Streitfall des Tages: Wie Sie sich gegen Auskunfteien wehren
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Streitfall des TagesWie Sie sich gegen Auskunfteien wehren
Auskunfteien erstellen Prognosen, wie wahrscheinlich es ist, dass einzelne Kunden ihre Rechnungen bezahlen. Doch diese Einschätzungen stimmen oft nicht. Was Betroffene tun können, die nicht mehr als zahlungsfähig gelten.
In der Rubrik "Der Streitfall des Tages" analysiert Handelsblatt Online eine Gaunerei oder ein Ärgernis aus Bereichen des Wirtschaftslebens. Betroffene erhalten konkrete Unterstützung, können ihren Fall öffentlich machen und mit Gleichgesinnten diskutieren. Illustration: Tobias Wandres.
Der Fall
Kleider per Katalog hat sie schon oft bestellt. Immer ohne Schwierigkeiten. Doch von dem neuen Versandhaus erhält die 45-Jährige statt des erwarteten Pakets ein Schreiben, das ihr mitteilt, dass sie nicht auf Rechnung bestellen kann, sondern nur per Vorkasse. Der Grund: „Ihr Credit-Score ist leider nicht ausreichend.“
Dieser Credit-Score, so lässt das Versandhaus weiter wissen, wird von der Firma Infoscore Consumer Data GmbH, Baden-Baden, ermittelt. Die Kundin, die sich selbst in die Rubrik „zahlungskräftig“ einordnen würde, ist verblüfft. Sie findet heraus, dass es sich um eine Konsumenten-Auskunftei handelt und holt eine Selbstauskunft zu ihren dort gespeicherten Daten ein.
Das Ergebnis: Die Bonitätsauskunft, die klärt, ob ein Konsument Schulden hat oder bereits Inkassoverfahren gegen ihn angestrengt wurden, beinhaltet keinerlei negative Einträge. Dass passt. Doch das Scoring, also der Prognose, ob die 45-Jährige auch in Zukunft ihre Rechnungen bezahlen kann, fällt anders aus: Während die Schufa die 45-Jährige mit einem Wert von 98,44 Prozent als Kundin mit „sehr geringem Risiko“ einstuft, schneidet sie bei Arvato Infoscore in Baden-Baden viel schlechter ab:
Mit 440 von 700 erreichbaren Punkten liegt ihre „Erfüllungswahrscheinlichkeit“ unter dem Durchschnitt. Ein Witz: Die erfolgreiche Selbstständige müsste als zahlungskräftiger Single eigentlich zur begehrten Zielgruppe von Versandhäusern gehören. Doch stattdessen fürchtet sie jetzt, dass sie aufgrund dieses Scorings in Zukunft bei Online-Bestellungen öfter Schwierigkeiten bekommen wird. Und vielleicht auch bei Bankkrediten oder Handyverträgen.
Wie sich Kunden gegen ein falsches Scoring wehren
Kunden, denen aufgrund des Scorings eine Vertragsleistung verweigert wird, sollten bei dem betreffenden Unternehmen eine Begründung für die Ablehnung verlangen. Laut § 6a Bundesdatenschutzgesetz steht Betroffenen zu, dass ihnen die wesentlichen Gründe dieser Entscheidung mitgeteilt und erläutert werden.
Wer zweifelt, ob die Berechnung des Scorings seriös ist, kann sich an den Datenschutzbeauftragten des Landes wenden, in dem die Auskunftei ihren Sitz hat. Denn er hat die behördliche Aufsicht und kann Einblick in Berechnungsverfahren nehmen. Das ist die einzig wirkliche Kontrollmöglichkeit, die Verbraucher haben, wenn sie nicht gleich Sachverständige und Gerichte bemühen wollen.
Unter Umständen lohnt es sich, mit der Auskunftei selbst Kontakt aufzunehmen. Laut Geschäftsführer Wolfgang Hübner gibt es bei Arvato Infoscore die Möglichkeit, externe Scorewerte im Rahmen einer Sperrung „neutralisiseren“ zu lassen, das heißt einer Übermittlung grundsätzlich zu widersprechen. „Dazu ist eine entsprechende schriftliche Nachricht an uns ausreichend.“
Die Gegenseite
Gerade kleinere Versandhändler und Onlineshop-Betreiber sind täglich dem Risiko von Zahlungsausfällen ausgesetzt. Wie die Schufa mitteilt, ist gerade der Kauf auf Rechnung für Unternehmen riskant, weil er mit höheren Zahlungsausfallquoten verbunden ist. Laut dem E-Payment-Barometer von ibi research an der Uni Regensburg beklagen 31 Prozent der Händler beim Kauf auf Rechnung einen Zahlungsausfall von mehr als drei Prozent. Bei Kreditkarten-Zahlung verzeichnen nur sechs Prozent der Händler nennenswerte Ausfälle.
