Altersvorsorge Riester-Rente: Marktführer beschränkt Fonds-Angebot

Seit Jahren diskutieren die Finanzbranche und Politiker über eine Reform der als kompliziert, oft teuer und renditeschwach geltenden Riester-Rente.
Frankfurt Die Tatenlosigkeit der Bundesregierung bei der angekündigten Reform der Riester-Rente lässt den Marktführer geförderter Fonds-Verträge handeln: Das genossenschaftliche Fondshaus Union Investment bietet neue Verträge für die Förderrente für die private Altersvorsorge ab Juli nur noch mit einer Mindestlaufzeit von 20 Jahren an.
Zudem will der Anbieter lang laufende Verträge künftig mit einer höheren Aktienquote ausstatten, um die Chance auf höhere Renditen zu verbessern.
Verträge mit kürzerer Laufzeit rechneten sich im andauernden Niedrigzinsumfeld wegen der Kapitalgarantie der eingezahlten Beiträge nicht mehr, begründet Union mit seinen knapp zwei Millionen Riester-Verträgen im Bestand. Damit erhalten Menschen ab Mitte 40 beim Marktführer für Fonds-Riester-Renten künftig keinen geförderten Vertrag mehr.
Der zweite große Anbieter von Fonds-Riester-Renten, die Deutsche-Bank-Tochter DWS, will seine „Rolle im Riester-Markt überdenken und entscheiden“ – je nachdem, ob die Bundesregierung ihre für diese Legislaturperiode versprochene Reform der Förderrente fürs Alter hinbekommt oder nicht.
Seit Jahren diskutieren die Finanzbranche, Verbraucherschützer und Politiker über eine Reform der als kompliziert, oft teuer und renditeschwach geltenden Riester-Rente.
Kapitalgarantie bei Riester in der Kritik
Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag 2018 versprochen, angesichts der abschmelzenden gesetzlichen Rente die Verbreitung der privaten Altersvorsorge zu verbessern.
Bisher gibt es gut 16 Millionen Riester-Verträge, Anspruch auf eine Förderung haben doppelt so viele Menschen im Land. Vor allem Geringverdiener haben keine Zusatzvorsorge.
Versicherungen stellen mit gut zehn Millionen Verträgen die mit Abstand meisten Riester-Renten vor gut drei Millionen Fonds-Verträgen und 1,8 Millionen Immobilien-Riestern sowie knapp 600.000 Banksparplänen. Besonders in der Kritik bei der Riester-Rente steht die Kapitalgarantie der eingezahlten Beiträge: Um sie zu erfüllen, müssen Riester-Anbieter in der Welt niedriger Kapitalmarktzinsen so viel Kapital in wertstabile, unrentable Bonds stecken, dass kaum noch etwas für Anlagen mit Renditechancen übrig bleibt.
Versicherer fürchten das Ende der Förderrente
Während Fondsanbieter an ihren Produkten schrauben, fürchten die Versicherer bereits das Ende der Förderrente.
Nachdem beschlossen ist, dass der Garantiezins für Lebensversicherungen Anfang 2022 auf 0,25 Prozent sinkt, „werden sich viele Riester-Anbieter ab 2022 vom Markt zurückziehen“, warnte der Hauptgeschäftsführer des Versicherer-Verbandes GDV, Jörg Asmussen, vor einigen Tagen. Der Grund: Die Anbieter „können dann den vom Gesetzgeber verlangten 100-Prozent-Beitragserhalt unter dem neuen Höchstrechnungszins nicht mehr garantieren“, erklärte der Versicherungsexperte.
Somit führt der auch für die Riester-Policen maßgebliche Zins „zu einer De-facto-Beerdigung der Riester-Rente“, mahnte Asmussen.
Der niedrigere Garantiezins bringt die Versicherer in eine Zwangslage, weil sie das Kapital garantieren und zugleich künftig nur mit einer jährlichen Verzinsung von 0,25 Prozent kalkulieren dürfen.
So fällt es ihnen schwer, bis zum Ablauf des Vertrags ihre Kosten zu decken, die bis zu zehn Prozent der Beiträge ausmachen. In der Lebensversicherung bieten viele Unternehmen im Neugeschäft bereits nur noch Policen ohne langfristige Zinsgarantien und mit eingeschränkten Beitragsgarantien an.
Daher appellierte Asmussen an die Politik, in einer Teilreform vor der Bundestagswahl wenigstens die Beitragsgarantie zu senken, um „negative Folgen für die Altersvorsorge zu vermeiden“.
Reform noch vor der Bundestagswahl immer unwahrscheinlicher
In Berliner Regierungskreisen hält man eine Reform der Förderrente bis zu den Bundestagswahlen – ob nun in Teilen oder umfassend – indes für immer unwahrscheinlicher. Im federführenden Bundesfinanzministerium betont man nach wie vor, dass „die Meinungsbildung zu den sehr unterschiedlichen Vorschlägen zur Zukunft der geförderten privaten Altersvorsorge noch nicht abgeschlossen ist“. In Berlin gilt als klar, dass sich vor allem die SPD gegen eine Reform der Förderrente sperrt, weil sich die Sozialdemokraten nicht mit der Abschaffung der Kapitalgarantie anfreunden können.
Unterschiedlichste Reformkonzepte liegen seit Langem auf dem Tisch: Die Finanzbranche macht sich stark für eine Weiterentwicklung der Riester-Rente mit einem Standardprodukt samt einfacher Förderung ohne Kapitalgarantie. Verbraucherschützer sowie die schwarz-grüne hessische Landesregierung plädieren für einen staatlich organisierten Vorsorgefonds.
Mehr: Wie die Liberalen die gesetzliche Rente um einen Kapitalmarktanteil ergänzen wollen
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