konto einführen. Etliche Banken haben zuletzt solche Preise bereits erhöht.
Dass Konten für Arme teuer sind, zeigt sich noch an anderer Stelle: Die Basiskonten, die Banken anbieten müssen, sind „teils absurd hoch“, wie FMH nach einer Untersuchung von gut 100 Geldhäusern feststellt. Etliche Kreditinstitute verlangen sieben Euro und mehr pro Monat.
An der Stelle trennt Number 26 viel von den etablierten Häusern. Das Fintech kann auf ein Basiskonto verzichten. „Da Number 26 keine Banklizenz hat, sondern mit einer Partnerbank zusammenarbeitet, müssen wir kein Jedermann-Konto anbieten“, so eine Sprecherin.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.