Das kann Unternehmen in finanzielle Schieflage bringen, warnt die Schufa – „gerade bei kleineren Unternehmen wirkt sich dies schnell zur Existenzbedrohung aus“. Insofern versuchen Unternehmen, schwarze Schafe unter neuen Kunden schon im Vorfeld auszusortieren. Wirtschaftsauskunfteien wollen Online-Händlern mit dem Scoring eine Möglichkeit bieten, ihr Risiko zu begrenzen. Arvato macht darauf aufmerksam, dass falsche Scores nach schriftlicher Stellungnahme neutralisiert werden können.
6 Kommentare zu "Streitfall des Tages: Wie Sie sich gegen Auskunfteien wehren"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Anonym
Ich habe heute mal bei der Consumer Data GmbH in Baden-Baden angerufen und hinterfragt, was da denn alles so verwendet wird für dieses Scoring! Es werden lediglich negative Einträge verwendet aber positives Zahlungsverhalten wird überhaupt nicht berücksichtigt!!! Ich finde das eine Frechheit, Menschen in irgendwelche Schubladen zu schieben! Selbst wenn man einen negativen Eintrag hat z.B. abgeschlossene Privatinsolvenz mit erteilter Restschuldbefreiung, kann man daraus auch lernen und zukünftig noch mehr darauf achten das man nicht nochmal in so eine Situation kommt. Aber wenn die positiven Sachen sowieso nicht zählen...!!! Echt traurig ist das!!!
Homer
Hier sind die Firmen selber gefragt. Diese sollten sich ganz klar von solchen Auskunfteien distanzieren. Wenn sich niemand mehr an diese Gauner wendet, stimmt auch der Umsatz plötzlich wieder. Ich persönlich zahle Grundsätzlich nur Bar und nehme die Ware gleich mit *Punkt* Bessere Verhandlungsmöglichkeit und dadurch günstigere Angebote, außerdem hat man bei Garantiefällen immer einen Ansprechpartner vor Ort ! Und wer mir keinen Handy, Telefon oder was auch immer Vertrag geben möchte, der hat dann wohl schon genug Kunden. Lasst Euch da draußen nicht so einen Schwachsinn überdrücken, ihr habt das Geld und die wollen es. Wer auch immer mit solchen Gauner Machenschaften arbeitet, der muß sich nicht wundern am Ende gefressen zu werden !
locked...
Eine Auskunftei zu bemühen und auch ein paar ehrliche Kunden zu verlieren ist für den Händler immer noch billiger als an irgendwelche Gauner zu liefern und hinterher seinem Geld hinterher zu laufen. Ein Mahnbescheid ist schnell beantragt, aber wenn der Käufer clever ist legt er Widerspruch ein. Dann findet ein Prozess am Wohnort des Verbrauchers statt, er erscheint nicht, irgendwann Versäumnisurteil, ...Offenbarungseid, ... er setzt sich ab/ zieht um und widerspricht der Weitergabe seiner Adresse... Und jedes mal sind Gebühren fällig. Und jetzt kommt der Knaller: Die MWSt. ist sofort mit Rechnungsstellung fällig, erstattet bekommt man sie erst wenn die Forderung abgeschrieben wird. Das alles bezahlen im Endeffekt die ehrlichen Kunden.
Hier wäre der Gesetzgeber gefordert. Ein wirksames Instrumentarium gegen säumige Zahler wäre der beste Schutz auch für die ehrlichen Kunden.
assaas
Ich finde ebenfalls dass die Beweispflicht hier bei den Auskunfteien liegen sollte. Und das diese voll Haftbar zu machen sind und Klagewege erleichtert werden müssen.
