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Altersvorsorge Vorsorgeatlas Deutschland: Gesetzliche Rente reicht im Alter nicht aus

Allein mit der gesetzlichen Rentenversicherung werden viele ihren Lebensstandard im Alter nicht halten können. Auch eine Aktienrente käme laut Experten zu spät.
27.10.2021 - 12:59 Uhr Kommentieren
Die künftige Rentenentwicklung sehen Experten weniger entspannt. Quelle: dpa
Senioren auf einer Parkbank

Die künftige Rentenentwicklung sehen Experten weniger entspannt.

(Foto: dpa)

Frankfurt Nur knapp die Hälfte der Deutschen kann mit der gesetzlichen Rente ihren Lebensstandard im Alter sichern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Finanzwissenschaftlers Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg, durchgeführt im Auftrag der Fondsgesellschaft Union Investment.

„Wir müssen Schluss machen mit illusionären Ansprüchen. Wir brauchen eine Rente, die leistungsgerecht, generationengerecht, nachhaltig und sicher ist. Davon sind wir weit entfernt“, sagte der Experte bei der Vorstellung seines „Vorsorgeatlas Deutschland 2021“ am Mittwoch in Frankfurt.

Sowohl er als auch Union-Investment-Chef Hans Joachim Reinke fordern Reformen. Das Thema ist auch Teil der Koalitionsverhandlungen in Berlin. „Was am Ende rauskommt, ist unklar“, sagte Reinke.

Bei Beibehaltung des Rentenniveaus würde der Beitragssatz schon im nächsten Jahrzehnt 23 Prozent erreichen – und dann weiter steigen müssen. „So kann es nicht bleiben, denn dieses System wird ein Akzeptanzproblem mit künftigen Beitragszahlern haben“, so Raffelhüschen. Bis zum Jahr 2045 seien doppelt so viele Rentner zu erwarten. Der Wissenschaftler fordert deshalb beispielsweise ein „striktes Beitragsprimat auf 20 Prozent“.

Die aktuellen politischen Diskussionen über eine Kapitaldeckung in der Altersvorsorge sind ihm zufolge „ein Witz, denn so was hätten wir schon vor 30 Jahren gebraucht“. Raffelhüschen vergleicht: „Sie würden auch einem Kranken keine Medizin verschreiben, die erst wirkt, wenn er schon tot ist.“

Lebensstandard kann wohl nicht gehalten werden

Ähnlich drastisch sieht er die Diskussion über einen Vorsorge-Staatsfonds: „Es wäre so, als würden Sie einem Hund zwei Knochen hinwerfen und ihm sagen: Einer ist für morgen.“ Sein Vertrauen in den Staat sei hier gering.

Die am Mittwoch vorgelegte Datensammlung gibt einen Überblick über die künftige Situation der Altersvorsorge in Deutschland auf Basis der aktuell gültigen Rahmenbedingungen für die erste, zweite und dritte Säule.

Die heute 20- bis 65-Jährigen erhalten danach bei Renteneintritt über die gesetzliche Rente durchschnittlich 47 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens – nach heutiger Kaufkraft entspricht das 1449 Euro monatlich. Dieser Wert liegt deutlich unter der Grenze von 60 Prozent, ab der laut Raffelhüschen der gewohnte Lebensstandard gehalten werden kann.

Jeder Dritte unterversorgt

Mit Einbindung der zweiten Säule wie betrieblicher Altersvorsorge oder Riester-Rente steige der Anteil von 47 auf 63 Prozent. „Das ist ein Durchschnitt und bedeutet daher, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung den Anteil zur Sicherung des Lebensstandards nicht erreicht“, erklärte Raffelhüschen.

Mit den zusätzlichen privaten Sparanstrengungen in der dritten Säule, mit Geld- und Immobilienvermögen, steigt die Quote laut seiner Rechnung auf 80 Prozent. Beliebt sind hier beispielsweise regelmäßige Einzahlungen in Aktienfonds.

Union-Investment-Chef Reinke sieht ebenfalls einen übergreifenden Reformbedarf: „Der Generationenvertrag wird kippen, wenn keiner handelt“, sagte Reinke. Reformstau und die Coronafolgen führten zu noch größeren Finanzierungslücken in der gesetzlichen Rente. Dazu komme das Niedrigzinsproblem, das Anpassungen in allen drei Säulen der Vorsorge nötig mache.

Mehr Rendite mit mehr Aktien

In der zweiten Säule und damit auch bei der Riester-Rente ist laut Reinke beispielsweise eine Senkung der Beitragsgarantie sinnvoll. Dadurch könne mehr Geld in renditeträchtige Anlagen wie Aktien fließen.

Auf der Wunschliste für die neue Regierung stünden auch ein einfacheres Zulassungsverfahren und eine Erweiterung des Förderkreises. Diese Vorschläge von Fonds-, Versicherungs- und Bausparbranche hätten schon in der letzten Legislaturperiode auf dem Tisch gelegen.

Reinke verteidigte die Riester-Rente. „Sie setzt sozialpolitisch an der richtigen Stelle an, Jüngere und Frauen sparen hier sehr viel.“ Auch Geringverdiener seien stark vertreten. 16 Millionen Deutsche haben einen Riester-Sparvertrag. Union Investment zählt 1,8 Millionen. Die DWS hatte dieses Geschäft wegen zu hoher Komplexität im Sommer aufgegeben, die Deka bewirbt es nicht mehr. Doch Union Investment als größter Spieler im Fondssegment auf diesem Feld will es weiter betreiben. Trotz aller politischen Diskussionen über die Zukunftsfähigkeit des Modells glaubt Reinke an ein Überleben des Konzepts.

Mehr: Wie die betriebliche Altersvorsorge gestärkt werden kann

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