P&R-Pleite Bei Aufarbeitung des P&R-Skandals siegen häufig Makler vor Gericht

Die Milliardenpleite des Containeranbieters P&R hat ein langwieriges gerichtliches Nachspiel – oft nicht zu Gunsten der Anleger.
Düsseldorf Ein Jahr nach der Milliardenpleite der P&R-Gruppe suchen Anleger nach Wegen, ihr Geld zu retten. Die Chancen auf eine hohe Insolvenzquote stehen schlecht, weil eine Million Container fehlt. Bei den Ex-Chefs ist auch wenig Geld zu holen, der Firmengründer ist in Privatinsolvenz. Nun geraten Finanzmakler ins Visier der Anleger.
Doch auch an dieser Front sieht es für die Sparer bisher unterm Strich schlecht aus. Am Freitag erst lehnte das Landgericht Flensburg zwei Klagen von Anlegern ab, die 17 000 Euro und 32 000 Euro bei P&R investiert hatten.
Daniel Blazek aus der Bielefelder Kanzlei BEMK Rechtsanwälte widerspricht dem Vorwurf, ein Vermittler habe die Plausibilität der P&R-Geschäfte nicht ausreichend geprüft. „Kein Vermittler hat bis zur Insolvenz negative Erfahrungen mit P&R gemacht.“
Auch andere Gerichte haben in ähnlichen Verfahren zugunsten der Finanzmakler entschieden. Das Landgericht in Ansbach wies etwa im November 2018 eine Schadensersatzklage über 41 000 Euro zurück. Seit 1999 hatte der Ehemann der Anlegerin 37-mal Container gekauft.
„Das Gericht ging deshalb von einer reinen Containerbestellung aus, so dass den beklagten Vermittler keine Aufklärungspflichten trafen“, sagt Jan C. Knappe aus der Kanzlei Dr. Roller & Partner in München, der den Makler vertreten hat. Auch im Landgericht Dessau konnte Knappe einen Angriff gegen einen Makler abwehren. Beide Kläger gingen in Berufung.
Zumindest ein Urteil des Erfurter Landgerichts von Februar macht Klägern Mut. Der Richter ordnete an, dass ein Makler einem P&R-Anleger 120 000 Euro Schadensersatz zahlen muss. Der Mann habe nur „unzureichend beziehungsweise verharmlosend“ über Risiken aufgeklärt, heißt es in dem Urteil.
Der Vermittler hätte beim Abschluss 2013 deutlich auf das Totalverlustrisiko hinweisen müssen, sagt Rechtsanwalt Sascha Schiller aus Bremen, der das Urteil erstritt. „Wir freuen uns über die Signalwirkung.“ Er reichte mehr als 20 Klagen gegen Makler ein.
Vor allem die Mieten hätten nicht als „bedingungslos“ garantiert angepriesen werden dürfen, urteilte das Gericht in Erfurt. Im Insolvenzfall habe sehr wohl das Risiko bestanden, dass diese nicht mehr gezahlt würden.
P&R vertrieb Container an Privatanleger, mietete die Boxen zurück und vermittelte sie an Reedereien. Die Anleger erhielten Geld aus den Mieten und später ein Angebot für die gebrauchten Stahlboxen.
Dann ging P&R pleite. 54 000 Anleger fürchten um ihr Geld, insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro.
Vor Gericht spielt der feine Unterschied zwischen Beratung mit Aufklärungspflicht und reiner Vollstreckung einer Kauforder („execution only“) eine zentrale Rolle, denn Verkaufs- oder Beratungsgespräche für P&R-Container fielen häufig knapp aus.
Im Vertrauen auf die Erfolgsgeschichte zeichneten Anleger immer wieder neu, viele blieben P&R jahrzehntelang treu. Was Anleger mit den Maklern verbindet: Argwohn, dass etwas nicht stimmt, schöpften nur wenige.
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