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Nach Ende des Insolvenzverfahrens Neustart bei Prokon

Erste Generalversammlung als Genossenschaft: Die neue Mannschaft des Windparkbetreibers Prokon stellt sich vor. Allerdings ist das Umfeld stürmisch. Vor allem die neuen Rahmenbedingungen bereiten Sorgen.
14.04.2016 - 18:08 Uhr
Nur der Slogan ist geblieben: „Für eine lebenswerte Zukunft.“ Quelle: picture alliance / Horst Ossinge
Windräder in NRW

Nur der Slogan ist geblieben: „Für eine lebenswerte Zukunft.“

(Foto: picture alliance / Horst Ossinge)

Neumünster Es war fast wie auf der Hauptversammlung eines Dax-Konzerns: Anmeldung bei schwarz gekleideten Hostessen und auf der beleuchteten Bühne zwölf Herren in Jacketts und weißen Hemden, dazu große Monitore. In der Holstenhalle in Neumünster fand am Donnerstag die erste Generalversammlung der größten Energiegenossenschaft Deutschlands statt. Gleichzeitig Ende und Beginn eines Abenteuers, das sich Prokon nennt.

Fünf Monate nach Ende des Insolvenzverfahrens stellten sich zwei dauerhafte Vorstände vor. Neustart mit Profis also. Und es sah nicht so aus, als sei der Weg in die Zukunft sicher. Die Fragen kamen auch aus der Schar der teilweise weit angereisten Anleger. Wie gut wird sich dieser eher mittelgroße Anbieter von Windkraft in einem deutlich raueren gesetzgeberischen Umfeld behaupten? Wann gibt es überhaupt die erste Ausschüttung?

Nach dem großen Zusammenbruch des Windparkbetreibers Anfang 2014 hatte es so ausgesehen, als hätten 75.000 Anleger fast ihr gesamtes Geld verloren. 1,5 Milliarden Euro hatten sie Firmengründer Carsten Rodbertus im Glauben an eine solide Anlage anvertraut und Genussrechte gezeichnet. Dann die ungeahnte Wende. In einem bislang einmaligen Insolvenzverfahren hatten sich 38.000 Anleger bereiterklärt, an Prokon festzuhalten und Genossen zu werden. Zwei Interimsgeschäftsführer hatten schnell die notwendigen Strukturen geschaffen. Nun stellen sich dauerhafte Vorstände vor: Heiko Wuttke, ehemals Vattenfall, und der frühere Banker und Finanzierungsexperte Henning von Stechow.

Einige der Angereisten sahen es bislang eher locker. Andere ahnen neue Stürme. Dirk Bade etwa, Genosse und Mitglied im Bundesverband Windenergie weist auf die geplanten Änderungen im Gesetz für erneuerbare Energien hin. Künftig soll es laut Entwurf fast mörderisch klingende Ausschreibungsverfahren geben. Neue Projektanbieter müssen sich einem Preiswettbewerb stellen. Zudem soll es enge Vorgaben geben, wie viel neuer Strom überhaupt mit fester Einspeisevergütung abgenommen wird. „Wenn kein Wind weht, ist es immer der falsche“, warnt Bade.

Nach einem kräftigen Schuldenschnitt haben die neuen Genossen mehr als 200 Millionen Euro als Einlage im Unternehmen gelassen. Die Frage, wann es darauf erstmals eine Ausschüttung gibt, steht fünf Monate nach Ende des Insolvenzverfahrens noch in weiter Ferne.

Zumindest stimmt nun erst einmal das Zahlenwerk. Gleich sieben Abschlüsse müssen die Genossen absegnen. Firmengründer Rodbertus hatte Fantasiezahlen hinterlassen. Heute steht fest: Gut 800 Millionen Euro Gesamtvermögen hat Prokon, der überwiegende Teil steckt in Windparks. Der Umsatz betrug 2015 rund 39 Millionen Euro, davon gut 27 Millionen aus den Windparks und mehr als elf Millionen Euro aus Strom. Neue Geschäftsfelder sollen hinzukommen. Ebenso wie eine eigene Instandhaltungstruppe. Zu den 557 Megawatt bestehender Parks sollen unter den alten Gesetzen noch weitere 100 Megawatt genehmigungsreif werden.

„Wir wollen DIE Energiegenossenschaft für Windparks werden“, verkündet von Stechow. Klingt mehr nach Business-School als nach Öko-Laden. Die Marke müsse wieder Vertrauen gewinnen. Alles neu also? So wie die Anleger bislang hinter Prokon standen, braucht der Konzern keine nagelneue Kultur.

Und wann gibt es endlich Geld? Auf eine mit den bestehenden Windparks besicherte Anleihe gibt es erstmals im Juni 2017 3,5 Prozent Zins. Für die Einlage in der Genossenschaft ist aber nur von notwendigen Gewinnthesaurierungen die Rede. „Wir sind in einem Neustart“, betont Verwaltungsratsvorsitzender Udo Wittler, „bitte haben Sie noch etwas Geduld.“ So bleibt Prokon für Anleger ein faszinierendes Projekt. Immerhin gab es den Mittagsimbiss gratis. Ganz wie bei den Hauptversammlungen der Dax-Konzerne.

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