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Verbraucherzentrale Finanzexperten beraten am Bedarf vorbei

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kritisiert die Qualität der Finanzberatung in Deutschland. 200 Fälle haben die Verbraucherschützer unter die Lupe genommen, in 176 davon wurde der Kunde am Bedarf vorbei beraten.
17.05.2011 - 19:50 Uhr 3 Kommentare
Bankenviertel in Frankfurt: Verbraucherschützer kritisieren die Institute für den Verkauf von risikoreichen Produkten. Quelle: dpa

Bankenviertel in Frankfurt: Verbraucherschützer kritisieren die Institute für den Verkauf von risikoreichen Produkten.

(Foto: dpa)

Stuttgart/Berlin Trotz aller neuen Auflagen der Politik bleibt die Finanzberatung in Deutschland beklagenswert schlecht. Das stellt die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg fest, die zwischen Oktober 2010 und April 2011 die Fälle aus ihrer Beratungspraxis ausgewertet hat. In 176 der 200 analysierten Fälle wurden nach Beratungsgesprächen mit einem Bank-, Versicherungs- oder freien Berater Verträge abgeschlossen, die nicht dem Bedarf der Anleger entsprechen.

Das Ergebnis ist zwar insofern zu relativieren, als dass vor allem verunsicherte Kunden die Verbraucherzentralen aufsuchen. Trotzdem ist für den Finanzexperten bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Niels Nauhauser, die Lage klar: "Es ist keine Verbesserung der Qualität der Finanzberatung zu erkennen." Den durch Fehlberatung entstehenden Schaden schätzt Nauhauser auf 49 bis 98 Milliarden Euro im Jahr. Das entspricht ein bis zwei Prozent des Geldvermögens der deutschen Privathaushalte, das die Bundesbank auf 4,8 Billionen Euro beziffert.

Oft ließen sich die Kosten reduzieren oder durch bessere Anlagen höhere Erträge erzielen, begründet Nauhauser die Schätzung. Beispielsweise würden Anleger oft ihr Geld bei der Hausbank für Minizinsen von etwa 0,3 Prozent parken, obwohl es am Markt ohne großen Aufwand und höheres Risiko rund einen Prozentpunkt mehr gäbe. Viele teure Rentenversicherungen brächten weniger als zwei Prozent Rendite ein, drei Prozent seien hier leicht zu erreichen, meint Nauhauser. Bei Fonds könne man zudem billigere Varianten wählen. Und wer einen Immobilienkredit habe, sollte in jedem Fall zunächst sein Darlehen abzahlen, als Sparverträge weiter zu bedienen, die deutlich weniger einbrächten, als das Darlehen koste.

Als häufigsten Beratungsfehler stellten die Verbraucherschützer überteuerte Verträge fest (siehe Grafik). Bei mehr als jedem zweiten Vertrag war das Verlustrisiko zu hoch, wenn man die Risikobereitschaft der Anleger richtig berücksichtigt hätte. Fast die Hälfte der Verträge waren zu unflexibel. Und ein gutes Fünftel der Anlagen war so intransparent, dass sie allenfalls "zufällig" zu den Anlegerbedürfnissen passen könnten, meint Nauhauser. So berichtet er von einer Familie, der fünf Versicherungen, ein Bausparvertrag und ein Sparplan für Aktienfonds verkauft wurden, obwohl die Familie auch noch ein Darlehen für eine Immobilie abzuzahlen hatte. Allein die Abschlusskosten der nicht bedarfsgerechten Versicherungen summierten sich laut Nauhauser auf rund 13000 Euro. Wegen dieser hohen Provisionen würden solche Policen gern empfohlen, meint er.

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3 Kommentare zu "Verbraucherzentrale: Finanzexperten beraten am Bedarf vorbei"

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  • Interessant wäre zu wissen, ob sich die Risikoneigung der Kunden vor der Anlageentscheidung mit der Risikoneigung der Kunden nach dem eingetretenen Werteverlust deckt?

    Nach meinen Erfahrungen gibt es da gravierende Verschiebungen, weshalb ich nach wie vor den "Finanzführerschein" propaiere. Denn gut vorgebildete Kunden brauchen weniger Verbraucherschutz und sind deutlich kritischer als eingehend beratene unvorgebildete Kunden, selbst wenn diese Beratung protokolliert wurde.

    Häufig unterschreiben die Verbraucher jedes beliebige Dokument ohne das Kleingedruckte wirklich gelesen oder gar verstanden zu haben. Leider!

  • Zitat: "Wir brauchen mehr ethische Standards und mehr Ausbildung", sagt Jan Altmann, Geschäftsführer der deutschen German CFA Society. "Man hat den Eindruck, dass im Vertrieb falsch gearbeitet wird."

    Also ich glaube, der Vertrieb funktioniert einwandfrei. Die Frage ist nur, ob man den "Schaden" als solchen bennent. Wenn man ihn nämlich mal als das betrachtet, was er auf Seiten der Bank ist -- nämlich ein Gewinn, dann ist der Vertrieb extrem gut und höchst effektiv. Er macht eben das, wozu er da ist: VERKAUFEN.

    Der Käufer muss sich eben, BEVOR er etwas Kaufen will, informieren und nicht erst beim Verkäufer... Der wird immer das eigene Produkt als Optimallösung verkaufen, anders verdient er ja auch nichts...

  • Ich kann es fast nicht mehr hören! "Finanzexperten beraten schlecht!" "Seit dem Crash 2008 sind Banker in der Kritik!" BlaBlaBla!
    Ich frage: "Wer schützt uns eigentlich vor den selbsternannten sog. Verbraucherschützern?
    Ich gestehe: Ich bin Bankkauffmann einer regionalen Geno-Bank und das inzwischen 20 Jahre. Seit dem ist mir einiges an Irrationalität vorgekommen. Bei Kunden, Vorgesetzten, Bankenaufsicht UND Verbraucherschutz!
    Denn wenn man sich die "Tipps" von z. B. Finanztest ansieht, dann graust es mir häufig: Es ist eine Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen. Siehe das letzte Heft: Hier wird allen Ernstes bei steigenden Zinsen und Verschuldungskrise über den Kauf von Staatsanleihen und Rentenfonds räsoniert!!
    Im übrigen waren die sog. Verbraucherschützer auch bei mir (wie sich später herausstellte): Im März o. April 2009 wollte ein Paar (sie zum Beobachten) Teur 30,0 bis max. 5 Jahre und ganz sicher anlegen. Ich empfahl Tagesgeld und Wachstumsparen (beides Kontoanlagen). Das war wohl nicht wie gewünscht, denn obwohl diese meine Empfehlung der "Musterlösung" entsprach, wurde in der nächsten Ausgabe von Finanztest über die "jämmerliche" Beratung "der" Banken gelästert.
    NUR: Meine Bank wurde gar nicht als getestete Bank genannt!
    Das heißt: Hier wird Manipuliert! DAS ist unseriös!
    Aber für Herrn Tenhagen hat sich das finanziell bestimmt gelohnt! Laut eigener Aussage hat Finanztest jetzt extra Geld vom Staat (Steuerzahler) erhalten!!!

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