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Streitfall des Tages Wenn Doktors Liebling das Geld ausgeht

Privatpatienten, die einen Teil ihrer Arztkosten selbst bezahlen, werden mit niedrigeren Versicherungsbeiträgen belohnt. Eigentlich eine gute Sache. Nur kann das vermeintliche Sparmodell schnell zur Kostenfalle werden.
05.07.2012 - 11:09 Uhr 10 Kommentare
Der Schmu des Tages. Illustration: Tobias Wandres

In der Rubrik "Der Streitfall des Tages" analysiert Handelsblatt Online eine Gaunerei oder ein Ärgernis aus Bereichen des Wirtschaftslebens. Betroffene erhalten konkrete Unterstützung, können ihren Fall öffentlich machen und mit Gleichgesinnten diskutieren. Illustration: Tobias Wandres.

Der Fall
Es gibt zwei Worte, die Jörgen Schäuer gerne und häufig gebraucht. Eigenverantwortung und Bevormundung. Erstere schätzt er sehr, letztere weniger. Folgerichtig hat sich der selbstständige Unternehmensberater frühzeitig aus der gesetzlichen Krankenversicherung verabschiedet und stattdessen einen Vertrag bei einer privaten Gesellschaft abgeschlossen.

Die Tatsache, dass der Gesundheitsschutz dort auch noch deutlich günstiger war, als im gesetzlichen System hat ihm die Entscheidung erleichtert. Knapp 100 Euro monatlich zahlte Schäuer kurz nach seinem Wechsel für seinen Gesundheitsschutz. Ein extrem niedriger Wert, den der Freelancer nur deshalb festzurren konnte, weil er versprach, Arztkosten bis zu 2.000 Euro jährlich aus eigener Tasche zu zahlen – ganz im Sinne der Eigenverantwortung.

Inzwischen allerdings – Schäuer ist älter geworden, die Arztbesuche häufen sich – zweifelt der Berater immer häufiger daran, ob seine Entscheidung von damals die richtige war. Denn die Zahlungen werden zunehmend zur Belastung. Nicht nur, dass die Beiträge mit schöner Regelmäßigkeit steigen – auch den Selbstbehalt hat Schäuers Gesellschaft inzwischen schmerzhaft nach oben geschraubt. Inzwischen zahlt der Berater pro Jahr fast 2800 Euro aus eigener Tasche. Tendenz: steigend.


Die Gegenseite
Während der Staat die gesetzlichen Krankenkassen alljährlich mit Milliardensummen unterstützt, müssen Privatversicherte ihre steigenden Gesundheitskosten ohne steuerfinanzierte Subventionen schultern. Zudem sind die Gesellschaften verpflichtet, kostendeckend zu kalkulieren.

Das heißt: Jahr für Jahr kalkulieren die Unternehmen jeden Tarif neu durch. Liegen die Ausgaben mehr als zehn Prozent über den Erwartungen, müssen die Beiträge angehoben werden. Das ist mit schöner Regelmäßigkeit der Fall. Da die Gesundheitskosten in der Privaten noch schneller steigen, als im gesetzlichen Lager, müssen etlichen Patienten alljährlich schmerzhafte Beitragserhöhungen verkraften.

Die Relevanz

Knapp neun Millionen Deutsche verfügen derzeit über eine private Kranken-Vollversicherung. Und es könnten noch mehr werden. Nach Angaben des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) kehrten allein im vergangenen Jahr über 76.000 Menschen den Kassen den Rücken, um ihren Gesundheitsschutz privat zu versichern.

Ein Trend, der anhalten dürfte, nicht zuletzt, weil Allianz und Co. kräftig für ihr System trommeln und potenziellen Neukunden oft ausgesprochen kostengünstigen Angebote unterbreiten. Das Problem ist nur: die Halbwertszeit dieser preiswerten Einsteigertarife ist gering.

Zwar können Gutverdiener, die in der Kasse den Höchstsatz bezahlen, in den ersten Jahren ihres Daseins als Privatpatient durchaus ein paar Tausend Euro sparen. Irgendwann allerdings ist die Schonfrist vorbei. Der Grund: Die Beiträge im privaten Lager steigen deutlich schneller als bei der gesetzlichen Konkurrenz. Fünf bis zehn Prozent Plus pro Jahr sind keine Seltenheit.