Ich selbst bin erstaunt was da passiert. Mir wurden, weil mich die Coface nicht kannte nur 10k€ Volumen zugeteilt. Ich bin R. Mein Auftragsempfänger lehnte deshalb ab einen 50k€ Auftrag entgegen zu nehmen. Nun muss ich aktiv werden und der Coface meine Geschäftszahlen offen legen damit mein Limit erhöht wird. Ich finde das mehr als ärgerlich und empfinde das als Nötigung.
black
Diese Auskünfte kann man doch meistens in der Pfeife rauchen; wie es im Artikel bereits erwähnt wurde: Geschäftsinhalt dieser Auskunfteien ist: Verkauf von Informationen. Scheinbar spielt die Qualität dieser Informationen es eine untergeordnete Rolle; wenn man real erlebt ( als Firma ) wie Auskunfteien Informationen einholen oder einholen wollen. Sowas dilettantisches hab ich noch nicht erlebt...und da gehören auch Firmen wie Cxxx und co dazu
Thomas-Melber-Stuttgart
Nun, eine Anzeige wegen Kreditgefährdung u.a. wäre doch ein erster Schritt.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Ich habe heute mal bei der Consumer Data GmbH in Baden-Baden angerufen und hinterfragt, was da denn alles so verwendet wird für dieses Scoring! Es werden lediglich negative Einträge verwendet aber positives Zahlungsverhalten wird überhaupt nicht berücksichtigt!!! Ich finde das eine Frechheit, Menschen in irgendwelche Schubladen zu schieben! Selbst wenn man einen negativen Eintrag hat z.B. abgeschlossene Privatinsolvenz mit erteilter Restschuldbefreiung, kann man daraus auch lernen und zukünftig noch mehr darauf achten das man nicht nochmal in so eine Situation kommt. Aber wenn die positiven Sachen sowieso nicht zählen...!!! Echt traurig ist das!!!
Hier sind die Firmen selber gefragt.
Diese sollten sich ganz klar von solchen Auskunfteien distanzieren. Wenn sich niemand mehr an diese Gauner wendet, stimmt auch der Umsatz plötzlich wieder.
Ich persönlich zahle Grundsätzlich nur Bar und nehme die Ware gleich mit *Punkt*
Bessere Verhandlungsmöglichkeit und dadurch günstigere Angebote, außerdem hat man bei Garantiefällen immer einen Ansprechpartner vor Ort !
Und wer mir keinen Handy, Telefon oder was auch immer Vertrag geben möchte, der hat dann wohl schon genug Kunden.
Lasst Euch da draußen nicht so einen Schwachsinn überdrücken, ihr habt das Geld und die wollen es. Wer auch immer mit solchen Gauner Machenschaften arbeitet, der muß sich nicht wundern am Ende gefressen zu werden !
Eine Auskunftei zu bemühen und auch ein paar ehrliche Kunden zu verlieren ist für den Händler immer noch billiger als an irgendwelche Gauner zu liefern und hinterher seinem Geld hinterher zu laufen.
Ein Mahnbescheid ist schnell beantragt, aber wenn der Käufer clever ist legt er Widerspruch ein. Dann findet ein Prozess am Wohnort des Verbrauchers statt, er erscheint nicht, irgendwann Versäumnisurteil, ...Offenbarungseid, ... er setzt sich ab/ zieht um und widerspricht der Weitergabe seiner Adresse... Und jedes mal sind Gebühren fällig. Und jetzt kommt der Knaller: Die MWSt. ist sofort mit Rechnungsstellung fällig, erstattet bekommt man sie erst wenn die Forderung abgeschrieben wird.
Das alles bezahlen im Endeffekt die ehrlichen Kunden.
Hier wäre der Gesetzgeber gefordert. Ein wirksames Instrumentarium gegen säumige Zahler wäre der beste Schutz auch für die ehrlichen Kunden.
Ich finde ebenfalls dass die Beweispflicht hier bei den Auskunfteien liegen sollte. Und das diese voll Haftbar zu machen sind und Klagewege erleichtert werden müssen.
Ich selbst bin erstaunt was da passiert.
Mir wurden, weil mich die Coface nicht kannte nur 10k€ Volumen zugeteilt. Ich bin R. Mein Auftragsempfänger lehnte deshalb ab einen 50k€ Auftrag entgegen zu nehmen.
Nun muss ich aktiv werden und der Coface meine Geschäftszahlen offen legen damit mein Limit erhöht wird.
Ich finde das mehr als ärgerlich und empfinde das als Nötigung.
Diese Auskünfte kann man doch meistens in der Pfeife rauchen; wie es im Artikel bereits erwähnt wurde: Geschäftsinhalt dieser Auskunfteien ist: Verkauf von Informationen. Scheinbar spielt die Qualität dieser Informationen es eine untergeordnete Rolle; wenn man real erlebt ( als Firma ) wie Auskunfteien Informationen einholen oder einholen wollen. Sowas dilettantisches hab ich noch nicht erlebt...und da gehören auch Firmen wie Cxxx und co dazu
Nun, eine Anzeige wegen Kreditgefährdung u.a. wäre doch ein erster Schritt.