
Schwierige Sprache durchzieht Informationsbroschüre von Banken – es gibt kaum Ausnahmen.
Berlin Deutschlands Banken reden an ihren Kunden vorbei - das ist laut „Welt am Sonntag“ das Ergebnis einer Studie der Universität Hohenheim und des Ulmer Instituts H&H Communication Lab, das sich der Verbesserung der Kommunikation von Unternehmen widmet. Analysiert wurden dem Bericht zufolge 168 Dokumente von 62 Banken im Hinblick auf ihre Verständlichkeit.
„Einige Banken halten nicht einmal die grundlegendsten Verständlichkeitsregeln ein“, fasste Studienautor Frank Brettschneider die Ergebnisse der Studie dem Bericht zufolge zusammen. „Die Institute schwelgen in Fachbegriffen, stricken komplizierte Schachtelsätze und verlieren sich in Endlosparagrafen.“
Nicht nur Berater machen Fehler, einige Produkte sind per se nicht für alle Anleger geeignet. Vor welchen Produktklassen die Verbraucherschützer warnen.
Die Kundenvertreter warnen vor den Beteiligungsmodellen des grauen Kapitalmarktes, bei denen grundsätzlich ein „sehr hohes Verlustrisiko“ bestehe. Das betrifft etwa Beteiligungen an Immobilien, Schiffen oder unternehmerischen Aktivitäten. Eine staatliche Aufsicht sei kaum vorhanden, die Kosten wenig transparent und die Vertriebsprovisionen hoch. Das Fazit: „Generell sollten Sie von solchen Kapitalanlagen die Finger lassen“.
Auch von dieser Produktklasse raten die Verbraucherzentralen pauschal ab: „Meist werden Zertifikate von Banken gestrickt, um schnell auf einen modischen Anlagetrend aufspringen und den Kunden entsprechende Anlageprodukte verkaufen zu können“. Die Komplexität sei von Laien vielfach nicht nachvollziehbar. Das Fazit: „Anlagezertifikate sind Modeerscheinungen, auf die Sie ohne Not verzichten können“.
Diese Anlageform soll ausschließlich dem Verkäufer nützen der „in den komplizierten Konstruktionen hervorragend jede Menge Kosten verstecken kann“. Das Fazit: Lieber gleich einen Fonds kaufen.
Eine Warnung gibt es auch vor Spezialpapieren. „Wenn ein Wertpapier nicht von einem renommierten Herausgeber stammt und ganz offiziell an der Börse gehandelt wird, sollten Sie es auf gar keinen Fall Kaufen“, raten die Verbraucherschützer. Die Erfahrung hätte gezeigt, dass die Ausfallrisiken höher und die Renditechancen niedriger seien. Das Fazit: Finger weg.
Zocker müssen wissen was sie tun – oder es besser lassen. Derivate, Optionsscheine oder Termingeschäfte bergen das Risiko des Totalverlustes. Hier sei es wie im Lotto. „Die allermeisten verlieren Geld, und
nur ganz wenige sind auf der Gewinnerseite“. Fazit: Nur für vermögende Glücksritter.
Die Banken müssten sich daher nicht über den Vorwurf wundern, sie würden gelegentlich absichtlich unverständlich formulieren, etwa, um Risiken von Geldanlagen zu verschleiern, sagte der Professor für Kommunikationswissenschaften laut „Welt am Sonntag“. So seien etwa die Allgemeinen Geschäftsbedingungen bei sämtlichen Banken auf einem Sprachniveau formuliert, das dem von Doktorarbeiten in Politikwissenschaft entspreche.
Auch in anderen Dokumenten seien Bandwurmsätze mit bis zu 119 Wörtern, umfangreicher Nominalstil und jede Menge Anglizismen üblich. Selbst die sogenannten Produktinformationsblätter (PIB), die seit einigen Jahren den Kunden beim Produktverkauf überreicht werden müssen, fielen bei den Wissenschaftlern weitgehend durch. Dabei sei hier sogar gesetzlich vorgeschrieben, dass die Blätter leicht verständlich sein müssten.
Etwas besser fiel das Urteil dem Bericht zufolge nur für die so genannten FAQ-Bereiche in den Internetauftritten der Banken aus. Dort werden häufig gestellte Fragen (Frequently Asked Questions) beantwortet. Hier näherten sich die meisten Texte einem mittleren Verständlichkeitsniveau an. Dennoch fänden sich auch dort Bandwurmwörter wie „Einzugsermächtigungslastschriftverfahren“ oder „Gemeinschaftsfreistellungsauftrag“. Zufriedenstellend sei das Ergebnis daher auch hier nicht.
„Es gibt kein Institut, das voll und ganz auf verständliche Formulierungen setzt“, resümierte Brettschneider. Dabei könnten sie sich gerade dadurch von ihren Wettbewerbern unterscheiden.

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