Wann PKV-Versicherte in die Kostenfalle tappen
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10 Kommentare zu "Streitfall des Tages: Wenn Doktors Liebling das Geld ausgeht"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Diese einseitige "Stimmungsmache" gegen die PKV ist absurd. Nicht ein einziger Artikel schreibt über das eigentliche Problem der GKV, dass der heutige Beitrag für die zukünftigen Generationen (aufgrund der immer mehr älteren Versicherten, z.B. Rentner die hohe Ausgaben verursachen)auf KEINEN FALL mehr zu halten ist! Hier werden große Anpassungen nötig sein. Was ist mit den ganzen Leistungskürzungen der GKV in den letzten Jahre wie Brillen,Heilpraktiker,diverse Zuzahlungen, Quartalsgebühr, Kürzungen bei Zahnersatz? Da wird nie drüber gesprochen...Eine BÜRGER-ZWANGSVERSICHERUNG in der GKV löst keines dieser Probleme.

  • Ich bin seit über 20 Jahren bei der PKV versichert und erhalte jährlich eine Beitragserstattung (und manchmal auch, obwohl ich Rechnungen eingereicht und erstattet bekommen habe), wenn ich meine Rechnungen (Medikamente und Vorsorgebesuche, selten Eingriffe) bis zur Höhe der Beitragserstattung selbst bezahle. In der Regel erziele ich daraus Überschüsse (in Summe) im fünfstelligen Bereich und trotz Beitragserhöhungen (teilweise vom Staat vorgeschrieben)zahle ich durchschnittlich dadurch wesentlich weniger als mir monatlich abgebucht wird (ich bi über 60 und so gut wie nie wirklich krank)

  • Ich bin jetzt 35 Jahre, wenn die PKV wie in den letzten 5 Jahren die Beiträge erhöht, ist mit 102 Jahren ein Monatsbeitrag von 1.000.000 EUR fällig. Man ist gefangen und kommt nicht mehr raus, kann man nur hoffen das viele andere vor einem die Beiträge nicht bezahlen, damit was geändert wird.

  • Genau! Natürlich ist eine Rundumversorgung bei der PKV nicht billig, aber was bietet die GKV überhaupt noch? Irgendwann muss doch jede Routinekontrolle selbst bezahlt werden oder sie werden nicht mehr behandelt.

  • danke für die klarstellung! das ist nicht auszuhalten, dieses unqualifizierte gemecker über die pkv. wer als gkv patient häufiger zum arzt geht und (teure) medikamente braucht, kann mit seinen jährlichen zuzahlungen / eigenleistungen auch fette summen erreichen - wohlgemerkt zusätzlich zu den absurden monatsbeiträgen. komisch, darüber schreibt niemand…

  • Nimmt man mal an, der gute Herr würde als Selbstständiger durchschnittlich verdienen, so dass er sagen wir 450 Euro in die GKV einzahlt (Höchstsatz ist aktuell etwa 670 Euro, wenn das Brutto über 4200 Euro liegt) - Ersparniss pro Monat: 450 Euro - 100 Euro = 350 Euro. 350 Euro x 12 = 4200 Euro.
    Legt er also monatlich 234 Euro zur Seite, hat er immer noch über 100 Euro/Monat gespart, also bitte nicht rumheulen sondern rechnen. :o)

  • Schon wieder ein Artikel über die böse PKV. [1] In dem Artikel wird die Erhöhung der Beiträge angesprochen. Doch die einfachste Kennzahl, die durchschnittliche Erhöhung über die letzten Jahre wird nicht erwähnt. [2] Es ist bekannt, dass es einige schwarze Schafe gibt, bspw. die Central KV, die mit supergünstigen Beiträgen auf Kundenfang geht. Wer einen solchen Vertrag abschliesst, dem sollten die Konsequenzen bewusst sein. Eine gute Voll-Krankenversicherung ist auch in jungen Jahren unter 250 Euro monatlich nicht zu haben.

  • Der STaat unterstützt die GKV doch nur deswegen mit Milliardensummen, weil sie keine Versicherten wegen Risiken ablehnen darf, weil die Familie beitragsfrei mitversichert wird und weil die Beiträge nicht risikoorientiert sind.
    Das alles muss die PKV nicht bieten - vom selten gewählten Basistarif mal abgesehen...

  • Ja, und die Versicherer erhöhen von sich aus die SB und das können sie rechtlich und die BaFin bestätigt das auch noch.

    Weiter so!

  • Das der Eigenanteil einseitig durch die Versicherungsgesellschaft erhöht werden kann ist mir neu, das werde ich überprüfen.
    Ansonsten aber ist das mit dem Eigenanteil so eine Sache, er muss von vorneherein als Prämie betrachtet werden, denn i.d.R. ist der eigenanteil billiger als die entsprechende prämie für den Wegfall des eigennteils. Auf gut deutsch: für den Verzicht auf Eigenanteil von 1.000 € zahle ich jährlich 1100 € mehr Prämie.

    H.

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